Auf Entdeckungsreise in den Frankfurter Stadtteilen Innenstadt: Viel los in den Wallanlagen

Kleinod: Der Tiefgarten in der Eschenheimer Anlage mit Sonnenuhr, Beeten und Wandbrunnen.

Frankfurt (sh) – Nennt man einen Frankfurter Stadtteil, hat fast jeder ein bestimmtes Wahrzeichen, etwas für den Stadtteil Typisches oder auch ein Klischee vor Augen. Redakteurin Sabine Hagemann hat die Frankfurter Stadtteile besucht, sie erlaufen, auf sich wirken lassen und sich umgeschaut, was es dort neben den üblichen Sehenswürdigkeiten noch so gibt.

Die Frankfurter Innenstadt biegt sich wie ein Hufeisen um den Altstadtkern. Sie liegt innerhalb der ehemaligen Wallanlagen, die begrünt sind und als Parkanlage fungieren. Auf dem Stadtplan ist die ehemalige Stadtbefestigung gut an ihrer gezackten Kontur zu erkennen. Die Fläche der Innenstadt scheint mit ihren rund 1,5 Quadratkilometern nicht groß zu sein, aber was es dort alles alleine an Denkmälern, Skulpturen und Brunnen zu sehen gibt, ruft in mir das Gefühl hervor, Teilnehmer einer großen Schnitzeljagd zu sein.

Ich starte am Willy-Brandt-Platz, der früher einmal Theaterplatz hieß, weil sich dort das Schauspielhaus, die Oper Frankfurt und die Komödie befinden. Mit Blick auf die andere Straßenseite stellt man fest, dass man sich im Bankenviertel befindet: Hochhäuser ragen in den Himmel, davor steht die leuchtende und von Sternen umgebene Euro-Skulptur. Ich begebe mich erst einmal an den Main und schaue mir das „Nizza“ an. In der Parkanlage gedeihen dank des milden Klimas mediterrane Pflanzen. Ich passiere das Jüdische Museum, das älteste eigenständige Jüdische Museum in Deutschland.

Auf meinem Weg von der Untermainanlage zur Gallusanlage passiere ich den Märchenbrunnen mit den wasserspeienden Fabelwesen, um mich anschließend zwischen die Hochhaustürme zu stürzen. Es ist schon beeindruckend, den prägenden Gebäuden der Skyline auf einmal so nah zu sein. Schon geht es weiter von der Gallus- zur Taunusanlage – inklusive Denkmal-Hopping. Manche sind Künstlern wie Schiller, Heine oder Beethoven gewidmet, Ehren- und Mahnmale sind dabei, andere Kunstwerke sind moderne Formen und Figuren. Langweilig wird es nicht.

Ich steuere auf den Opernplatz zu und begebe mich danach zur Großen Bockenheimer Straße. Die wird aufgrund ihrer vielen Gastronomien Freßgass’ genannt. Nun geht es in die Goethestraße mit ihren exklusiven Einkaufsmöglichkeiten. Am Goetheplatz angekommen wende ich mich nach Betrachtung des Goethe-Denkmals und des Gutenberg-Denkmals auf dem Roßmarkt der Hauptwache zu. Im ehemaligen Sitz der Stadtwehr und Gefängnis wird heute Kaffee getrunken und unter dem Gebäude hat im April das Museum of Modern Electronic Music (Momem) eröffnet. In der B-Ebene der Hauptwache befindet sich zudem das Dialogmuseum, bei dem die Besucher bei absoluter Dunkelheit in die Welt der Blinden eintauchen können.

Noch ganz knapp auf der Gemarkung Innenstadt, an der Grenze zur Altstadt, befindet sich im Großen Hirschgraben das Goethehaus, in dem der Dichterfürst geboren wurde und aufwuchs. Das Haus kann man besichtigen – sowie das dort beheimatete Romantik-Museum, das sich dieser Epoche widmet.

Als Nächstes steht das Gebäude der Frankfurter Wertpapierbörse auf meinem „Laufzettel“. Die dazugehörigen Skulptur Bulle und Bär als Symbol für steigende und fallende Aktienkurse sind als Fotomotiv für Selfies und Familienbilder so beliebt, dass ich eine ganze Weile warten muss, bis ich das Kunstwerk ohne Menschen ablichten kann. Wieder geht es in die Wallanlagen, nämlich in die Bockenheimer Anlage. Dort ist besonders erwähnenswert das Nebbiensche Gartenhaus, das vom Frankfurter Künstlerclub regelmäßig mit Veranstaltungen bespielt wird.

Auf dem Weg zur Eschenheimer Anlage werfe ich einen Blick auf den Eschenheimer Turm. Der mittelalterliche Wehrturm bildet einen reizvollen Kontrast zu dem bunten Treiben in der City. In der Eschenheimer Anlage gefällt mir der Tiefgarten mit seinen geometrisch angelegten Beeten, der Pergola, dem opulenten Wandbrunnen und der Sonnenuhr besonders gut. Über die Alte Gasse komme ich zum Verkehrskreisel, der seit dem Christopher Street Day 2015 in Regenbogenfarben gestaltet ist und in der Schäfergasse begegne ich der Skulptur „Frankfurter Engel“, die an die im Nationalsozialismus ermordeten homosexuellen Männer und Frauen erinnert.

Als Nächstes steht die Peterskirche an und dort der Besuch des Peterskirchhofs, der älteste noch erhaltene christliche Friedhof. Der Besuch von Veranstaltungen in der „jugend-kultur-kirche sankt peter“ lohnt sich ebenfalls. Über die Friedberger Anlage mit der Veranstaltungsstätte „Le Panther“ im ehemaligen Bethmannschen Odeon begebe ich mich in das Gerichtsviertel. Dort beeindruckt mich das ehemalige Polizeigefängnis Klapperfeld, mittlerweile ein Kulturzentrum, das eine Ausstellung über die Nutzung des Gefängnisses in der Zeit des Nationalsozialismus’ beherbergt.

Ich quere die Einkaufsstraße Zeil und begebe mich schließlich zum Rechneigrabenweiher in der Obermainanlage, wo die Sandstein-Skulptur „Fischernachen“ an die Zeit der aktiven Mainfischerei erinnert. Anschließend folge ich der Langen Straße und passiere das Hospital zum Heiligen Geist sowie das Literaturhaus mit seinem wunderschönen Säulen-Portal.

Zurück zum Börneplatz, dem Museum Judengasse und dem Jüdischen Friedhof geht es durch das Fischerfeldviertel, wo die Arbeitsagentur beheimatet ist. Meine letzte Station ist die Konstablerwache auf der Zeil, bevor es mit einem leergeknipsten Akku in der Kamera und vielen Eindrücken wieder nach Hause geht.

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