Sowohl Frankfurter als auch Bergen-Enkheimer Emotionaler Jubiläumsabend der Bergen-Enkheimer SPD

Die Geehrten für 50 Jahre Parteizugehörigkeit: Heinz Podewils, Wolfgang Fischer und Ingrid Höfler. Daneben Mike Josef, Vorsitzender der SPD Frankfurt, und Peter Roth, Vorsitzender der Bergen-Enkheimer SPD (von links). Foto: ahe

Bergen-Enkheim (ahe) – Nicht nur das 125-jährige Bestehen der Bergen-Enkheimer Sozialdemokraten gibt es dieser Tage zu begehen, sondern auch 80 Jahre Zusammenschluss der beiden Ortsteile Bergen und Enkheim sowie (fast) 40 Jahre vollendeter Gebietsreform.

 

Ob die Bergen-Enkheimer mit der Gebietsreform jedoch wirklich glücklich geworden sind, stellte auch das Hauptthema des Abends dar. Unter dem Motto: „Wir Frankfurter bleiben Bergen-Enkheimer“ waren Zeitzeugen in die Stadthalle Bergen geladen worden, die bei einer Podiumsdiskussion ihre Eindrücke von damals und heute wiedergaben. Der ehemalige Staatsminister Willi Görlach, der langjährige Landtagsabgeordnete Hans Heimerl, der frühere Hanauer Stadtbaurat Heinz Goß sowie Bergen-Enkheims Ex-Stadtrat Alfred „Adi“ Schubert waren eingeladen und sprachen mit dem Moderator der Runde, Wilfried Schneider, ebenfalls ehemaliger Stadtrat Bergen-Enkheims.

Reform sei laut Willi Görlach unumgänglich gewesen

Dabei erinnerten sich alle Beteiligten vor allem an eine anfänglich mehr oder weniger große Ablehnung der Reform seitens der Bevölkerung, bei der jedoch vor allem – wie Görlach in Erinnerung rief – die Angst vor einer ungeliebten Autonummer im Vordergrund stand. Doch um handlungsfähige Gemeindegrößen zu erreichen, stellte der Staatsminister a.D. klar, sei die Reform unumgänglich gewesen. Bei der zwischen 1972 und 1977 vorgenommenen hessenweiten Gebietsreform sollten ja größere Verwaltungseinheiten geschaffen und die ehemals 2642 Gemeinden, 39 Landkreise und neun kreisfreien Städte auf 500 Gemeinden und 20 Kreise reduziert werden. Heute gibt es in Hessen 421 Gemeinden in 21 Landkreisen sowie fünf kreisfreie Städte.

Die Gebietsreform wurde vor allem von der von 1970 bis 1974 amtierenden sozialliberalen Landesregierung um Ministerpräsident Albert Osswald (SPD) und Innenminister Hanns-Heinz Bielefeld (FDP) umgesetzt. Zunächst sollten Vergünstigungen im Kommunalen Finanzausgleich Anreize für freiwillige Zusammenschlüsse der einzelnen Gemeinden schaffen. Dabei lief jedoch, so Heimerl, nicht immer alles vorbildlich ab. „Dort, wo man Traditionen nicht achtete, ging es nicht gut“, meinte er und nannte als Beispiel die Eingemeindung von Klein-Auheim und Steinheim, die sich nicht gerade grün gewesen seien, nach Hanau. „Die Reform war eine unheimliche Zerreißprobe.“

Adi Schubert erhielt 6000 Unterschriften gegen die Eingemeindung

Emotionsgeladen waren auch die Einwohner Bergen-Enkheims gewesen, erinnerte sich Schubert. 6000 Unterschriften gegen die Eingemeindung der Stadt nach Frankfurt habe er erhalten und wie in vielen anderen Städten und Gemeinden auch hätten sich die Bürger nach der Reform von der SPD verprellt gefühlt. Dies sah Görlach genauso: Obwohl die Partei die meiste Arbeit mit der Umsetzung der Gebietsreform gehabt habe, sei sie danach von den Wählern abgestraft worden und habe vielerorts ihre absoluten Mehrheiten verloren.

Dass die Reform letztendlich dennoch sinnvoll gewesen sei, darüber waren sich alle auf dem Podium einig. Besonders freute es Schubert, dass sich Bergen-Enkheim mit seinen zahlreichen Sonderregelungen gegenüber der Stadt Frankfurt ein Höchstmaß an Selbstverwaltung erhalten konnte. So fühlten sich die Bürger des Stadtteils heute auch als beides: als Frankfurter sowie als Bergen-Enkheimer.

Ehrung langjähriger SPD-Mitglieder

Auch Mike Josef strich bei seiner Ansprache die starke lokale Identifizierung der Einwohner mit ihrem Stadtteil heraus. Dass es dazu noch zu einer starken Identifizierung so manches Genossen mit seiner Partei kommen kann, bewies die anschließende Ehrung langjähriger SPD-Mitglieder. Sowohl Ingrid Höfler als auch Wolfgang Fischer und Heinz Podewils traten der SPD am 1. Januar 1967 bei und wurden vom Vorsitzenden der Bergen-Enkheimer SPD, Peter Roth, für ihr 50. Jubiläum mit Urkunde und Ehrennadel ausgezeichnet.

Mit musikalischen Klängen von Hans Großmann sowie der Bewirtung durch die Awo und den Obst- und Gartenbauverein Bergen-Enkheims klang der Abend schließlich aus. Laut Ankündigung der Organisatoren sollte er jedoch nur der Auftakt zu einer Reihe unterschiedlichster Veranstaltungen mit spannenden Themen und interessanten Gästen sein.