Die Unsicherheiten sind weiterhin geblieben Moscheebau in Enkheim bewegt die Gemüter

Der Ortsbeirat 16 hatte zu einer Informationsveranstaltung rund um den geplanten Moscheebau eingeladen. Foto: zko

Bergen-Enkheim (zko) – Die Stimmung der etwa 200 Personen im Saal des Volkshauses Enkheim war angespannt als die Informationsveranstaltung zur Bauanfrage des Vereins Islamische Informations- und Serviceleistungen (IIS) in der Enkheimer Bessemerstraße 7, zu welcher der Ortsbeirat 16 eingeladen hatte, stattfand. Wie berichtet, möchte die Moscheegemeinde auf dem 2000 Quadratmeter großen Gelände ein Kulturzentrum mit Gebetsräumen errichten.

Im Vorfeld hatte es Gespräche mit den Mitgliedern des Bergen-Enkheimer Ortsbeirats und Mohammed Johari, Sprecher des IIS, gegeben, der von Protesten der vor Kurzem gegründeten Bürgerinitiative (BI) flankiert wurde, deren Mitglieder rund um den Standort Bessemerstraße wohnen. Die BI argumentierte, dass die Verkehrssituation in diesem und benachbarten Straßenzügen schon jetzt äußerst bedenklich sei und mit dem Bau eines Gebetsraumes für 450 Personen im Rahmen des islamischen Zentrums sowie einer geplanten Erweiterung des Hessen-Centers unhaltbar werde.

Ortsvorsteherin Renate Müller-Friese begrüßt das Podium

Bergen-Enkheims Ortsvorsteherin Renate Müller-Friese übernahm die Moderation und begrüßte als Podiumsteilnehmer Alexandra Weizel als stellvertretende Ortsvorsteherin, Dimitrios Bakakis, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Ortsbeirat 16 und Stadtverordneter im Frankfurter Römer, Markus Radermacher, stellvertretender Leiter des Stadtplanungsamts Frankfurt, Canan Topçu, deutsche Journalistin und Autorin türkischer Herkunft, Mohammed Johari vom IIS, Brigitta Sassin, Referentin für muttersprachliche Gemeinden im Stadtbüro Frankfurt des Bistums Limburg, Susanna Faust-Kallenberg, Pfarrerin für interreligiösen Dialog in Frankfurt, und Joachim Valentin vom Referat Weltreligionen und Neue Medien des Bistums Limburg. Der Platz der Bürgerinitiative war leider leer geblieben, weil keiner der Mitglieder sich bereit erklärt hatte, auf dem Podium zu sitzen.

Canan Topçu hält das Verkehrsthema für ein vorgeschobenes Argument

Canan Topçu, deren journalistische Arbeitsschwerpunkte Migration und Integration, insbesondere die Situation von Musliminnen und türkischen Migrantinnen in Deutschland, sind, hielt das Verkehrsthema für ein vorgeschobenes Argument und verärgerte damit so manchen Zuhörer im Saal: „Ich möchte Sie bitten, in sich zu gehen. Wie ehrlich sind Sie sich selbst gegenüber? Wären Sie auch so aufgebracht, wenn eine Kirche gebaut würde?“ Brigitta Sassin glättete die Wogen etwas mit ihrem Beitrag, dass sie seit zwölf Jahren gute und verlässliche Beziehungen zu den meisten der 45 Moscheegemeinden in Frankfurt aufgebaut habe.

Mohammed Johari erklärt, dass noch kein Bauantrag gestellt worden sei

Mohammed Johari vom IIS informierte darüber, dass seine deutschsprachige Gemeinde 1995 gegründet worden und bereits seit 20 Jahren im Gallusviertel ansässig sei. Der Verein begreife sich als deutsch-multikulturelle Gemeinde und wolle einen Mehrwert für die Gesellschaft schaffen. Das Grundstück in der Bessemerstraße sei von ihnen gekauft, aber noch kein Bauantrag gestellt worden. Sie hätten vor, bestehendes Gebäude zu sanieren sowie es um ein Stockwerk zu erhöhen. Transparenz und Offenheit stehe für den Verein im Vordergrund und jede Regelung im Sinne der Anwohner hinsichtlich Parkmöglichkeiten und Lärmentwicklung würde von ihm begrüßt.

Einige Zuhörer kritisieren, das Podium sei nur mit Fürsprechern des Moscheebaus besetzt worden

Im Publikum wurden Fragen laut. Günther Kraus von der Wählervereinigung „Wir Bergen-Enkheimer“ (WBE) im Ortsbeirat 16 gab zu bedenken, dass die Standortwahl für einen solchen Bau denkbar schlecht sei. Mathias Mund, Stadtverordneter der Wählergruppe BFF, äußerte seinen Unmut darüber, dass nur Fürsprecher auf dem Podium säßen und musste sich die Kritik gefallen lassen, dass er wegen der Podiumsteilnahme gefragt worden seien und abgelehnt habe. Reinhard Müller von der WBE erwähnte darüber hinaus, dass von seiner Wählervereinigung bereits im Oktober vergangenen Jahres ein Antrag auf sinnvolle Verkehrsplanung gestellt worden sei, wenn das Einkaufszentrum erweitert werde: „Die Mehrheit der Bürger ist gegen einen Bau an dieser Stelle, nicht gegen den Islam“, betonte der Kommunalpolitiker. Die Möglichkeit zu umfassender Information sollte den Bürgern des Stadtteils mit dieser Veranstaltung geboten werden, reagierte Alexandra Weizel auf die Kritik unter den Zuhörern, dass das Podium angeblich nur mit Fürsprechern besetzt sei. Dimitrios Bakakis zweifelte an, dass es bei der Frage nach dem Moscheebau vordergründig um Parkplätze ginge und verwies auf eine Begebenheit vor der örtlichen Verwaltungsstelle, bei der ein Mann mit Migrationshintergrund von Sympathisanten der Bürgerinitiative mit seinem Auto an der Ausfahrt gehindert wurde. Brigitta Sassin entgegnete auf den Einwurf Joharis, dass der IIS sich für ein anderes Grundstück entscheide, wenn er ein besseres bekäme, dass es in Frankfurt bekanntermaßen sehr schwer sei, geeignete Grundstücke zu finden.

Erika Pfreundschuh, stellvertretende Stadtverordnetenvorsteherin, stellte abschließend konkret die Frage, ob im Falle eines Einzugs des IIS mit einer Ruhestörung nach 22 Uhr zu rechnen sei, was Mohammed Johari mit Entschiedenheit verneinte. Die Möglichkeit, sich umfassend zu informieren, wurde von den Bürgern viel weniger genutzt als vom Ortsbeirat erwünscht. Deutlich wurde an diesem Abend, dass Unsicherheiten seitens der Bevölkerung bezüglich des nachbarschaftlichen Miteinanders von Anwohnern und IIS vorherrschen und diese nicht durch das Informationsangebot ausgeräumt werden konnten.