Rückschau, Hoffnungen und gute Wünsche Die Bergen-Enkheimer begrüßen das neue Jahr

Geballte Frauenpower beim Neujahrsempfang: Erika Pfreundschuh, Renate Müller-Friese, Beatrix Müller-Mamerow, Daniela Birkenfeld und Carolin Fix (von links) hielten Rückschau und Ausblick. Foto: sh

Bergen-Enkheim (sh) – Geballte Frauenpower, eine Ortsvorsteherin ohne Stimme und ein unterhaltsames Bühnenprogramm – das waren die Zutaten des Neujahrsempfangs, zu dem der Vereinsring Bergen-Enkheim und der Ortsbeirat 16 eingeladen hatten.

Mit peppigen Stücken von Abba bis Santiano stimmte das Nachwuchsorchester der Stadtkapelle Bergen-Enkheim unter der Leitung von Oliver Eibl auf die Veranstaltung ein, bevor Carolin Fix, Zweite Vorsitzende des Vereinsrings, und eine heisere Ortsvorsteherin Renate Müller-Friese die Ehrengäste begrüßten.

Apfelweinkönigin plädiert für Feste und Feiern

Die amtierende Bergen-Enkheimer Apfelweinkönigin Katharina III. nahm in ihrer Ansprache Bezug auf die erschreckenden Ereignisse in Berlin und Nizza, die „unser Bewusstsein zu Festen verändert haben“, so die Apfelweinkönigin. Sie appellierte an das Auditorium, sich davon nicht einschüchtern zu lassen. „Feste gehören zur unserer Tradition und Kultur. Sie werden hier vor allem von engagierten Ehrenamtlichen realisiert“, erklärte die Hoheit.

Die Vereinsringvorsitzende Beatrix Müller-Mamerow ergriff das Wort und ließ einige Veranstaltungen aus dem zurückliegenden Jahr Revue passieren, die sie beeindruckt hatten. Auch Müller-Mamerow nahm im Hinblick auf die in diesem Jahr anstehenden Ereignisse im Stadtteil wie das Bergen-Treffen oder die Aufführung des Heimatstücks „Der Schelm von Bergen“ Bezug auf die Geschehnisse in Berlin und Nizza. „Sie werden der Ausführung von Veranstaltungen ihren Stempel aufdrücken. Der Schutz der Bürger ist zu gewährleisten. Dies ist nur mit Unterstützung der Frankfurter Obrigkeit, den Behörden und der Polizei zu stemmen“, sagte Müller-Mamerow mit Blick ins Publikum, wo die Vertreter aus Stadt- und Landespolitik saßen.

Beatrix Müller-Mamerow wünscht sich Reformen bei Gema-Abgaben

Die Vereinsringvorsitzende nutzte die Gelegenheit, weitere Wünsche auszusprechen. So regte sie an, dass die Frankfurter Sporthallen den Vereinen auch in den Ferien zugänglich gemacht werden sollten, wie es bereits im Umland der Fall sei und Reformen im Bezug auf die Gema-Abgaben, „die so manchen Veranstalter aus der Vereinswelt ergrauen lassen“.

Auch die Ortsvorsteherin Renate Müller-Friese wollte es sich nicht nehmen lassen, ihre Wünsche zum neuen Jahr zu äußern, doch ihre angeschlagene Stimme spielte nicht mit. Gut, dass ihre Stellvertreterin Alexandra Weizel zur Stelle war und direkt einsprang. Der Rückblick fiel zunächst einmal etwas negativ aus: Das eingerüstete Alte Rathaus, dessen Untersuchung und Sanierung Millionen kosten und bis mindestens 2020 laufen wird und der Jahrhundertregen, der hohe Schäden im Stadtteil verursacht hat. Doch es gab auch reichlich Positives zu vermelden: Die Pumptrack-Bahn auf dem Marktplatz, die Kneippanlage im Riedbad und der Bücherschrank an der Triebstraße wurden realisiert und auch an der Leuchte soll es endlich vorangehen, sobald die wasserrechtlichen Genehmigungen beim Regierungspräsidium Darmstadt eingeholt seien. Zudem werde ein Verkehrskonzept für Bergen-Enkheim erarbeitet und auch der Fahrradschnellweg nach Bad Vilbel soll kommen.

