Was in der ehemaligen Kaufhof-Immobilie am Marktplatz geplant ist „Stadthof“ wird eine kleine Stadt

So könnte die Feierabend-Kneipe mit Brauerei-Flair aussehen. Ein Betreiber wird noch gesucht. Bild: -

Hanau – Nach der Insolvenz des Galeria-Kaufhof-Konzerns hat die Stadt Hanau die hiesige Warenhaus-Immobilie am Marktplatz gekauft. Kosten: 25 Millionen Euro. Der Megadeal und die Planungen haben bundesweit für Aufsehen gesorgt. Im März wurden die Schlüssel übergeben. Nunmehr konkretisieren sich die Planungen für die künftige Nutzung des prominenten Gebäudes, das fortan „Stadthof Hanau“ heißt. Die wichtigsten Fakten:

Was passiert derzeit in der Immobilie?

Nachdem die Fassade im Bauhaus-Stil und mit Pastelltönen optisch aufgewertet wurde, warten und reparieren momentan Fachleute im Inneren die rund 20 technischen Anlagen – von den Elektroinstallationen über Sicherheitseinrichtungen bis zu den Aufzügen.

Für welche Etage sind die Planungen am weitesten gediehen?

Fürs Erdgeschoss. Dort soll die Immobilie „schnell eine Leuchtturmfunktion erfüllen“, formuliert es Stadtentwickler Martin Bieberle. Will heißen: Es sollen Schau- und Kauflustige angelockt werden. „Erlebnishandel“ ist laut Bieberle das Stichwort. Voraussichtlich im Oktober will man eröffnen.

Wie ist das Parterre konzipiert?

Das Karbener Unternehmen Satis&fy hat das Design fürs Erdgeschoss und die Ladenflächen konzipiert, rund 20 sogenannte Shop-Schollen von 16 bis 106 Quadratmetern Größe. Vielfalt ist angesagt: Da gibt es in der Computeranimation der künftigen Etage beispielsweise eine Einheit im Holzdesign, um die Ecke tut sich ein lang gestrecktes Ladenlokal mit pastellfarbenen Streben auf, daneben eine Art Kiosk im Vintage-Look und ein Shop mit großem Rollladen. „Hinter jeder Ecke und Abzweigung soll es etwas Neues zu entdecken geben“, sagt Daniel Freimuth, Geschäftsführer der Hanau Marketing GmbH (HMG). Für die „Schollen“ werden derzeit Mieter beziehungsweise Betreiber gesucht.

Wie geht man dabei vor?

Die Shops sind gestalterisch von den Designern vorgegeben. Für das Interieur gibt es quasi ein Musterbuch, aus dem die Mieter das Ladeninnere an ihre Bedürfnisse anpassen können.

Gibt es viele Interessenten?

Ja, sagen Bieberle und Freimuth. Mit rund 25 potenziellen Handelspartnern werden angeblich Gespräche geführt. Man sei vom Feedback positiv überrascht, sagt Freimuth. „Die sind alle total begeistert.“ Gesucht werden jedenfalls Mieter, die innovativ und kreativ sind, heißt es.

Welche Shops wird man im Stadthof finden?

Da ist etwa von einem Shop die Rede, in dem ein Start-up Designerkleidung präsentiert, oder von einem Uhrenstand mit Schauwerkstatt. In kunstvollem Ambiente soll in einem anderen Shop alles rund um Zahnhygiene angeboten werden. Es könnte außerdem eine Ladeneinheit mit Beautyprodukten geben. Für eine Kneipe, in der man ein Feierabendbier in Brauereiatmosphäre trinken kann, wird ebenso ein Betreiber gesucht wie für eine Kaffeetheke oder eine Bar mit nicht-alkoholischen Getränken. Einig ist man sich offenbar mit einem Bäckereibetrieb, der ebenfalls in besonderem Design antritt. Und auch eher Skurriles soll dabei sein, etwa ein Klopapier-Shop, in dem man Rollen und Design individuell auswählen und gestalten lassen kann. Außerdem ist ein Podcast-Studio nebst gläsernem Büro geplant. Auch das soll besonders gestaltet sein: in überdimensionalen Buchstaben. Mit einem verwinkelten Grundriss will man allenthalben die Neugier potenzieller Besucher wecken. Bieberle: „Stadt in der Stadt ist unser Leitmotiv.“

Wie viel sollen die Mieter zahlen?

Neben ihrem Anteil an den Neben- und Betriebskosten für den Stadthof zunächst recht wenig. Dafür will man in der Startphase die Vertragslaufzeiten kurzhalten –und voraussichtlich auf sechs Monate limitieren. Danach sollen die Mieten, abhängig vom Geschäftserfolg, deutlich angehoben werden.

Wird es auch einen öffentlichen Bereich im Erdgeschoss geben?

Ja. Herzstück ist eine sogenannte Agora, ein Forum, das sowohl als Treffpunkt als auch als Ort für Veranstaltungen dient.

Wie lange soll das Konzept der Zwischennutzung laufen?

Wohl länger, als anfangs geplant. Jetzt ist von mehreren Jahren die Rede.

Was passiert mit dem Untergeschoss?

Hier ist man noch in einem frühen Planungsstadium. Die Möglichkeiten reichen von der Ansiedlung eines Supermarkts bis zu einer Erweiterung der Tiefgarage. Am konkretesten sind Pläne für ein Erlebnisareal. Geplante Eröffnung: 2025. Dazu könnte eine große Sandlandschaft gehören, auf der ein renommierter Spielzeughersteller Bagger & Co. zum Ausprobieren anbietet. Oder eine Art Verkehrskindergarten mit Bobbycar- und Laufrad-Bahn, gekoppelt an einen entsprechenden Shop. Die Idee eines Clubs im Souterrain ist zumindest auf längere Sicht nicht vom Tisch, sagt Martin Bieberle. Allerdings ist hierfür eine Nutzungsänderung notwendig – ein rechtlich und in der Folge womöglich auch baulich aufwendiges Verfahren.

Und die anderen Stockwerke?

Das erste Obergeschoss soll zur Bildungsetage werden. Wichtigste Bausteine: Ein MINT-Center der Kathinka-Platzhoff-Stiftung, in dem naturwissenschaftlich-technische Berufe präsentiert und erlebbar werden. Zudem soll die Brüder-Grimm-Berufsakademie dort einziehen. Nur: Das alles wird länger dauern, als zunächst geplant. Da eine Kernsanierung notwendig ist, ist die Nutzung der Etage frühestens 2026 möglich. Folge: Die Kathinka-Platzhoff-Stiftung könnte mit ihrem MINT-Angebot übergangsweise ins Foyer des Rathaus-Verwaltungsbaus einziehen, nennt OB Claus Kaminsky als favorisierte Option. Im Foyer war zuletzt der Stadtladen ansässig, der bekanntlich ins City-Center umgesiedelt ist. Und die Grimm-Berufsakademie könnte bis zur Fertigstellung der ersten Etage einen Großteil das dritten Obergeschosses im Stadthof belegen.

Entsprechend würde sich der dort geplante Umzug der Hanau-Marketing GmbH und des städtischen Veranstaltungsbüros aus dem Haus des Handwerks (Schlossplatz) verzögern.

Wer betreibt den neuen Stadthof?

Die städtische Bauprojekt Hanau GmbH in Eigenregie. Zuletzt wurde bereits Personal für das ehrgeizige Stadthof-Projekt eingestellt.
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