Bei ihrer Variation setzen die Schülerinnen und Schüler jedoch nicht auf besonderen Schnickschnack, sondern auf die Zubereitung: „Wir machen sie mit Liebe“, sagt Sonya Achmadi. Dann schmecke sie auch gut. Umstrittene Zutaten wie Mayonnaise oder Knoblauch sind bei der Herstellung tabu. „Wir nehmen sieben Kräuter, Quark und Schmand“, sagt Ahmad Taimoori. Wobei es für den Afghanen gar nicht so einfach ist, sich an die teils komplizierten Namen der Zutaten zu erinnern. Doch gemeinsam mit seinen Mitschülerinnen und mit ein wenig Unterstützung von Lehrerin und Projektleiterin Andrea Liberona zählt er dann die entsprechenden Vokabeln auf.
Dabei sind nicht alle Schüler so begeistert vom Zubereiten des Gerichts wie Sonya Achmadi. An Sahar Mohammadi gewandt, fragt Andrea Liberona etwa: „Erzähl mal, warum du eigentlich keine Grüne Soße mehr machen willst.“ Man müsse die Kräuter ganz klein schneiden, antwortet die Schülerin. Das sei anstrengend. Sie spricht aus Erfahrung: Gemeinsam mit ihre Klassenkameraden und -kameradinnen hat sie für das Bistro im Bildungshaus bereits 30 Liter der Soße hergestellt.
Dort steht das Gericht gelegentlich auf der Speisekarte und kann ebenso mit nach Hause genommen werden, wie Andrea Liberona berichtet, die den Schülern unter anderem auch Deutsch beibringt, während ihre Kollegin Sonja Casper sie in der Küche anleitet. „Wir könnten die Grüne Soße auch mal mit Döner essen“, schlägt Liberona ihren Schülern indes vor und erhält als Antwort ein „Ihhhh!“ Auch in diesem Punkt ist Sonya Achmadi nicht der Meinung ihrer Mitschüler. „Was stimmt mit euch nicht?“, fragt sie in die Runde. Sie kann sich die Kombination sehr gut vorstellen.
Grüne Soße hat sie, wie auch die anderen in ihrer Klasse, während des Unterrichts zum ersten Mal probiert. Denn die Kursteilnehmer kommen aus Afghanistan, Somalia und Eritrea. Den Geschmackstest hat das Traditionsgericht bei der Mehrheit von ihnen bestanden. Nur manchen Gaumen mag die Rezeptur nicht munden.
Für das Festival in der Mainmetropole braucht es eine Menge von 50 Liter, kündigt Lehrerin Andrea Liberona. Bei ihren Schülern löst sie damit angesichts der vielen Arbeit ein lautes Stöhnen aus. Müssen doch ebenso viele Päckchen der Kräutermischung zerkleinert werden. Sie einfach in den Mixer zu werfen, kommt allerdings nicht infrage, wie Liberona weiter verdeutlicht.
Schließlich gehöre Handarbeit zur Grünen Soße dazu. Insgesamt zwei Tage seien für die Vorbereitung notwendig. Weil das Budget begrenzt ist, können nur zwei der insgesamt 16 Schüler zur Präsentation mit nach Frankfurt fahren. Doch auch ohne die Beteiligung am Festival steht den Schülern einiges bevor. In zwei Wochen machen sie ihren Hauptschulabschluss. Dafür haben sie rund ein Jahr gelernt. Im Anschluss beginnen sie ihre Ausbildung beziehungsweise streben ihren Realschulabschluss an. Hoch im Kurs stehen Berufe im medizinischen Sektor. Ahmad Taimoori will zahnmedizinischer Fachangestellter werden und hat auch schon seinen Ausbildungsvertrag unterschrieben.
Von Anna Scholze