Infoveranstaltung vom Borreliose und FSME Bund zum 30-jährigen Bestehen „Zecken nicht in der Toilette hinunterspülen“

Ab acht Grad Celsius krabbeln die Zecken aus ihren Winterquartieren hervor. Bild: Fischer

Frankfurt/Taunus (iz) – Sie sind kaum mit dem bloßen Auge zu sehen, stechen zu und können Erkrankung hervorrufen – Zecken. „Zecken sind ganzjährig aktiv. Ab acht Grad Celsius krabbeln sie hervor. Das kann auch im Winter sein“, betont Ute Fischer vom Borreliose und FSME Bund, der dieses Jahr sein 30-jähriges Bestehen feiert. Neben der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die das ganze Jahr übertragen werden kann und gegen die es eine Impfung gibt, ist die Borreliose die weitaus gefährlichere Erkrankung, die einem der Holzbock verpassen kann.

Allein in der Statistik ist die Borreliose gegenüber der FSME-Erkrankung deutlich führend. „Im vergangenen Jahr infizierten sich in Hessen 18 Patienten mit FSME, aber 45.000 mit Borreliose“, stellt sie klar.

„Wenn eine Borreliose rechtzeitig vom Arzt erkannt wird, gibt es mit Hilfe einer längeren Antibiotika-Therapie gute Erfolgsaussichten“, sagt sie. Fischer, die selbst viermal daran durch ihre Tätigkeit als Reisejournalistin erkrankte, weiß: Nicht jeder Arzt verfügt über das notwendige Wissen. „Es gibt immer noch keine standardisierten Tests, die auf Antikörper im Blut reagieren“, moniert sie. Das sei ein Problem der Pharmaindustrie, die an einer Standardisierung kein Interesse hätte. Seit Jahren diskutiert der Verein zudem mit Ärzten über die Neuausrichtung der Leitlinien, nach denen Mediziner eine Erkrankung diagnostizieren können. 2019 hat Fischer zuletzt an den Leitlinien mitgearbeitet. „Zum anderen gibt es Probleme mit der Kassenärztlichen Vereinigung, die dem Arzt Regresse androht, wenn die Therapie zu teuer wird“, weiß Fischer, die selbst 20 Fachbücher über Borreliose geschrieben hat. Regelmäßig veröffentlicht der Verein die Zeitschrift „Borreliose Wissen“.

Erst 1981 entdeckt Wilhelm Burgdorfer, dass Zecken Bakterien – die Borrelien – übertragen und die Krankheit auslösen. Fischer selbst erkrankte 1983 das erste Mal, zu diesem Zeitpunkt war die Krankheit noch wenig erforscht: „Ich habe gelitten wie ein Hund.“ Inzwischen hat sich einiges getan. Seit 2004 finden regelmäßig von Seiten des Borreliose Bundes Fortbildungen für Ärzte statt. Auf Initiative des Vereins hat sich die Deutsche Borreliose Gesellschaft mit Wissenschaftlern und Medizinern gegründet, der rund 240 Mitglieder angehören.

Eine Borreliose kann lange Zeit nach einem Stich auftreten. „Sie geht nicht immer mit einer Wanderröte einher“, stellt die 76-Jährige klar, die für ihre Aufklärungsarbeit zu dem Thema beim Borreliose und FSME Bund in Deutschland 2022 das Bundesverdienstkreuz erhielt. Wer einen Zeckenstich feststellt, sollte den Parasit so schnell wie möglich entfernen und die Einstichstelle desinfizieren. Dann heißt es beobachten. „Frühe Symptome können sein Knieschmerzen, Wanderröte, grippeartige Abgeschlagenheit, Konzentrationsstörungen, Gelenkschmerzen, Nackensteife“, zählt sie auf.

Zu den späten gehören Orientierungs-, Sprach- und Wortfindungsstörungen, Karpaltunnelsyndrom, Gesichtslähmung, Hautirritationen. Wer draußen war, sollte mit den Händen den Körper abstreifen, insbesondere in Kniekehlen, Armbeugen, Achseln, Schamgegend, Leisten und hinter den Ohren schauen. „Die Fingerkuppen sind sensibel und ertasten kleine Hubbel“, erklärt sie.

Möchte jemand seine Kleidung nach der Gartenarbeit weiter anziehen, empfiehlt es sich, diese in den Trockner zu tun, da Zecken die heißen Temperaturen nicht überleben. Eine 60-Grad-Wäsche dagegen schon. „Zecken können drei Wochen unter Wasser überleben. Daher sollte man sie nicht in der Toilette hinunterspülen, sondern am besten verbrennen“, rät Fischer.

Weitere Informationen rund um die Borreliose, Selbsthilfegruppen und mehr stehen im Internet unter borreliose-bund.de. Akute Hilfe bietet die Hotline montags bis donnerstags von 10 bis 12.30 sowie freitags von 18 bis 20 Uhr unter Z 0180 5006935 an.

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