In der Geschichte begegnet der Leser einer Icherzählerin, die sich durch den Tod der Mutter und Jobverlust in einer prekären Lebenssituation befindet. Passend dazu hat Poschmann die Hauptfigur in der Eröffnungsszene in einer Stadtbrache platziert – die Autorin stellt eine Verbindung zu Dürers Kupferstich „Melencholia I“ her. In der Geschichte sowie in Dürers Stich rollt sich ein verwahrloster Hund zu den Füßen der Hauptfigur zusammen. Als sich die Erzählerin auf den Heimweg macht, folgt ihr das schwarze, ausgemergelte Tier bis in die Wohnung. Unfreiwillig wird die Erzählerin zur Hundehalterin, wobei der Hund das Kommando über ihr bisher isoliert geführtes Leben zu übernehmen scheint. Der Hund tritt als ambivalente Figur auf: Ist er der treue Begleiter oder der Teufel in Pudelgestalt wie bei Faust, mythischer Jäger oder Höllenhund? Und es ist kein Zufall, dass gerade die „Hundstage“, die heißesten Tage des Jahres, die Luft zum Flirren bringen.
Poschmann beschrieb ihre „Hundenovelle“ als linear voranschreitenden Text mit einem dramatischen Wendepunkt – der aber nicht verraten wurde. Im anschließenden Gespräch verriet Poschmann, dass sie als Mädchen gerne einen Hund gehabt hätte und sich deshalb viel mit diesen Tieren befasst habe. Allerdings nur in der Theorie, einen Hund hat sie bis heute nicht. Die Grundlage zur „Hundenovelle“ habe sie tatsächlich eines Nachts geträumt.
Die Lese-Insel feiert am 16. und 17. Juli in „Möllers Wäldchen“ ihr 20-jähriges Bestehen mit zahlreichen Programmpunkten wie einem literarischen Spaziergang mit Peter Weber.