Initiative Stolpersteine Bergen-Enkheim enthüllt neue Gedenktafel Lebendige Erinnerung

Die Gedenktafel zeigt Bilder vom jüdischen Leben in Bergen-Enkheim. Foto: sh

Bergen-Enkheim (sh) – Die Initiative Stolpersteine Bergen-Enkheim hatte an die Conrad-Weil-Gasse 6 zur Enthüllung einer neuen Gedenktafel eingeladen, die an das jüdische Leben in Bergen-Enkheim erinnert. Auf drei schwarz-weiß Fotografien sind Alltagsszenen zu sehen: Juden und Christen, die ihre Nachbarschaft pflegen zum Beispiel. Über das lebendige Miteinander von Juden und Christen in Bergen-Enkheim bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten berichtet die Initiative Stolpersteine Bergen-Enkheim regelmäßig bei ihren Gedenkveranstaltungen zum 9. November.

Dort erfuhr auch Karla Nowak Details vom jüdischen Leben in Bergen-Enkheim. Dass dies anscheinend nicht in den Bergen-Enkheimer Schulen thematisiert wird, ließ in ihr die Idee reifen, insbesondere Schüler und Jugendliche dazu anzuregen, sich damit auseinanderzusetzen. Das möchte sie mit den Fotos erreichen – und mit dem Satz „Jüdisches Leben in Bergen-Enkheim ... was bleibt?“, der ebenfalls auf der Tafel zu lesen ist.

„Was bleibt, hängt von uns ab“, kommentierte Rabbi Andrew Steiman, der in seiner Ansprache auf die Gemeinsamkeiten und Ursprünge von Judentum und Christentum hinwies. „In jedem Christ steckt ein kleiner Jude. Den sollte man nicht vertreiben, sondern annehmen“, sagte er.

Die evangelische Pfarrerin Kathrin Fuchs hatte zuvor dazu aufgefordert, auch vor den dunklen Seiten und den grausamen Schicksalen nicht die Augen zu verschließen, um auch in Zukunft gegen Antisemitismus und Rassismus aufzustehen – so wie sich zur NS-Zeit in Bergen-Enkheim zum Beispiel Pfarrer Wessendorft mutig für die jüdischen Mitbürger und die jüdische Gemeinde eingesetzt hatte.

Ortsvorsteherin Alexandra Weizel betonte die Wichtigkeit von religionsübergreifender Kommunikation – passend dazu erteilten am Ende der Veranstaltung Pfarrerin Fuchs, der katholische Pfarrer Uwe Hahner und Rabbi Steiman gemeinsam den Segen. Umrahmt wurde die Einweihung von bewegender Querflötenmusik, dargebracht von Martina Georgi-Eichhorst.

Edith Haase von der Initiative Stolpersteine Bergen-Enkheim freute sich bekanntzugeben, dass bereits ein weiteres Projekt in Planung sei: Im Stadtteil soll ein Haus der Begegnung und Erinnerung entstehen. Mehr zur Initiative gibt es unter stolpersteine-bergen-frankfurt.de im Internet.