Wenn ein Rädchen ins andere greift 120 Ironman-Helfer an der Radstrecke in Enkheim

Los geht’s: Zwischen sechs und sieben Uhr werden an der Verpflegungsstelle in Enkheim die Getränke für die Radfahrer vorbereitet. Foto: sh

Bergen-Enkheim – Es gibt wohl kaum jemanden, der keinen Respekt vor den sportlichen Höchstleistungen der Ironman-Triathleten hat. 3,8 Kilometer schwimmen, 180 Kilometer Rad fahren (aufgrund einer Baustelle dieses Mal sogar 185 Kilometer) und 42,195 Kilometer laufen – kein Wunder, dass da vom „längsten Tag des Jahres“ gesprochen wird. Ein langer Tag ist es auch für die Helfer an der Strecke. Die Redakteurin des Bergen-Enkheimer war selbst dabei und packte an der Verpflegungsstelle in Enkheim an der Vilbeler Landstraße mit an:

Die erste Disziplin lautete früh aufstehen, denn um sechs Uhr war Treffen der Helfer an der Vilbeler Landstraße/Ecke Taschnerstraße. Dass mein Wecker an einem Sonntag im Hochsommer einmal vor dem ersten Vogelzwitschern klingeln würde, hätte ich mir auch nicht träumen lassen. Die Müdigkeit war schnell abgeschüttelt und mit dem Fahrrad ging es vorbei an den bereits aufgestellten Straßensperren zum Treffpunkt, wo die Teamleiter Petra Eibl und Terrence Troesch die Helfer-Shirts ausgaben. Dieses Jahr in Kornblumenblau.

Die Ironman-Helfer bauen Tische auf und zapfen den Hydranten an

Frisch eingekleidet machten sich insgesamt 120 Helfer ans Werk, die angelieferten Tische und Sonnenschirme aufzubauen und den Hydranten für die Wasserversorgung anzuzapfen. Ich war beim Wasser-Team eingeteilt und wir machten uns gleich daran, kistenweise Plastikflaschen auszupacken, die Deckel abzuschrauben, die Flaschen im Wasserbottich unterzutunken und die befüllten Flaschen wieder mit den Schraubdeckeln zu verschließen. Das Team, bestehend aus Neulingen wie mir und „alten Hasen“, arbeitete Hand in Hand – zügig, aber nicht hektisch – und erstaunlicherweise griff ohne Ansage ein Rädchen ins andere.

Isotonische Getränke werden in großen Fässern angerührt

An den weiteren Verpflegungspunkten entlang der Vilbeler Landstraße wurden derweil Bananen zurechtgeschnitten, die Energieriegel und Gels vorbereitet sowie fässerweise nach Orange riechende Iso-Drinks angerührt und in Flaschen gefüllt. „Bei den Iso-Drinks und den Bananen war ich auch schon eingeteilt. Am Ende klebt alles“, sagte mir Gerdi, die schon seit vielen Jahren beim Ironman an der Radstrecke in Bergen-Enkheim mithilft. Auch die „Special Needs“-Station an der Taschnerstraße wurde aufgebaut. Dort waren die mit Startnummern versehenen Plastikbeutel für jene Athleten deponiert, die spezielle Nahrung haben wollten. „Oft ist Schokolade drin oder belegte Brötchen oder auch ein dick in Marmelade getunktes Hörnchen“, erklärte mir das „Special Needs“-Team.

An der Station „Wasser 1“ standen die roten, mit Trinkwasser befüllten Flaschen inzwischen dicht bei dicht auf den Tischen und warteten auf durstige Sportler. Um kurz vor acht kündigte das Zeitmessfahrzeug den Führenden der ersten Radrunde an. Der Australier Josh Amberger wollte nichts trinken und nach ihm kam erst einmal lange niemand.

