Bürokratie erfordert einen langen Atem CDU über mögliches Baugebiet in Bergen-Nord

Michael Reiß referierte über das mögliche Neubaugebiet „Bergen-Nord“. Foto: eis

Bergen-Enkheim (eis) – Zu einem Bürgergespräch über ein mögliches Neubaugebiet „Bergen-Nord“ hatte die CDU Bergen-Enkheim geladen. Nach Ansicht des Fraktionsvorsitzenden der CDU im Ortsbeirat 16, Michael Reiß, ist die Entwicklung dieses Gebiets angesichts der Wohnungsknappheit in Frankfurt unverzichtbar.

Bereits heute müsse man sich über künftige Entwicklungen Gedanken machen, fand Reiß und freute sich, rund 25 Bürger zu begrüßen, die sich zu dem Gespräch in der Kleingartenanlage „Hinter der Burg“ eingefunden hatten. Diese befindet sich mitten in dem möglichen Neubaugebiet, ist aber über einen vorhandenen Bebauungsplan rechtlich in ihrem Bestand geschützt, wie Michael Reiß betonte. Das Ortsbeiratsmitglied nannte eine Reihe von Daten und Zahlen zu dem potenziellen Neubaugebiet zwischen Nordring, Vilbeler Landstraße, Erlenseer Straße und der Landesstraße L-521. Schon vor Jahren war dieses Areal als Baugebiet im Gespräch, wurde dann aber aus Gründen des Fluglärmschutzes wieder aufgegeben und unterliegt zum größten Teil einer Siedlungsbeschränkung.

Das Gebiet ist derzeit noch als „ökologisch bedeutsame Fläche“ eingetragen

Nach Abzug der Sportanlage am Landgraben und der Kleingartenanlage verbliebe eine nutzbare Fläche von 28,7 Hektar, erläuterte Reiß. Im regionalen Flächennutzungsplan sei das Gebiet derzeit noch als „ökologisch bedeutsame Fläche“ und „Vorbehaltsgebiet für Natur und Landschaft“ eingetragen. Neben der Kleingartenanlage befinden sich derzeit Streuobstwiesen sowie Äcker und Gärten auf dem Areal. Wie bei Neubaugebieten üblich, werde man diese teilweise in die Bebauung integrieren müssen oder entsprechende Ausgleichsflächen schaffen, sagte der Fraktionsvorsitzende.

Bis zu 1000 Wohneinheiten könnten im Gebiet „Bergen-Nord“ entstehen

Nach Ansicht der Bergen-Enkheimer CDU sollte in dem Gebiet eine unterschiedliche, kleinteilige Bebauung mit Ein- und Mehrfamilienhäusern, aber auch Reihenhäusern erfolgen, darunter auch geförderter Wohnraum. Auch für neue, gemeinschaftliche Wohnformen wie ein Generationenhaus sieht Reiß gute Chancen. Bis zu 1000 neue Wohneinheiten könnten so im Gebiet „Bergen-Nord“ entstehen. Ein bis zwei Kindertagesstätten, eventuell sogar eine Grundschule müssten gebaut werden. Die Erschließung könne durch Busse erfolgen. Vorteilhaft sei zudem, dass das Neubaugebiet quasi direkt an Bergen angrenze und damit kein „Kunstgebilde“ sei.

„Die Siedlungsbeschränkung umfasst nicht das gesamte Gebiet, sondern höchstens 60 Prozent davon“, erklärte Reiß. Zudem sei die Fluglärmbelastung durch den Einsatz leiserer Flugzeuge und geänderte Flugrouten inzwischen nicht mehr so hoch. Dies sehe die Landesregierung seit Kurzem ebenso und wolle daher den Landesentwicklungsplan entsprechend ändern. Nach Ansicht von Reiß könnte die Siedlungsbeschränkung für Bergen-Nord sogar komplett aufgehoben werden.

Nachteil: Von der angrenzende Landstraße her gibt es Lärm

Doch es gibt weitere Hindernisse: Zum einen sei die angrenzende Landesstraße eine Lärmquelle, Lärmschutzmaßnahmen wären unumgänglich. Zum anderen seien die Eigentumsverhältnisse schwierig: Nur 25 Prozent des Gebiets gehören der Stadt, 75 Prozent bestünden aus kleinen Grundstücken mit vielen Eigentümern. Die anwesenden Bürger sahen noch weitere Probleme, etwa die Frischluftzufuhr in den Stadtteil und einen möglichen Wärmestau. Reiß entgegnete, dass es natürlich wichtig sei, die Frischluftschneisen zu erhalten. Seiner Ansicht nach gehöre dieses Gebiet jedoch nicht dazu. Zudem würden ja nicht nur Häuser im Wohngebiet stehen.

Anwohner fürchten zusätzlichen Verkehr

Weitere Anwohner fragten, wie der zusätzliche Verkehr noch verkraftet werden solle. Schon jetzt versinke der Frankfurter Osten im Verkehrschaos. Eine Verlängerung der U-Bahn-Linie U4 sei nicht möglich, erklärte Reiß. Die notwendigen Tunnelarbeiten würden die Häuser in Seckbach nicht unbeschadet überstehen. Den Vorschlag eines Bürgers, die Straßenbahnlinie 20 wieder aufleben zu lassen will die Bergen-Enkheimer CDU aber im Blick behalten: „Die alte Trasse ist noch vorhanden und auch nicht entwidmet. Das wäre möglich“, meinte Reiß.

Als Zeitrahmen für das mögliche Neubaugebiet nannte Reiß acht bis zwölf Jahre, dies sei aber eher optimistisch geschätzt. Neben der Aufhebung der Siedlungsbeschränkung müsste auch der regionale Flächennutzungsplan geändert werden und die Stadt Frankfurt den Bau eines neuen Wohngebiets dort beschließen. Darauf will die CDU hinwirken. Doch in der Politik braucht man einen langen Atem oder wie Reiß sagte: „Die Bürokratie braucht leider viel zu lange.“