Koala im falschen Körper sinniert über die Ehe Stephan Bauer bringt Kabarett nach Bergen-Enkheim

Kritischer Blick auf die Ehe mit reichlich Humor gespickt: Kabarettist Stephan Bauer brachte das Publikum zum Lachen, aber auch zum Nachdenken. Foto: sh

Bergen-Enkheim (sh) –  Kabarettist Stephan Bauer zündete mit seinem neuen Programm „Vor der Ehe wollt’ ich ewig leben“ ein Pointen-Feuerwerk, schlug aber immer wieder auch nachdenklich stimmende Töne an, ohne die Stimmung auch nur eine Sekunde runterzuziehen.

„Anspruchsvolle Comedy“ hat Joachim Netz von der Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim dem gespannten Publikum in der Nikolauskapelle versprochen. Und das war nicht gelogen. Wer aufgrund des Titels Kalauer in Richtung ständig nörgelnder, dauerhaft umdekorierender und unaufhörlich Schuhe kaufender Ehefrauen erwartete, wurde bei Stephan Bauer schnell eines Besseren belehrt. Beim facettenreichen Thema „Mann-Frau-Konflikt“ bekamen auch die Herren der Schöpfung ihr Fett weg.

Stephan Bauer gewinnt das Publikum mit Lässigkeit

Stephan Bauer genügten auf der Bühne ein Mikrofon und ein höhenverstellbarer Hocker, auf dem er sich aber nur ganz selten niederließ. Lässig schritt er das Bühnen-Podest ab, kam dabei unverkrampft und entspannt rüber. So hatte er sein Publikum (übrigens: ausverkauftes Haus) schnell für sich gewonnen.

Aufhänger seines Programms war, dass er seine Frau in Verdacht hatte, ein Techtelmechtel mit ihrem feurigen Fitnesstrainer Manuel zu haben. Von da spannte Bauer den Bogen zu Ehen in der Krise, sexueller Frustration (häufigster Grund fürs Fremdgehen), Kommunikationsschwierigkeiten, weiblicher Selbstbestimmung, Single-Dasein und Midlife-Crisis. Gespickt waren die Themen mit Gags, die sich munter aneinanderreihten und teilweise mit so trockenem Humor vorgetragen wurden, dass sich das Publikum über kleinste Kalauer vor Lachen ausschüttete.

Seine in puncto Sauberkeit mit deutlichem Kompetenzvorsprung ausgestattete Ehefrau würde mit ihm „Wischmobbing“ betreiben, jammerte Bauer. Den kürzlich angeschafften Mops bezeichnete er als „kackende Nackenrolle auf vier Beinen“ und über sich selbst sagte er, dass er mit seiner Berufswahl Künstler nicht in die Leistungsgesellschaft passe. Vielmehr sei er ein „Koala im falschen Körper“.

Katholischer Priester weiß Rat, wenn die Ehe in der Krise ist

Befinde sich die Ehe in einer Krise mit viel Streit und „im Bett keinerlei Verkehrsmeldungen“, lohne es sich durchaus, Rat bei einem katholischen Pfarrer zu suchen, denn die seien aufgrund der vielen Beichten, die sie sich anhören dürfen, auf dem neuesten Stand. Aber der gute Tipp, den Bauer von dem Geistlichen erhielt, hatte mit einem Kalauer nichts zu tun: Man soll den Partner so annehmen, wie er ist, lautete die Empfehlung, die Bauer immer wieder in sein Programm einstreute. Europäer würden sich damit allerdings schwertun, fuhr der Humorist fort. Sie bezeichnen sich selbst als weiß, andere als Farbige, aber mit welcher Berechtigung? „Der Europäer ist bei seiner Geburt rosa, im Erwachsenenalter weiß, wenn er in der Sonne war rot und wenn er friert blau“, gab Stephan Bauer zu bedenken. Der Kabarettist outete sich zudem als Romantiker, dessen Lieblingsfilm „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ sei. Als wichtigstes Element einer Ehe nannte er, es dem anderen schön zu machen, also den Partner glücklich zu machen. Er werde auf jeden Fall bei seiner Frau bleiben, betonte er. Und dass nicht nur, weil er auf dem Single-Markt als Sternzeichen Schütze („Der Super-Gau in der Astrologie: Wir sind eitel, herrschsüchtig und vertragen keine Kritik“) ohnehin keine Chancen habe, sondern weil er seine Gattin mit seiner Anwesenheit viel besser ärgern könne.

Die Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim präsentiert in Zusammenarbeit mit der Saalbau GmbH wieder hochkarätige Comedy in der Nikolauskapelle am 27. September mit Frank Fischer „Gewöhnlich sein kann jeder“ und am 13. Dezember mit Heinz Gröning „Verschollen im Weihnachtsstollen“.