Barbara Salesch begeistert mit ihrer Lesung in der Laurentiuskirche Richterin macht nicht nur Frauen Mut zur Veränderung

Barbara Salesch (Mitte) stellt in der Laurentiuskirche auf Einladung des Krankenpflegevereins Bergen-Enkheim ihr Buch vor. Carola Bender, Rainer Stoerring, Eberhard Schwarz und Ulrike Leiß freuen sich über den sympathischen Gast. Foto: sh

Bergen-Enkheim (sh) – Ihren größten Bekanntheitsgrad hat Barbara Salesch sicherlich als Fernsehrichterin erreicht. Doch die 66-Jährige hat noch mehr Facetten. Zudem steckt die Rentnerin mit ihrer Lebensfreude und Neugier so manchen Jungspund in die Tasche. In der voll besetzten Laurentiuskirche gab es im Rahmen der Lesung zu ihrem Buch „Ich liebe die Anfänge“ neue Seiten an der Juristin zu entdecken.

Eingeladen zur Lesung hatte der Krankenpflegeverein Bergen-Enkheim, der im Januar aus dem Zusammenschluss der Vereine „Schwesternheim zu Bergen“ und „Zur Nächstenliebe Enkheim“ entstand. Der Verein stellt seinen Mitgliedern kostenlos Pflegehilfsmittel wie Rollstühle oder Badelifter bereit. Die Begrüßung zur Lesung nahm der Vorsitzende des Krankenpflegevereins Rainer Stoerring vor, der preisgab, sich häufig in Barbara Saleschs Buch mit dem Untertitel „Von der Lust auf Veränderung“ wiedergefunden zu haben. Dabei richtet sich das Werk eigentlich an Frauen in der zweiten Lebenshälfte, die sich häufig nicht trauen würden, sich zu verändern, obwohl sie es eigentlich gerne möchten, wie Salesch erzählte. Der Fischer-Verlag sei seinerzeit mit dem Anliegen auf sie zugekommen, für just diese Zielgruppe ein Buch zu verfassen, schließlich sei sie eine glaubwürdige Vertreterin für Frauen, die sich ganz unabhängig vom Alter veränderten. „Aber die Herren dürfen trotzdem sitzenbleiben“, richtete die Autorin ihre Worte an ihr Publikum, „sie werden nicht dümmer, wenn sie zuhören.“

Die Herren blieben sitzen und hatten an der lebendigen Art der Lesung mindestens genauso viel Spaß wie die Damen. Salesch gab Anekdoten aus ihrem Familienleben, aus ihrer Studienzeit, von der Ära als TV-Richterin zum Besten und von ihren aktuellen Tätigkeiten, denn sie widmet sich nun ganz der Kunst. Ihr Buch sei weder eine reine Biografie, „es fließen zum Beispiel auch politische Aspekte ein“, noch ein klassischer Ratgeber, erklärte Salesch, denn von denen halte sie nichts. Während des Schreibens habe sie selbst viel über sich dazugelernt. „Ich dachte immer, ich wäre eine Planerin, dann habe ich aber festgestellt, dass ich eher eine Aufspringerin bin“, sagte Salesch. In ihrem Leben sei nur einiges geplant gewesen, vieles war Zufall.

Mit erfrischendem Witz und Selbstironie offenbarte die Autorin, warum sie sich entschlossen hatte, Jura zu studieren: „Ich wollte was mit Menschen machen. Und drinnen. Und im Sitzen. Blieb nur Jura.“ Während ihrer Studienzeit in Freiburg musste sie ihr eigenes Geld verdienen. Sie habe überwiegend Arbeitsstellen gehabt, die keiner haben wollte. „Ich habe dort erlebt, wie mit Menschen umgegangen wird, die am Rand der Gesellschaft stehen. Dadurch habe ich viel für den Beruf der Juristin gelernt“, so Salesch.

Als ihr schließlich die Landgerichtspräsidentin - Salesch war am Landgericht Hamburg tätig - von einem neuen Sendeformat im Fernsehen berichtete, für das eine Richterin gesucht wurde, ging sie nach anfänglichem Zögern doch zum Casting. „Ich dachte, ich könne das Bild des Richters im Fernsehen auf Vordermann bringen“, sagte sie. „Als ich mit 49 Jahren und Übergewicht dann ins Fernsehen kam, hätte ich allerdings nicht damit gerechnet, dass es zwölfeinhalb Jahre dauern würde“, erklärte sie. Nach 2500 Sendungen war dann Schluss. „Das war meine Entscheidung. Ich male gerne großformatige Bilder und habe keine Lust, mit 90 Jahren noch auf die Leiter zu klettern.“

Salesch lebt jetzt in Petershagen, einem 800 Seelen-Dorf in der Nähe von Minden. Dort unterrichtet sie Kinder im Alter von sieben bis 14 Jahren in Kunst. „Die Kinder lernen, bei der Sache zu bleiben und wenn sie sechs Wochen an einer Leinwand gearbeitet haben, kommen dabei Sachen von künstlerisch hohem Niveau heraus“, so Salesch.