Die Triathleten passieren nach dem Schwimmen auf den Fahrrädern Bergen-Enkheim

Doch nach und nach passierten immer mehr Radler auf ihrer ersten Runde die Verpflegungsstation. Den meisten war nach dem Schwimmen offenbar nicht nach Wasser zumute, sie wollten lieber süße, isotonische Getränke. Alle „Anreicher“ waren mit „Water“, „Gel“, „Iso“, „Fruits“ oder „Cola“ beschrifteten Leibchen gut zu erkennen, trotzdem bewährte es sich, in Marktschreier-Manier auszurufen, was man für die Triathleten bereithielt. Und das am besten gleich mehrsprachig, schließlich war das Teilnehmerfeld international.

Bei der Übergabe der Wasserflaschen ist gutes Timing gefragt

Die Übergabe der Getränkeflaschen an die Radfahrer lief nicht immer glatt. Während des Fahrens im rechten Moment zuschnappen, war nicht so einfach. Einige Flaschen fielen dabei zu Boden. Diese wurden von uns Helfern schnell mit einem Fußkick an den Rinnstein befördert, damit sie nicht auf der Fahrbahn herumkullerten. Oliver Eibl, der den Bereich mit aufmunternder Musik aus Rock und Pop beschallte, hielt uns und auch die Zuschauer, die sich in Enkheim zum Anfeuern der Sportler versammelt hatten, mittels Ansagen übers Mikrofon bei Laune. „Enkheim ist zu einem richtigen Stimmungsnest geworden“, erklärte Oliver Eibl. Der Verpflegungspunkt ist erst vor ein paar Jahren von der Marktstraße an die Vilbeler Landstraße gewandert – auf Wunsch der Athleten, denen es an der Marktstraße oft zu eng war.

Wasserflaschen werden beim Ironman im Sekundentakt ausgegeben

Die heiße Phase für die Wasserversorgung kam, als die Triathleten ihre zweite Radrunde in Angriff nahmen. Die benutzten Flaschen der Sportler mussten im Akkord aufgeschraubt, eventuell entleert, gespült, neu gefüllt und wieder verschlossen werden. Und in der zweiten Runde griff fast jeder Sportler zur Pulle – und sei es nur, um sich das kühle Nass über den Nacken laufen zu lassen. Im Sekundentakt gingen die Wasserflaschen weg. Action pur am Wasserstand bei der kein T-Shirt trockenblieb. Trotz hohen Stresslevels funktionierte unser Team wie ein Uhrwerk. Langsam dünnte das Teilnehmerfeld aus. Zeit, noch mal bei den „Special Needs“-Kollegen vorbeizuschauen. Ein erschöpfter Triathlet stieg dort vom Rad ab und gab Teamleiterin Petra Eibl bescheid: „Ich höre auf.“ Die Teamleiterin informierte per Mobiltelefon die Rennleitung. Doch nachdem sich der Sportler ein wenig erholt hatte, änderte er seine Meinung: „Ich mache doch weiter“, sagte er und stieg wieder aufs Rad. 70 Kilometer Rad fahren und ein Marathonlauf lagen noch vor ihm.

Das grün beflaggte Polizeiauto gibt die Rennstrecke wieder frei

Gegen 13.20 Uhr passierte dann der letzte Triathlet die Verpflegungsstation. Ihm folgte das grün beflaggte Polizeiauto, das die Rennstrecke wieder für den Verkehr freigab. Petra Eibl war mit den Abläufen an der Verpflegungsstation sehr zufrieden. Sie freute sich vor allem darüber, dass trotz Ferienzeit so viele freiwillige Helfer zusammenkamen, für die nun 25 Euro „pro Nase“ wahlweise dem Verein, dem sie angehören, oder dem Kinderhospiz „Bärenherz“ gespendet werden.

Viele Helfer haben sich einen Tag nach dem Ironman bei der offiziellen Helfer-Party in der Eissporthalle wiedergesehen, die anderen sehen sich sicher im kommenden Jahr wieder – bei Wasser, Iso-Drinks und Bananen. Schnappschüsse vom Einsatz an der Verpflegungsstelle gibt es in der Bildergalerie.

Sabine Hagemann