Mundart-Künstler Rainer Weisbecker präsentiert seine literarischen Werke Von Tragik bis Dialekt-Spaß

Rainer Weisbecker unterhielt das Publikum mit Frankfurter Mundart. Foto: Mag

Bergen-Enkheim (nma) – Mit dem Kleingartenverein Möller’s Wäldchen an der Leuchte in Bergen-Enkheim hat sich der Kulturverein Lese-Insel einen passenden Ort für eine Lesung ausgesucht. Mundart-Künstler Rainer Weisbecker war eingeladen, brachte statt seiner Musik dieses Mal seine Bücher mit.

Es ist überdacht, im Freien und deshalb immer gut gelüftet. Trotzdem werden am Eingang die 3G-Regeln kontrolliert, denn der Verein Leseinsel möchte kein Risiko eingehen. „Wir fangen im September traditionell mit unseren Veranstaltungen an. Normalerweise in der Bibliothek, aber draußen geht das im Moment doch noch besser“, findet Beate Sonnenschein, Vorsitzende des Vereins. Zwar weht kühler Wind durch die Kleingartenanlage, doch ist es trocken und auch noch herbstlich warm. Auch im Gemeindezentrum seien Lesungen geplant, denn dort ist in den kalten Monaten ausreichend Platz, fügt Sonnenschein hinzu. „Vergangenes Jahr haben wir Veranstaltungen digital gemacht. Das kam auch ganz gut an und ist gut gelaufen“, erinnert sich die Vorsitzende. Somit habe der Verein nun endlich einen eigenen Youtube-Kanal bekommen. „Vielleicht machen wir noch mal Online-Lesungen oder Buchbesprechungen als Video. Das ist auch eine gute Alternative für den Winter“, meint Sonnenschein.

Doch an diesem Abend tritt vor ausverkauftem Dach Rainer Weisbecker auf. Der Mundart-Experte ist mit seiner Musik unterwegs, hat aber auch Bücher veröffentlicht. „Ich bin dankbar, dass ich mich mal einen Abend mit der Literatur beschäftigen kann. Die kommt bei Konzerten immer etwas kurz“, berichtet er. Zehn Bücher hat Weisbecker seit Ende der 90er-Jahre verfasst und beginnt mit Tragik. Sein Großvater war KZ-Häftling, sagt der Künstler, hat Dachau aber überlebt. Weisbecker beginnt vorzulesen und erzählt die Geschichte, wie sein Opa damals nach jahrelanger Gefangenschaft wieder zurück nach Frankfurt kam – natürlich in hessischer Mundart. Seine Familie sah dieser nach Kriegsende erstmalig wieder und auch rund um Niederrad, Weisbeckers Heimatort, verbreitete sich schnell die Kunde, dass es einen Rückkehrer in der Nachbarschaft gibt. Weisbecker nutzt immer wieder die Gelegenheit, ein wenig Sprachwissenschaft einfließen zu lassen. „Heigert ist so ein Frankfurter Wort, das gibt es nur hier.“ Fahrrad ist die Bedeutung und nur wenige im Publikum kannten diese vorher. „Ich habe lange versucht herauszufinden, wo das Wort her kommt. Ich glaube, es kommt von den Amerikanern. Das englische Wort ,hike’ bedeutet zwar wandern, aber damit auch, Entfernung schnell zurückzulegen“, berichtet der Mundart-Experte. Die „Schmier“ ist vielen Anwesenden bekannt. Ein Frankfurter Wort für die Polizei, wenn auch keines, dass man in den Mund nehmen sollte, wie Weisbecker sich erinnert. „Das kommt aus dem Jiddischen. Schmiere bedeutet dort Wache. Deshalb kennen wir alle den Begriff ,Schmiere stehen’.“

Sehr unterhaltsam ist das Programm, das Weisbecker mitgebracht hat. Es geht weiterhin um Frankfurter Mundart und seine anderen Bücher. Diese und auch seine Musik sind unter www.mundartprojekte.de zu finden.