Nonsens, Lyrik und das Grüngürtel-Tier Robert Gernhardt-Ausstellung im Caricatura Museum

Robert Gernhardt bei der Arbeit. Das Caricatura Museum widmet dem Stadtschreiber von Bergen 1991/92 seine neueste Ausstellung. Foto: Britta Frenz/p

Frankfurt (red) – Das Caricatura Museum – Museum für Komische Kunst, Am Weckmarkt 17, widmet seine neueste Ausstellung Robert Gernhardt, der 1991/92 Stadtschreiber von Bergen war. Bis 15. April präsentiert das Museum neben Gernhardts Bildergeschichten, Auszügen aus den „Sudelblättern“, Coverzeichnungen, Illustrationen und Comic-Strips auch Zeichnungen und Gedichte, die während seiner Zeit als Stadtschreiber entstanden sind.

Robert Gernhardt war Zeichner und Maler, Lyriker, Schriftsteller und Drehbuchautor und verfasste humortheoretische Schriften. Am 13. Dezember 2017 wäre er 80 Jahre alt geworden. Geboren wurde Gernhardt in Reval, dem heutigen Tallinn. Zwei Jahre nach seiner Geburt musste die Familie nach Posen umsiedeln. Als sein Vater 1945 im Zweiten Weltkrieg fiel, floh die Mutter mit Robert und seinen Brüdern Per und Andreas über Thüringen nach Niedersachsen, wo sie sich 1946 in Göttingen niederließen.

Frankfurt wurde Robert Gernhardts Wahlheimat

Nach dem Abschluss seiner Schulausbildung in Göttingen und dem Studium der Malerei und Germanistik in Stuttgart und Berlin, kam Robert Gernhardt schließlich mit 27 Jahren nach Frankfurt – seiner Wahlheimat bis zu seinem zu frühen Tod 2006. Begleitet wurde er damals von seinem Studienkollegen und Freund F.W. Bernstein (Fritz Weigle). Zusammen zogen sie von Berlin nach Frankfurt, um für das neu gegründete Satiremagazin „pardon“ zu schreiben und zu zeichnen. Zusammen mit F.K. Waechter riefen Gernhardt und F.W. Bernstein die beliebte Nonsens-Beilage „Welt im Spiegel“, kurz „WimS“, ins Leben, welche bis 1976 Zeitungsparodien mit Texten, Rätselspielen und Zeichnungen bot und schnell Kultstatus erlangte.

1979 gehörte Robert Gernhardt zu den Mitbegründern des endgültigen Satiremagazins „Titanic“, welches bis heute seinen Sitz in Frankfurt hat, und in dem Gernhardt unzählige Texte und Zeichnungen veröffentlichte. Exemplarisch sind „Gernhardts Erzählungen“ zu nennen, die sich, bestückt mit Bildergeschichten von Robert Gernhardt, meist auf einer Doppel-, manchmal auf einer Einzelseite durch die frühen Titanic-Jahre zogen. Sie wurden später abgelöst von „Mit Gernhardt durchs Jahr“. Daneben erschien eine Fülle an weiteren Texten, so auch Humortheoretisches für die Rubrik „Humorkritik“ und Zeichnungen, die alleine oder in Gruppenarbeit entstanden.

Nach Gernhardts schwerer Operation entstand der Lyrik-Band „Herz in Not“

Seit Beginn der 80er veröffentlichte Gernhardt zahlreiche Gedichtbände, im Lauf der 90er Jahre wurde Robert Gernhardt auch vom Feuilleton zunehmend als Lyriker geschätzt. In seinem lyrischen Schaffen verarbeitete Gernhardt auch seinen gesundheitlichen Kampf: Nach seiner schweren Herzoperation 1996 entstand der Band „Herz in Not“. Über seine Darmkrebserkrankung, von der er seit 2002 Kenntnis hatte, verfasste er zahlreiche Gedichte, welche unter dem Titel „K-Gedichte“ veröffentlicht wurden.

Zu Frankfurt hegte Gernhardt eine sehr enge und besondere Verbindung. Zum zehnjährigen Bestehen des Frankfurter Grüngürtels 2001 schenkte er der Stadt das von ihm gezeichnete Grüngürtel-Tier, laut Schöpfer eine „Mischung aus Wutz, Molch und Star“. Seit 2006 steht es in Bronze gegossen auf der Robert-Gernhardt-Brücke in Bonames. Gernhardts Werke wurden mit zahlreichen Ausstellungen und Auszeichnungen gewürdigt, beispielsweise mit dem „Kasseler Kulturpreis für grotesken Humor“, dem „Göttinger Elch“ und eben dem „Stadtschreiber von Bergen“. Robert Gernhardt starb am 30. Juni 2006 nach langer Krankheit in Frankfurt.

Caricatura Museum bietet auch Hörstationen an

Der zeichnerische Nachlass von Robert Gernhardt befindet sich in der Sammlung des Caricatura Museums Frankfurt. Ein Teil davon wird ständig in der Dauerausstellung gezeigt. Anlässlich seines 80. Geburtstags präsentiert das Museum in der Einzelausstellung „Robert Gernhardt“ ausgewählte Werke seines satirischen Schaffens, allen voran Bildergeschichten, Cartoons und Illustrationen sowie Originale zu seinen Buch-Covern. An verschiedenen Hörstationen werden dem Besucher zudem Gedichte und Texte zugänglich gemacht.