Benjamin und seine Väter Frankfurt liest ein Buch

Sabine Baumann, Lothar Ruske, Ina Hartwig und Silke Tabbert stellen das Programm vor. Foto: faure

Frankfurt (jf) – Benjamin Weis wird im März 1919 im Marienkrankenhaus geboren. Wer sein Vater ist, lässt seine Mutter Anna im Dunkeln. Aber der Anwalt Fritz Bernoulli kümmert sich um die junge Familie, bietet der ledigen Mutter eine Stellung in seiner Kanzlei und eine Wohnung in seinem Haus in der Berger Straße an. Benjamin ist auf der Suche nach seinem Vater, stellt ihn sich als großen Helden und Abenteurer vor, der irgendwann mit vielen Geschenken aus Amerika zurückkommen würde. Fatal, wenn Anna diese Geschichte unterstützt, sich schließlich mit dem Sohn zum Bahnhof aufmacht, um den Heimkehrenden abzuholen.

Herbert Heckmann (1930 bis 1999) schrieb seinen Debütroman „Benjamin und seine Väter“ 1962. Zur achten Ausgabe von „Frankfurt liest ein Buch“ erschien eine Neuauflage im Verlag Schöffling & Co. mit einem Nachwort von Peter Härtling. „Der Roman ist keine Biografie, aber aus einer kindlichen Perspektive heraus geschrieben, ein Kunstgriff“, erläuterte Kulturdezernentin Ina Hartwig anlässlich der Programmvorstellung des Lesefestes. Schöffling-Lektorin Sabine Baumann informierte kurz über den Autor. Herbert Heckmann, geboren in Frankfurt, war während der Kriegsevakuierung in Kassel im Spessart, legte das Abitur in Gelnhausen ab und studierte Philosophie, Germanistik und Geschichte an der Frankfurter Goethe-Universität, an der er auch 1957 promoviert wurde.

„Eigentlich sind alles Highlights“

Erste Arbeiten erschienen in der Studenten-Zeitschrift Diskus. Er lehrte an den Universitäten in Münster und Heidelberg, war Gastdozent an der Northwestern University Evanston/Illinois und gehörte zur den Herausgebern der im S. Fischer Verlag erscheinenden Neuen Rundschau. Außerdem war er freier Mitarbeiter beim Hessischen Rundfunk und Professor an der Hochschule für Gestaltung Offenbach. Seit 1977 war Heckmann Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt, von 1984 bis 1996 deren Präsident. Er ist Autor von über 60 Publikationen. „Heckmann war ein Tausendsassa, schrieb, spielte Geige, engagierte sich vielfältig – und kochte hervorragend“, fasste Baumann zusammen.

Lothar Ruske, Organisator von Frankfurt liest ein Buch, erläuterte das Programm: „Eigentlich sind alles Highlights“, sagte er. Insgesamt listet die Vorschau über 90 Veranstaltungen an rund 70 Orten – Buchhandlungen, Büchereien, Cafés, Museen, Einzelhandelsgeschäfte, Kirchen, sechs Schulen, Vereine, vier Privatwohnungen, literarische Spaziergänge – mit etwa 80 Kooperationspartnern auf. Nicht nur in Frankfurt, sondern auch in Offenbach, Bad Vilbel, Oberursel, Ginsheim-Gustavsburg, Hanau, Bad Soden, Eschborn und Gießen finden Veranstaltungen statt. Beispielsweise wird am Dienstag, 25. April, in der Romanfabrik im Ostend ein Abend mit dem Komponisten Moritz Eggert, Sohn von Herbert Heckmann, stattfinden.

Förderung vom Kulturamt

Im Museum für Kommunikation am Schaumainkai wird am Freitag, 28. April, die Fliegende Volksbühne zu Gast sein und unter dem Zitat „Ich scheiße auf alle Väter, die uns ein solches Leben eingebrockt haben“ ein szenische Lesung aufführen. In der Johanniskirche in Bornheim wird am Samstag, 29. April, der Organist Carmenio Ferrulli und die Künstlerin Anna von Monkiewitsch eine musikalische Performance mit Bildern unter der Überschrift „Wir alle sind Fragment. Ähnlicher als auf diesem Bild wirst du dir niemals sehen“ zu erleben sein.

„Frankfurt liest ein Buch“ wird vom Kulturamt der Stadt Frankfurt, vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, erstmals vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain, von der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen, der Fraport AG und vom Hotel Villa Orange gefördert. Bei zahlreichen Veranstaltungen ist der Eintritt frei, mehr Details zum Lesefest sind unter frankfurt-liest-ein-buch.de zu finden. Neben der Printausgabe ist auch eine CD im Verlag Schöffling & Co. erschienen, auf der Herbert Heckmann den Roman selbst liest – die Produktion des Hessischen Rundfunks entstand 1996.