Auf dem Grund des Luftmeeres und unter Druck Wettermann Thomas Ranft im Bibliothekszentrum

Thomas Ranft war mit seinem „Kollegen“, dem Wetterfrosch Fridolin (links unten im Bild), zu Gast im Bibliothekszentrum. Foto: jf

Bergen-Enkheim (jf) – Perfekt! Das vorhergesagte Gewitter ist eingetroffen, der Moderator Thomas Ranft mit dem plüschigen Wetterfrosch Fridolin ebenfalls. Vera Dopichaj, seit Februar 2018 neue Leiterin des Bibliothekszentrums Bergen-Enkheim, begrüßt die zahlreichen Gäste und den Moderator.

Anita Swoboda vom Verein Lese-Insel stellt den Wettermann kurz vor: Seit 1997 arbeitet Thomas Ranft für den Hessischen Rundfunk (hr), seit 2001 moderiert er „Alle Wetter“, seit 2006 „Alles Wissen“. „Ich bin tatsächlich in einer halben Stunde gleich nach der Livesendung vom Hessischen Rundfunk hierher gekommen“, versichert Ranft. Fast alle kennen die 15-minütige Wettersendung. Dieses Format sei eigentlich aus der Reaktion des hr auf Umstrukturierungen bei einem Privatsender entstanden, erklärt Ranft den Ursprung von „Alle Wetter“. Überhaupt, das Erklären liegt ihm. „Alle Wetter“ ist bei den Zuschauern beliebt, weil das Thema Wetter dort verständlich und unterhaltsam vermittelt wird.

Tim Staeger und Thomas Ranft waren mit „Alle Wetter!“ auch schriftstellerisch tätig

„Keiner weiß, was 23 Grad sind, wir spüren nur Angenehmes und Unangenehmes, Kälte und Wärme, die Gradangaben beruhen auf genormten Zuständen. Das mit den Zahlen ist schwierig“, stimmt Ranft auf das Thema ein. Auch ein Buch zu schreiben sei schwierig gewesen, fügt er humorvoll hinzu. Seit vergangenem Jahr liegt das Buch vor, das mit „Alle Wetter!“ genauso heißt wie die werktägliche Sendung. Thomas Ranft hat die rund 140 mit vielen Illustrationen versehenen Seiten gemeinsam mit seinem Kollegen, dem promovierten Meteorologen Tim Staeger, geschrieben. „Der Sender war mit dem Vorschlag auf uns zugekommen“, fügt Ranft an und bemerkt: „Tim Staeger ist der Wissenschaftler, ich bin der Erklärer. Wir haben uns im Buch gegenseitig die Bälle zugeworfen. Aber es ist kein Begleitbuch zur Sendung.“

Die Sonne erwärmt nicht die Luft, sondern die Erde, weiß Ranft

Warum gibt es eigentlich Wetter? „Wir leben auf dem Grund eines Luftmeeres“, erläutert der Wettermann. Wetter finde in der Troposphäre statt, Ursache sei die Sonne. „Die erwärmt allerdings nicht die Luft, sondern die Erde, die dann ihre Wärme an die Luft abgibt. Bin ich zu schnell?“, fragt Ranft ins Publikum. Zehn Tonnen Gewicht drücken bei einem Hoch auf einen Quadratmeter, das ist ziemlich gewaltig. Bei einem Tief sind es nur rund 500 Kilogramm. Ranft verwendet erneut das Bild des Meeres: „Hochs und Tiefs sind wie Wellenberge und -täler. Die Luft fließt vom Hoch zum Tief. Weil sich die Erde dreht, drehen sich auch die Luftdruckgebiete, das Hoch im Uhrzeigersinn, das Tief entgegengesetzt.“

Publikum interessiert sich für Wettervorhersagen

Ranft spricht gestenreich und interessant über das Gewicht der Luft, Windgeschwindigkeiten, Temperaturunterschiede und Blumenkohlwolken. In der anschließenden Gesprächsrunde möchte ein Zuhörer wissen, ob es politisch-ökonomische Vorhersagen gäbe. „Nein, das machen wir nicht. Wettervorhersagen sind ein Blick in die Zukunft. Sie haben mit Wetterlagen zu tun und mit wahnsinnig vielen Messungen. Nichts aber mit Vorgaben aus Politik oder Ökonomie“, antwortet Ranft und erklärt, warum es zwischen der Vorhersage im Fernsehen und den Wetter-Apps Unterschiede gibt: „Wir rechnen um die 500 verschiedene Modelle durch, die App führt nur einen Rechenlauf aus.“

Ranft warnt vor der Klimakatastrophe

Die Meteorologen seien schon recht gut in ihren Vorhersagen; „solche Vorhersagen kriegt die Börse nicht hin“, scherzt Ranft. Allerdings hänge das Wetter von vielen Aspekten ab. Energisch weist er beim Thema Klima auf den besorgniserregenden Kohlendioxidausstoß hin: „Wenn wir da nichts unternehmen, wird das Klima kippen“, sagt er ernst.

Für das Publikum hat er zum Abschluss noch einen speziellen Tipp: „Wenn Sie sich mit Umzugsgedanken tragen, wählen Sie für Ihr nächstes Domizil die Ostseite der Berge. Es sei denn, Sie sind Regenschirm-Fabrikant.“ Ein gelungener Abend. Anschließend sind alle ein bisschen schlauer nach Hause gegangen. Und der Regen hat aufgehört.