Die Zauneidechsen müssen erneut umziehen Bergen-Enkheimer wollen Reptilien nicht wiederhaben

Umzugsstress für die Zauneidechsen: Für sie soll es von Fechenheim nach Bergen-Enkheim gehen. Doch da kamen sie erst vor drei Jahren her. Foto: Patrick Seeger/dpa

Bergen-Enkheim (sh) – Einst waren sie auf dem Gelände an der Enkheimer Leuchte zu Hause, dann mussten sie nach Fechenheim umziehen, jetzt sollen sie wieder nach Bergen-Enkheim zurückkehren. Dort hält sich die Freude über die geplante Rückkehr der Zauneidechsen aber in Grenzen.

„Wenn die Frankfurter Politik ins Baufieber gerät, ist sie sich für keine Absurdität zu schade“, schimpft Mathias Mund, BFF-Stadtverordneter und Bergen-Enkheimer. Mit „Baufieber“ meint er die Pläne der Städte Frankfurt und Maintal, ein interkommunales Gewerbegebiet südlich des Wilhelmsbader Wegs, auf dem Gelände einer ehemaligen Baumschule in Fechenheim, entstehen zu lassen. Die Gewerbefläche soll der in Fechenheim ansässigen Großmetzgerei Brandenburg ein attraktives Areal bieten. Der Fleischereibetrieb ist schon seit Längerem auf der Suche nach einem rund 15 Hektar großen Grundstück, um dort eine größere, moderne Produktionsstätte zu errichten.

Zauneidechsen mussten vom Neubaugebiet Leuchte nach Fechenheim umziehen

Bevor es mit einem Bauvorhaben losgehen kann, müssen erst einmal die streng geschützten Zauneidechsen das Gelände räumen. Das Prekäre an der Geschichte: Genau dorthin wurden die Tiere im Rahmen einer 1,1 Millionen teuren Umsiedlungsaktion vor rund drei Jahren verfrachtet, weil sie vom Neubaugebiet an der Leuchte in Enkheim weichen mussten. „Das musste damals schnell gehen, damit der Bebauungsplan rechtsgültig werden konnte“, fasst Janina Steinkrüger, persönliche Referentin von Umweltdezernentin Rosemarie Heilig, zusammen. Optimal sei das Biotop in Fechenheim für die Zauneidechsen nicht gewesen, aber da es sich im Besitz des Liegenschaftsamts befindet, konnte der Umzug der Echsen gleich gestartet werden.

Mathias Mund nennt erneute Umsiedlungsaktion eine Groteske

Das Umweltdezernat betrachtet die erneute Umsiedelung der Zauneidechsen als Verbesserung für die Lebensbedingungen der Tiere. „Das Biotop ist aufgrund der Hanglage und des trockenen Bodens viel besser geeignet“, so Steinkrüger. „Eine Groteske, die zum Erheitern angelegt wäre, würde nicht all das Steuergeld kosten, welches anderweitig fehlt“, formuliert es Mathias Mund.

Vertreter des Fechenheimer Ortsbeirats sehen bereits den Beschluss für das neue Gewerbegebiet kritisch. „Unser Ortsbeirat hat den Magistratsbericht abgelehnt, weil er mit heißer Nadel gestrickt wurde“, erklärt Ortsvorsteher Werner Skrypalle (SPD). Wenn durch den erneuten Umzug der Tiere der Artenschutz gewährleistet werde, gehe dieser aber in Ordnung, so Skrypalle.

Laut Thomas Dorn ist die Schaffung eines neuen Gewerbegebiets nicht notwendig

Bedenken, dass das „Hin und Her“ der Zauneidechsen-Population schaden könnte, äußerte Thomas Dorn von der Grünen-Fraktion im Ortsbeirat elf. „Man weiß nicht, wie sie den neuen Standort annehmen werden und war eigentlich froh, dass sie die erste Umsiedlung einigermaßen unbeschadet überstanden haben.“ Wenn es nach Dorn gehe, bestehe für das neue Gewerbegebiet überhaupt keine Notwendigkeit, es gebe in Frankfurt passende Gewerbegebiete, die nur hergerichtet werden müssten. „Eine Versiegelung der Grünfläche am Wilhelmsbader Weg wäre zudem ein Schlag ins Kontor für das Kleinklima“, ist Dorn überzeugt.

Renate Müller-Friese hält von der Rückkehr der Reptilien nach Bergen-Enkheim nichts

Auch die Bergen-Enkheimer Ortsvorsteherin Renate Müller-Friese kann die neue Umsiedlungsaktion der Eidechsen nicht nachvollziehen. „Wie soll man das dem Steuerzahler erklären?“, fragt sie. Sie vermutet, dass sich die Zauneidechsen mit dem Beginn der Bauarbeiten von selbst eine neue Bleibe suchen würden. Von einer Rückkehr der Reptilien nach Bergen-Enkheim hält sie nichts. „Ich will nicht im kommenden Jahr, wenn an der Leuchte wie geplant endlich gebaut werden kann, wieder über Zauneidechsen diskutieren müssen, die dann vom Berger Hang wieder nach Enkheim gewandert sind“, findet Müller-Friese klare Worte.

Für die Umsiedlung der Tiere gibt es laut Steinkrüger noch keinen konkreten Termin, da erst noch weitere Artenschutzgutachten ausstehen. „Möglicherweise haben sich dort mittlerweile weitere geschützte Arten angesiedelt, von denen man nichts weiß“, sagt die Referentin.