Pfreundschuh und Birkenfeld loben das Engagement der Ehrenamtlichen

Weitere Frauen am Rednerpult waren die stellvertretende Stadtverordnetenvorsteherin Erika Pfreundschuh und Stadträtin Daniela Birkenfeld, die das Grußwort des Magistrats überbrachte. Beide Damen leben in Bergen-Enkheim und lobten vor allem die viele ehrenamtliche Arbeit die im Stadtteil geleistet wird. Diese suche in anderen Stadtteilen ihresgleichen, sagte Pfreundschuh. Birkenfeld griff das Thema „Geflüchtete“ auf und dankte den Vereinen, die sich über Bergen-Enkheims Grenzen hinaus für Flüchtlinge engagieren.

Einen kleinen Einblick in die Vielfalt des Bergen-Enkheimer Vereinslebens konnten die Gäste beim Neujahrsempfang gewinnen. Auf der Bühne zeigten Schüler des Lehrervereins Lingua Hungarica, der Kinder ungarischer Herkunft in ungarischer Sprache und Kultur unterrichtet, Ausschnitte aus dem Musical „Sei gut bis zuletzt“. Auch die Förder- und Trägergruppe Schelmenspiel zog auf die Bühne. In mittelalterlichen Kostümen warben sie für die Aufführungen des Heimatstücks „Der Schelm von Bergen“, das der Verein im August vor der Schlemenburg aufführen wird. Die Proben beginnen am Montag, 6. Februar , ab 19 Uhr im Clubraum 1 der Stadthalle Bergen. Wer bei dem Spektakel auf oder hinter der Bühne mitwirken will, ist willkommen.

Eine Kostprobe aus dem Bereich Rhythmische Sportgymnastik boten Mitglieder der SG Enkheim unter der Leitung von Ursula Dussa. „Da kommen Mut und Anmut zusammen“, bilanzierte Müller-Mamerow in Anbetracht der grazilen Darbietung. Kleiner Wermutstropfen einer ansonsten rundum unterhaltsamen Veranstaltung: Einen weiteren Sport-Höhepunkt gab es beim Neujahrsempfang nicht, denn die Ehrung der „Sportler des Jahres“ fiel aus.

Keine Ehrung der „Sportler des Jahres“

Eigentlich ist sie untrennbar mit dem Neujahrsempfang des Vereinsrings Bergen-Enkheim und des Ortsbeirats 16 verwoben: Die Ehrung der Sportler und Mannschaft des Jahres. Doch es gab keine Nominierten. „Bei der Wahl zum Sportler des Jahres sind wir auf die Mithilfe der Sportvereine angewiesen“, ließ die stimmlich angeschlagene Ortsvorsteherin Renate Müller-Friese über ihre Stellvertreterin Alexandra Weizel erklären. Nachdem der Ortsbeirat die ansässigen Sportvereine aufgefordert hatte, ihre Athleten für den Preis vorzuschlagen, hätten gerade einmal drei Vereine reagiert – allerdings mit der Aussage, sie hätten niemanden.

Wie der Geschäftsführer des Ortsbeirats Joachim Netz vermutet, legen die Vereine die Messlatte selbst sehr hoch: „Die Auszeichnung ,Sportler des Jahres’ soll eigentlich ein Ansporn sein. Man muss nicht unbedingt einen Meistertitel oder einen ersten Platz errungen haben. Wir möchten den Vereinen gerne etwas Gutes tun.“ Der Ortsbeirat lässt sich die Ehrung der Sportler nämlich gerne etwas kosten: je 250 Euro gibt es für die beste Frau und für den besten Mann, 500 Euro für die beste Mannschaft. Das Geld kommt aus dem Ortsbeiratsbudget.

Ortsbeirat will die Regularien ändern

Entsprechend groß war die Enttäuschung der Jury über die negativen Rückmeldungen. Nun will das Gremium daraus Konsequenzen ziehen und die Regularien ändern. „Bisher mussten die Vereine, die sich für die Auszeichnung bewerben konnten, Mitglied im Landessportbund Hessen sein. So war es zum Beispiel dem Hundesportverein PSV Bergen nicht möglich, mitzumachen“, erklärte Netz. Jetzt will der Ortsbeirat den Wettbewerb für alle Bergen-Enkheimer Vereine öffnen. Statt der „Sportler des Jahres“ soll die Veranstaltung dann „Bestenehrung“ heißen – so zumindest der Arbeitstitel. An den Geldbeträgen für die einzelnen Preisträger und für die Gruppe soll sich nichts ändern. Laut Joachim Netz soll über die Änderung der Richtlinien voraussichtlich in der Februar-Sitzung des Ortsbeirats befunden werden.

 

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