Berger Hang als Faltbuch und Seerosen im Winter Astrid Blasberg stellt in der Anwaltskanzlei Link aus

Die Künstlerin Astrid Blasberg stellt Werke in der Kanzlei von Rechtsanwalt Michael Albert Link aus. Foto: sh

Bergen-Enkheim (sh) – Als experimentierfreudige Künstlerin, die gerne verschiedene Materialien und Techniken ausprobiert, bezeichnet sich Astrid Blasberg. In der Rechtsanwaltskanzlei Michael Albert Link ist bis Ende des Jahres eine Auswahl ihrer Kunst zu sehen.

Wer die Werke der gelernten Buchhändlerin anschaut, entdeckt, dass Blasberg die Natur liebt sowie das gedruckte Wort und natürlich: Bücher. „Variationen und Metamorphosen sind Themen, die mich reizen“, sagt die 1957 geborene Astrid Blasberg. So hat sie zum Beispiel Seerosenblätter im Winter auf Leinwand. Durch die kalten Farbtöne und unebene Oberfläche des Bildes, spüre der Betrachter förmlich die Winterkälte knistern, schildert die Künstlerin.

Die Bergen-Enkheimerin Astrid Blasberg nennt eine Druckpresse ihr eigen 

Außerdem interessieren sie das Serielle und Abläufe. Daher fertigt Blasberg auch gerne Radierungen und Drucke an. In ihrem Zuhause in Bergen-Enkheim steht sogar eine entsprechende Presse. „Ich wende das Verfahren der Itagliotypie an“, erklärt sie und beschreibt die umweltfreundliche Art des Tiefdrucks als „Radierung ohne Säure“. Kennengelernt habe sie diese Druckart in einem Workshop, bei dem der Funke gleich übersprang. Und in der Anwaltskanzlei hat sie sofort den geeigneten Platz für die Präsentation einer Auswahl ihrer Drucke gefunden: Über Michael Albert Links historischen Schreibmaschinen.

Als Buchhändlerin hat Blasberg auch die Buchkunst für sich entdeckt. In so genannten Leporellos, also Faltbüchern, hat sie zum Beispiel den Berger Hang und wie er sich im Lauf der Zeit verändert hat in Fotografien festgehalten. Die Bilder hat sie dann mit ihren Zeichnungen kombiniert. Jedes ihrer Leporellos ist ein Unikat. „In Deutschland fristet das Künstlerbuch ein Nischendasein. In den USA ist das nicht so“, erläutert die Künstlerin.

Die Autobiografie „Ein Haus mit vier Räumen“ inspirierte zu Kunstwerken

Manchmal lässt sich Blasberg auch von Sätzen, Gedichten oder Büchern zu Kunstwerken inspirieren. So stellte sie gemeinsam mit den Künstlerinnen Astrid Haas und Kelly O’Brien in der Fachhochschule Frankfurt unter dem Titel „Ein Haus mit vier Räumen“ aus. Quelle der Inspiration war die Autobiografie der britischen Schriftstellerin Rumer Godden mit gleichnamigem Titel. Aus dem Buch nahm Blasberg die Anregung mit: „Man muss immer mal bei sich ,auslüften’.“

Aufmerksame Bergen-Enkheimer erinnern sich möglicherweise, als im Schaufenster der damaligen „Berger Bücherstube“ Gedichte von Ingeborg Bachmann zu sehen waren. Die Bebilderung der Gedichte stammte von Astrid Blasberg. Seit rund 30 Jahren beschäftigt sich die in Bergen-Enkheim lebende Künstlerin mit Malerei, Zeichnung und Druckgrafik. „Man braucht ein ganzes Leben, um als Künstler seinen Weg zu finden und diesen dann in den Alltag zu integrieren“, erklärt sie. Sie hat für sich eine Methode gefunden, Kunst, Familie und Beruf in Einklang zu bringen: Sie arbeitet projektweise. So zum Beispiel mit ihrem Projekt „Kein Tag ohne Linie“. Inspiriert durch den Ausspruch von Plinius dem Älteren „Nulla dies sine linea“, der für sie bedeutet: Kein Tag sollte ohne Sinn, ohne Arbeit und ohne neue Erkenntnis sein, erstellte sie eine aus jeweils sechs Drucken bestehende und auf 250 Stück limitierte Druckedition „Kein Tag ohne Linie“. „Das war ein abgeschlossenes Projekt“, betont sie. Und wenn ein Projekt abgeschlossen ist, ist sie zufrieden.

Blasberg widmete ein Projekt dem Unterhammer im Karlstal

Im vergangenen Jahr stellte Blasberg zusammen mit Heather Kerley im Karlstal unter dem Titel „Through your eyes – der Unterhammer aus deutscher und amerikanischer Sicht“ aus. „Dieses Projekt haben wir mehr als ein Jahr lang entwickelt. Es beinhaltete viele Spaziergänge vor Ort, bei denen zahlreiche Fotografien entstanden – inspiriert von der Wildheit des Karlstals.

Dass sie nun in einer Anwaltskanzlei ausstellt, sei eigentlich über den Dienstweg passiert. Ein Autounfall erforderte juristischen Beistand – so sei der Kontakt zu Rechtsanwalt Link zustande gekommen. „Als ich erfahren habe, dass er Kunstwerke ausstellt, habe ich mir zunächst die Kanzlei angesehen und war positiv überrascht, wie groß die Räume sind“, sagt Blasberg. Da sie der Auffassung ist, dass „Bilder auch mal rausmüssen“, wurde man sich schnell einig. Michael Albert Link und Astrid Blasberg freuen sich auf viele kunstinteressierte Besucher, die sich die Ausstellung in den Räumen der Anwaltskanzlei in der Marktstraße 62 ansehen kommen.