Clemens Meyer tritt seine „Amtszeit“ an Ankunft des neuen Stadtschreibers von Bergen-Enkheim

Clemens Meyer reiht sich in die Namen der Bewohner des Stadtschreiberhauses ein. Foto: zko

Bergen-Enkheim (zko) – Literatur als Volksfest: Dieses Motto war wieder Programm, als die symbolische Schlüsselübergabe und somit auch die Amtsübergabe des Stadtschreibers von Bergen-Enkheim stattfand. Nach Thomas Melle zieht nun Clemens Meyer als 45. Stadtschreiber ins Häuschen An der Oberpforte 4 ein.

Die vielen Besucher im Festzelt auf dem Berger Marktplatz wurden von Bergen-Enkheims Ortsvorsteherin Renate Müller-Friese (CDU) und Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) herzlich begrüßt, namentlich genannt wurde die politische und literarische Prominenz. „Es wäre uns eine Freude, wenn Sie Ihren Aufenthalt in unserer Stadt nutzten, um interessante Texte zu schreiben“, richtete Feldmann seine Worte direkt an Clemens Meyer.

Jens Bisky hält die Festrede beim Stadtschreiberfest

Festredner Jens Bisky, leitender Feuilletonredakteur und Buchautor, sprach über Großstädte und ihre Bewohner. Ein Großstadtbewohner habe kürzlich geäußert, dass „Gentrifizierung eine Form des Kriegs sei, nur leiser“, sagte Bisky. Das städtische Plus der Anonymität stehe gegen den Fluch der Einsamkeit und man entgehe den negativen Auswüchsen der Urbanität dadurch, dass man sich eine persönliche Überschaubarkeit schaffe. Der urbane Alltag würde durch kleine Fluchten erst lebenswert, erklärte der Schriftsteller. Er sehe starke Kommunen als die wichtigsten Statthalter gegen Ödnis und Separierung. Sie seien in der Lage, dafür zu sorgen, dass sich Großstädte aktuell und zukünftig positiv entwickeln. Clemens Meyer machte seinem Unmut über Biskys Rede lautstark Luft, weil er offenbar wenig mit der Thematik anzufangen wusste.

Thomas Melle verabschiedet sich aus Bergen-Enkheim

Die Abschiedsrede des scheidenden Stadtschreibers Thomas Melle machte ihn einmal mehr zu einem Menschen, der in Bergen-Enkheim tatsächlich eine temporäre Heimat gefunden hat. „Das Haus stand für das Jahr, das wir dort verbracht haben. Vielleicht gibt es ja etwas vom Leben der Vorbewohner weiter, manche Bewohner sahen nach dem Jahr im Haus ziemlich gealtert aus“, sagte er mit ironischem Blick auf die Dinge.

Clemens Meyer ist geerdet im Stadtschreiberhaus angekommen

Clemens Meyer vermittelte in seiner Antrittsrede, dass er sich zunächst in die Berger Gastwirtschaft gesetzt habe, wo auch Stadtschreiber Wolfgang Hilbig oft saß, einer der Autoren, die er am meisten schätze. So sei er bereits geerdet ins Stadtschreiberhaus gekommen. Bergen-Enkheim müsse Utopia heißen, da ein Ort, wo Literatur geschätzt werde, doch Utopia sei, so Meyer weiter in unnachahmlicher Art. Er schloss seinen unterhaltsamen Kurzvortrag voller Wortakrobatik, die das Publikum neugierig auf seine Texte stimmte, mit der märchenhaften Formel: „Heute trink ich, morgen ess‘ ich, übermorgen schließ‘ ich die Augen fest“.

Weitere Artikelbilder