Auf Entdeckungsreise in den Frankfurter Stadtteilen Eckenheim: Der Ruhepol im Straßennetz

Auf dem Gelände des Eckenheimer Depots ist auch der Verein Historische Straßenbahn der Stadt Frankfurt zu Hause.

Frankfurt (sh) – Nennt man einen Frankfurter Stadtteil, hat fast jeder ein bestimmtes Wahrzeichen, etwas für den Stadtteil Typisches oder auch ein Klischee vor Augen. Redakteurin Sabine Hagemann hat die Frankfurter Stadtteile besucht, sie erlaufen, auf sich wirken lassen und sich umgeschaut, was es dort neben den üblichen Sehenswürdigkeiten noch so gibt.

Dicke Verkehrsstraßen begrenzen Eckenheim: Der Marbachweg im Süden, die Jean-Monnet-Straße im Westen, die Gießener Straße im Osten und im Norden brausen die Fahrzeuge über die A661. Doch von all dem Trubel merkt man im Inneren des Stadtteils nichts, denn dort geht es ruhig und gelassen zu.

Ich komme mit der U5 am Marbachweg an und starte meine Tour auf dem Neuen Jüdischen Friedhof, der an den Hauptfriedhof angrenzt, aber komplett auf Eckenheimer Gemarkung liegt. Die Begräbnisstätte wirkt sachlich, mit klaren Linien. Die dunklen Klinkersteine des Eingangsportals verströmen eine feierliche Ruhe. Auf einer Gedenktafel ist zu lesen, dass die Steine für die Friedhofsmauer von der zerstörten Hauptsynagoge an der Börnestraße und der Börneplatzsynagoge stammen.

Ich verlasse den Friedhof, folge der Eckenheimer Landstraße und passiere dabei das Studierendenwohnheim an der Porthstraße. Das zwölfgeschossige Wohnhochhaus wird als Kulturdenkmal geführt. Ein beeindruckender Blickfang auf dem nüchternen und funktionalen Gebäude sind die riesigen Wandgemälde von Guido Zimmermann und Missare aus dem Jahr 2017.

Kurz hinter dem Studierendenwohnheim quere ich die Eckenheimer Landstraße und schaue mir das Eckenheimer Depot in der Schwabstraße an, wo auch der Verein Historische Straßenbahn der Stadt Frankfurt seinen Sitz hat. Überhaupt ist die Vereinstätigkeit in Eckenheim recht hoch: Allein zwei Karnevalvereine („Die Fidelen Eckenheimer“ und „Die Krätscher“) gibt es. Im Internet ist über das Eckenheimer Depot nachzulesen, dass es das einzige in Frankfurt war, das die Luftangriffe auf Frankfurt im Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden hat. Im Dunkel der Wagenhallen sind ältere Modelle abgestellter Triebwagen zu erkennen, auf denen sich eine dicke Schicht Blütenstaub angesammelt hat.

Wieder zurück auf der Eckenheimer Landstraße passiere ich die katholische Herz-Jesu-Kirche und das Pfarrhaus – beides im neugotischen Stil gebaut mit vielen schmückenden Elementen. In unmittelbarer Nähe befindet sich die eher schlicht gehaltene evangelische Nazarethkirche, die mit ihren rotbraunen Backsteinen eine sehr heimelige Atmosphäre ausstrahlt.

Während an den Rändern Eckenheims Hochhäuser gewachsen sind, gibt es im alten Ortskern noch Fachwerk zu sehen, urige Kneipen und Gaslaternen. Ich orientiere mich weiter am westlichen Rand Eckenheims und laufe an der Gebrüder-Hommel-Anlage sowie der Sportanlage, die vom SV Viktoria Preußen 07 betreut wird, entlang. Weiter nördlich auf der Anlage spielt sich der Tennis-Club Phönix Eckenheim die gelbe Filzkugel zu. Entlang des Wegs stehen prächtige Kastanien in voller Blüte und kurz hinter der Sportanlage entdecke ich das Gelände eines Hundekindergartens. Spannend, was es in Eckenheim alles gibt.

Mein Weg führt mich nun in den Osten des Stadtteils, unterwegs passiere ich den Alten Eckenheimer Friedhof. Ein Schild erklärt, dass an dieser Stelle von 1252 bis 1844 die erste Eckenheimer Kirche stand – das Gräberfeld habe es aber schon lange vorher gegeben. 1880 wurde der Friedhof geschlossen und 1938 abgeräumt. Zu betrachten ist dort aber ein Ehrenmal, das an die gefallenen Eckenheimer Soldaten des Ersten Weltkriegs erinnert und das um eine Aufschrift im Gedenken an die Toten des Zweiten Weltkriegs ergänzt wurde. Ortsbeirat und Heimatverein haben sich mit Erfolg für den Erhalt des Denkmals eingesetzt.

Ich begebe mich in Richtung Süden, passiere den Eckenheimer Friedhof und den großzügig angelegten Ami-Spielplatz, der von den Eckenheimern auch „Kull“ genannt wird. Mindestens eine Schulklasse tobt sich dort gerade aus, die kleine Seilbahn ist ununterbrochen in Betrieb. Von der Kurzröderstraße biege ich in die Feldscheidenstraße ein und stehe vor dem Sitz der Stadtgruppe Frankfurt der Kleingärtner. Dem Dachverband sind mehr als 100 Kleingärtnervereine aus Frankfurt und Umgebung angeschlossen. Auf deren Homepage ist zu lesen, dass es sich mit rund 16.000 Mitgliedern um den größten Regionalverband im Landesverband Hessen der Kleingärtner handelt.

Die Grotefendstraße entlang, vorbei an Kleingärten, gehe ich weiter bis zum Marbachweg und will dort links zur Feuerwehr einbiegen. Auf dem ehemaligen Gelände der amerikanischen Gibbs-Kaserne befindet sich die Feuerwache 1, die in das Zentrum für Brandschutz, Katastrophenschutz und Rettungsdienst integriert ist. Ich komme zufällig dazu, wie der noch recht frisch pensionierte Hauptbrandmeister Mathias Schmidt sich einen Feuerwehr-Unimog, Baujahr 1986, zum Fotografieren vorfahren lässt – da knipse ich doch glatt mit. Schmidt kommt aus dem Schwärmen für die Wache, die Fahrzeuge, die tolle Kameradschaft und den Feuerwehrberuf kaum raus und bietet mir an, mich zu melden, wenn ich eine Führung durch die Einrichtung haben möchte. Ist vermerkt! Mit der U-Bahn mache ich mich wieder auf den Heimweg.

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