Sorgfältig aufbewahrte Erinnerungen Wie Betti Jordan in Bergen-Enkheim heimisch wurde

Betti Jordan lebt seit mehr als 40 Jahren in Bergen-Enkheim und hat zahlreiche Erinnerungsstücke aus ihrem Lieblingsstadtteil gesammelt. Foto: ko

Bergen-Enkheim (ko) – Mit einem Lächeln im Gesicht sitzt Betti Jordan in ihrer Wohnung in der Stettiner Straße in Enkheim am Wohnzimmertisch und sieht ihre Ordner durch, in denen sie sorgfältig alte Programmhefte, Eintrittskarten und andere wichtige Erinnerungsstücke abgeheftet hat. Seit mehr als 40 Jahren lebt die 80-Jährige dort und erinnert sich gerne an die „alten Zeiten“ zurück.

Das Haus, in dem sie noch heute lebt, wurde im Jahr 1972 gebaut, ein Jahr später zog Betti Jordan mit ihrem Ehemann aus der Innenstadt Frankfurts in die Eigentumswohnung in der damals noch selbständigen Stadt Bergen-Enkheim. „Wenn ich überdenke, was sich in den vergangenen Jahren in unserem Stadtteil alles geändert hat, was dazukam, aber auch, was es inzwischen nicht mehr gibt – darüber könnte ich viele Stunden erzählen“, berichtet sie in ihrer liebenswürdigen Art.

Kurz vor ihrem Zuzug eröffnete das Hessen-Center

Nicht lange vor ihrem Zuzug nach Bergen-Enkheim war das Hessen-Center eröffnet worden. Die damals eigenständige Stadt Bergen-Enkheim investierte den Verkaufserlös des gemeindeeigenen Grundstücks in den Bau der Stadthalle in Bergen sowie einer städtischen Badeanlage. Ein Jahr nach dem Zuzug der „Eingeplackten“ wurde der Stadtschreiberpreis von Bergen das erste Mal vergeben: an Wolfgang Koeppen. Die Festrede hielt 1974 kein geringerer als Marcel Reich-Ranicki.

Gute und langjährige Kontakte ließen sich für die zugezogenen Eheleute Jordan über den großen Fastnachtsball in der 1978 eröffneten Stadthalle und später über ihren Kegelclub knüpfen. Die katholische Pfarrgemeinde, allen voran Familie Henze, veranstaltete jährlich den „Ball der Schwarzen Schelme“, Karten dafür bekam man nur über Beziehungen, weil sie so heiß begehrt waren. Die Eintrittskarte zu 25 Mark versprach Tanz bis drei Uhr früh mit dem Orchester Otto Benz. „Der Faschingsball war einer der unangefochtenen Höhepunkte des Jahres. Die Damen kamen in aufwändigster Abendrobe, jede wollte die Schönste sein“, sagt Betti Jordan mit einem erfrischenden Lachen. 

Lebhafte Erinnerungen an die Eingemeindung Bergen-Enkheims

An die Eingemeindung Bergen-Enkheims im Jahr 1977 erinnert sich die Seniorin genauso lebhaft wie an die Eröffnung des Schwimmbads, die Amtseinführung der ersten Apfelweinkönigin durch den Verkehrsverein, die sich etablierenden Stadtteilfeste oder die Inbetriebnahme der U-Bahn. Vieles hat sich inzwischen verändert, aber noch immer oder erst recht ist Bergen-Enkheim der Stadtteil, in dem Betti Jordan sich schon seit Jahrzehnten heimisch fühlt. Seit ihr Mann im Jahr 2000 verstarb ist es etwas ruhiger um die ältere Dame geworden, aber sie bemüht sich weiterhin, rege am Geschehen teilzunehmen, denn eines ihrer Lebensmottos lautet: „Jeder Tag, an dem du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag“, wie es schon Charlie Chaplin formuliert hat.