Leuchte: Zu bebauende Abschnitte müssen frei von Zauneidechsen sein Reptilien geben den Takt vor

Kirsten Lindner zeigt das Totholz, das von Zauneidechsen gern genutzt wird.

Bergen-Enkheim (iz) – Die Zauneidechse hat als Reptil des Jahres 2020 und 2021 Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Diese ist ihr in Bergen-Enkheim weiterhin gesichert. Denn beim Baugebiet Leuchte sind die Tiere dank langer Pause wieder aus den Randgebieten ins Baugebiet zurückgekehrt (wir berichteten). Jetzt müssen die künftigen Bauherren erneut eine Vergrämung vornehmen, bevor sie ihr Haus errichten können.

Wann und wie die Zauneidechsen vergrämt werden können, ist vorgegeben, da dieses Tier artenschutzrechtlich streng geschützt ist. „Am besten ist es, wenn sich die Bauwilligen bei uns melden, wie ihr Zeitplan aussieht. Dann können wir sagen, was sie zu welchem Zeitpunkt tun können“, betont Kirsten Lindner, Teamleitung Artenschutz und Bauleitplanung bei der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Frankfurt. Denn für den Baubeginn ist ein Gutachten notwendig, dass keine Zauneidechsen mehr auf dem zu bebauenden Abschnitt leben.

„Das Areal des Baugebiets Leuchte war eines der hochwertigsten Gebiete in Frankfurt, was die Natur angeht“, stellt Volker Rothenburger, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde, klar. „Wir befinden uns eigentlich in einer Flussaue, wo einst der Main geflossen ist.“ Die sandigen Böden seien ein Relikt davon. Sandige Böden bevorzugt die Zauneidechse, um dort ihre Eier abzulegen und sich selbst für die Winterruhe einzubuddeln. Das Tier lebt in einem Habitat mit vielfältigen Strukturen – Totholz, Sandlinsen, Steine, Büsche, Gras.

In Fechenheim wurde eine drei Hektar große Ausgleichsfläche angelegt, auf die die eingefangenen Eidechsen umgesiedelt werden. „Eine Umsiedlung bedeutet für die Tiere aber enormen Stress, die einige nicht überleben. Das wird oft unterschätzt. Besser ist es, wenn sie in räumlicher Nähe in ein Ersatzhabitat ausweichen können“, sagt Rothenburger. Man könne auch nicht unendlich viele Tiere in die Ausgleichsfläche bringen. „Die Zauneidechsen haben Reviere. Außerdem muss das Nahrungsangebot entsprechend ausreichend sein“, sagt Lindner.

Drei Jahre hat die erste Umsiedlung der Reptilien gedauert. „Das hat weniger was mit dem Einfangen der Tiere zu tun, als mit der Tatsache, dass die Ausgleichsfläche vorbereitet sein musste. Die Pflanzen mussten erst wachsen und Insekten sich ansiedeln, die dann wiederum Nahrung für die Eidechsen bilden“, erläutert Rothenburger. Als die Arbeiten beim Baugebiet begonnen hatten, wurde zuvor ein Reptilienschutzzaun gezogen, damit keine neuen Tiere von außen eindringen können. „Durch den Stopp der Arbeiten aufgrund des Grundwassers lag die Fläche brach. Die Pflanzen sind wieder gewachsen, und der Zaun hat sich ,aufgelöst’. Dadurch sind die Tiere wieder zurückgekommen“, erklärt Rothenburger.

„Wir wissen, dass es für die Bauwilligen eine zusätzliche Belastung ist. Die Eidechsen sind nun mal streng geschützt“, sagt Lindner. Umso wichtiger ist es, dass sich die Grundstücksbesitzer mit der Unteren Naturschutzbehörde abstimmen. „Das wird bei jedem Grundstück individuell laufen“, sagt Linder. Während die ersten Bauherren die Tiere noch vertreiben können, müssen die letzten vermutlich eher die Zauneidechsen einsammeln.

Die beiden wünschen sich, dass die Grundstücksbesitzer künftig auf naturnahe Gärten achten. „Es wäre sehr schön, wenn Sandplätze, Totholz, Steinmauern und Blühpflanzen einen Weg in den Garten finden“, sagt Lindner.