Bergen-Enkheim trauert um Bernd Walz Mit der Liebe zur Orgelmusik die Menschen gewonnen

Wenn Bernd Walz einmal nicht an der Orgel saß, erkundete er gerne die Welt. Foto: Andrea Walz/p

Bergen-Enkheim (sh) – Seine Leidenschaft war die Orgelmusik, der von ihm gegründete Förderkreis Orgel und Orgelmusik an St. Nikolaus ist sein Lebenswerk. Am 11. Februar starb Bernd Walz im Alter von 76 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit.

Noch vor zwei Jahren feierte Bernd Walz seinen 60-jährigen Dienst als Organist an der katholischen St. Nikolaus-Kirche. Für ihn war die musikalische Begleitung und Ausgestaltung der Gottesdienste kein nebenamtlicher Beruf – es war seine Berufung. Akribisch suchte er die perfekt zur Liturgie passenden Kirchenlieder und Choralvorspiele aus und griff dabei auf einen reichen Fundus an Literatur und Noten zurück.

Sein großes Interesse an der „Königin der Instrumente“ hatte seine Mutter geweckt, die sehr gut Klavier spielen konnte. Zunächst faszinierte ihn allerdings die Orgeltechnik, daher verfügte er auch in Sachen Orgelbau über ein immenses Wissen. Sein Expertenrat war oft gefragt – und das nicht nur in der Theorie. Bei den langwierigen Reparatur- und Umbauarbeiten der Orgel der St. Nikolaus-Kirche legte Bernd Walz tatkräftig Hand an. So manche Mittagspause verbrachte der hauptberufliche Bergen-Enkheimer Zahnarzt zuweilen zwischen Orgelpfeifen, Bälgen und Windladen.

Es war ihm eine Herzensangelegenheit, die Orgel mit dem warmen, klaren Klang nicht nur zu Gottesdiensten erklingen zu lassen, sondern auch zu Konzerten. Er gründete, organisierte und spielte die „Ökumenischen Weihnachtskonzerte“ sowie die Abendmusiken mit Themenschwerpunkten. Nach einer Abendmusik im Jahr 1984 hatte Bernd Walz die Idee, den „Förderkreis Orgel und Orgelmusik“ ins Leben zu rufen, der ein Jahr später gegründet wurde. 124 Große Orgelkonzerte gab es seitdem, bei dem hochkarätige Organisten aus aller Welt – wie Kalevi Kiviniemi, Albert de Klerk, Günther Kaunzinger und zuletzt Iveta Apkalna – nach Bergen-Enkheim kamen. Doch die Veranstaltungen gingen weit über den musikalischen Aspekt hinaus: So waren die Konzerte eingerahmt in eine Vorabendfeier im Hause Walz, bei der die geladenen Gäste herzlich bewirtet wurden und den auftretenden Künstler an der hauseigenen und original restaurierten Bürgy-Dorforgel vorab schon einmal spielen hören konnten. Zudem gab es nach dem Großen Orgelkonzert immer einen Empfang mit Imbiss, Wein und Geselligkeit.

Wege zu finden, Menschen zusammenzubringen, zählte ebenfalls zu Bernd Walz’ Stärken. Zeitweise verzeichnete der Förderkreis mehr als 300 Mitglieder. Ausflüge und Studienreisen mit dem Schwerpunkt Orgel – zum Beispiel nach Tschechien und Frankreich –, die Bernd Walz präzise vorbereitete, gehörten zum Programm. Die Touren hallten bei den Teilnehmern noch lange nach. Manche genossen die Kulturreisen wie einen Urlaub.

Bernd Walz’ unermüdliches Engagement wurde mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen und der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland gewürdigt.

Für ihn war es kein Problem, sich in Vorbereitung der Orgelkonzerte auf dem Parkett zwischen renommierten Künstlern, Politikern und General- sowie Honorarkonsuln zu bewegen. Doch dabei hat er nie die Bodenhaftung verloren.

Oft sah man ihn gemütlich auf seinem Motorroller durch Bergen-Enkheim kurven. Und auch für kleine Scherze war er sich nicht zu schade, so sammelte er auch schon mal die Drehleier spielend Spenden. Der Stadtschreiber 1992/93, Ralf Rothmann, verewigte Bernd Walz in seiner Abschiedsrede „Literatur und Zähneknirschen“ im Zelt auf dem Berger Marktplatz als „den Zahnarzt mit der Orgel“. Unvergessen sind auch die Pfingstmontage, an denen sich der Förderkreis für die Nutzung der Orgel bei der Gemeinde mit einem Mittagessen und Wein, gezapft aus Orgelpfeifen, bedankte.

Bei all seinen Initiativen stand ihm seine Frau Andrea stets unterstützend zur Seite. Als Bernd Walz Weihnachten vergangenen Jahres die Diagnose seiner Krankheit erhielt, wurde beschlossen, den Förderkreis aufzulösen. Für die Mitglieder war es tröstlich, dass er diesen Schlusspunkt am 5. Februar noch selbst setzen konnte. Bernd Walz wird eine große Lücke im Stadtteil hinterlassen, aber spätestens sobald die Orgel erklingt, wird man sich liebevoll an ihn erinnern.