Freitag, 26. Januar, gegen 17.30 Uhr: Zwei Männer in langen, dunklen Mänteln betreten das Fachgeschäft für Musikinstrumente von Manfred Beutel an der Vilbeler Landstraße. „Sie kamen mir gleich komisch vor, denn sie gingen ohne jede Begrüßung zielstrebig in den Nebenraum, wo die Vitrine mit den Saxofonen steht“, erinnert sich der 22 Jahre alte Mitarbeiter Dominik Kusnik. Er führte zu diesem Zeitpunkt ein Gespräch mit einem Kunden, bekam aber mit, dass die beiden Männer das Geschäft nach kurzer Zeit schon wieder verließen. „Ich habe gleich nebenan nachgesehen und festgestellt, dass ein Saxofon fehlt. Ich bin den beiden Männern hinterhergelaufen“, berichtet Kusnik.
Komplize wartet in fahrbereitem Auto vor dem Musikhaus Beutel
Vor dem Geschäft sieht der Mitarbeiter einen fahrbereiten dunklen Kleinwagen stehen. Er ruft den beiden Verdächtigen zu, stehen zu bleiben, doch einer von ihnen flüchtet Richtung U-Bahn-Endhaltestelle Enkheim und der andere in Richtung Bergen. Kusnik und der Kunde nehmen die Verfolgung auf. „Der eine Mann riss seinen Mantel auf und rief, dass er nichts bei sich habe. Den anderen konnten wir am Kreisel an der Victor-Slotosch-Straße festhalten“, sagt Kusnik. Die Täter sollen sich sehr aggressiv verhalten haben, sodass der Musikgeschäft-Mitarbeiter und sein Kunde sie wieder laufen ließen.
Gestohlenes Instrument hat einen Listenpreis in Höhe von 5800 Euro
„Diese Flucht zu Fuß war nur ein Ablenkungsmanöver“, ist sich der 59 Jahre alte Inhaber des Geschäfts, Manfred Beutel, sicher. Das Diebesgut war seiner Einschätzung nach schon längst im Auto verschwunden. Bei dem Instrument handelt es sich um ein Altsaxofon der Marke Selmer. „Selmer ist sozusagen der Mercedes unter den Saxofonen. Darin steckt sehr viel Handarbeit“, erklärt Beutel und Kusnik ergänzt: „Der Listenpreis für das gestohlene Instrument liegt bei 5800 Euro.“
Bereits der zweite Diebstahl innerhalb eines Vierteljahrs bei Beutel Musik
Bereits im Herbst wurde in dem Musikgeschäft eine Klarinette gestohlen. „Seinerzeit war meine Frau im Laden. Die Täter verwickelten sie in ein Verkaufsgespräch und entwendeten dann die Klarinette, indem sie diese unter ihrem Mantel versteckten“, berichtet Beutel. Auch das Saxofon wurde unter dem Mantel aus dem Laden getragen. Der Beschreibung nach könne es sich sogar um dieselben Täter handeln, mutmaßt Beutel. Bezeichnend ist für den 59-Jährigen, dass es Kriminelle zurzeit verstärkt auf Saxofone abgesehen hätten. Er hat sich bei seinen Kollegen in der Branche umgehört. „Allein im vergangenen halben Jahr sind deutschlandweit rund 200 Saxofone gestohlen worden“, erklärt er. Meistens seien die Täter nach Geschäftsschluss mit Brachialgewalt vorgegangen, sagt Beutel und schildert einen Fall, bei dem die Diebe die Tür eines Musikinstrumentengeschäfts in Marburg mit einem Gullydeckel eingeschlagen haben, um an die Saxofone zu gelangen.
Instrumenten-Vitrinen sind künftig verschlossen
Beutel vermutet, dass die Instrumente ins Ausland verkauft werden. „In der Regel feilen die Täter vorher die aufgeprägte Seriennummer raus“, erläutert er. Viel Hoffnung, dass das gestohlene Instrument wieder auftaucht, habe er nicht. Um künftig Dieben das Leben schwer zu machen, sind die Vitrinen nun abgeschlossen. Die Kunden des Geschäfts bittet Beutel um Verständnis, wenn es bei großem Andrang zu Verzögerungen in der Bedienung kommt.