Vom Glauben beim Fußballspiel Rüdiger Fritsch und Sascha Schnobrich bei Buchschlager Gespräche

Um „Fußball und Kirche“ drehten sich die jüngsten Buchschlager Gespräche zwischen Sascha Schnobrich (von links), Geschäftsführer des SC Hessen Dreieich, Rüdiger Fritsch, Präsident der Darmstädter Lilien, und Pfarrer Jochen Spengler. Foto: col

Dreieich (col) – Das gibt es auch nicht alle Tage – Fußball in der Kirche. Mit Rüdiger Fritsch, Präsident der Darmstädter Lilien, und Sascha Schnobrich, Geschäftsführer des SC Hessen Dreieich, waren sachkundige Gesprächspartner zu den Buschlager Gesprächen in die evangelische Kirche gekommen. Es war ein Feiertag für Pfarrer Jochen Spengler – trug er doch einst selbst stolz das Trikot von Darmstadt 98 und ist wohl einer der glühendsten Fans des Vereins am Böllenfalltor. Thema des Abends in der gut besuchten Kirche war „Fußball und Kirche“.

Mit einer Predigt führte Jochen Spengler in seine ganz persönliche Welt des runden Leders und der Liebe zu den Lilien ein. Er erinnerte an die emotionalen Momente des Aufstiegs in die dritte Liga und den Durchmarsch in die Bundesliga, er erzählte vom Teamgeist dieser besonderen Mannschaft, verbunden durch ein weiß-blaues Erfolgsbändchen , entworfen von einem schwer krebskranken jungen Mann. In den Stadien sei Gott nicht richtig eingeplant – zumindest nicht während des Spiels. „In Sachen Begrifflichkeit scheint es irgendwie religiös zu zu gehen, wenn vom heiligen Rasen die Rede ist, dem Spieler X als Fußballgott und bei einem illegal und mit der Hand erzielten Tor Maradonas von der Hand Gottes gesprochen wird“, sagte Spengler. Mit all dem habe der wirkliche Gott nichts zu tun. „Wenn Gott einen Erlöser schickt, so wirkt der für immer – im Falle des Christentums nun schon seit 2 000 Jahren. Ein Trainererlöser hingegen hat eine viel kürzere Halbwertszeit“, so Spengler.

Bändchen als Glücksbringer

Rüdiger Fritsch sprach überaus sympathisch von seinem Herzensverein, zu dem er in den dunkelsten Stunden der Vereinsgeschichte stieß – als die Insolvenz gerade noch abgewendet werden konnte. Heute habe Darmstadt 98 20 festangestellte Mitarbeiter – zum Vergleich, Eintracht Frankfurt hat über 80 Mitarbeiter, Bayern München über 500. Bei einem der Entscheidungsspiele, bei denen die Verantwortlichen auf 50 Zuschauer hofften, formierten sich die Fans zu einem Sternenmarsch zum Böllenfalltor. „Es kamen 5 000 Menschen – beachtlich für die Hessenliga. Da haben wir gemerkt, wir haben eine Mission, wir müssen den Verein retten“, erzählt Fritsch. Er erklärte auch das blau-weiße Bändchen, dass das fast schon verloren geglaubte Relegationsspiel gegen Bielefeld positiv beeinflussen sollte. „Noch heute tragen die Spieler dieses Bändchen bei jedem Spiel unter dem Tape am Arm.“ Die Sportprofis sprachen über die eigene Religiosität, Schnobrich erzählte, dass er in seiner Jugend sehr katholisch geprägt war, und über die Religiosität gerade der südamerikanischen Spieler. Die Buchschlager Gespräche endeten an diesem Abend mit der Fußballhymne „You Never Walk Alone“.