Viel zu sehen beim Tag der offenen Tür 150 Jahre Polizeipräsidium Frankfurt

Illustrierte Geschichte: Der Männerchor „Die Preußen“ erinnert an Vergangenes. Foto: jf

Nordend (jf) – Die Kantine des Polizeipräsidiums verwandelte sich zur Jubiläumsfeier in einen Festsaal. Neben Prominenz aus Politik und Wirtschaft kamen auch Vertreter der International Police Association aus Frankreich, Schweiz, Italien und Polen zum 150. Geburtstag des Frankfurter Polizeipräsidiums. Präsident Gerhard Bereswill ging in seiner Begrüßung auf die Geschichte ein. Bereits seit 1350 sind Gesundheits-, Markt- und Baupolizei nachweisbar, gab es Nachtwächter und Zöllner.

„Das war damals in der Handels- und Messestadt kein leichter Polizeidienst“, sagte er. Noch heute zeugen die Namen Hauptwache und Konstablerwache von Einsatzstellen. 1806 verlor die Freie Reichsstadt Frankfurt ihre Unabhängigkeit und wurde französisch besetzt. 1813 befand sich Napoleon auf dem Rückzug, die Polizisten hießen inzwischen Gendarmen.

Frankfurt wurde wieder Freie Stadt – bis sie 1866 von den Preußen annektiert wurde. Guido von Madai, der zum preußischen Staatsdienst gehörte, wurde 1867 erster Polizeipräsident, eine Königlich Preußische Polizeiverwaltung entstand – und das erste Polizeipräsidium auf der Zeil – vor 150 Jahren. 1914 zog die Dienststelle in die heutige Friedrich-Ebert-Anlage um, 1920 kam es zur Aufgabenteilung und Spezialisierung innerhalb der Polizei. 2002 wurde das neue Polizeipräsidium in der Adickesallee bezogen, in dem rund 3200 Mitarbeiter tätig sind. „Für das dunkle Kapitel der Polizeigeschichte, das 1933 begann, stehen sinnbildlich zwei Namen: Hugo Sinzheimer und Adolf Beckerle“, erklärte Bereswill. Sinzheimer, der einer jüdischen Familie entstammte, war 1914 provisorischer Polizeipräsident, wurde 1933 verhaftet und floh nach seiner Freilassung in die Niederlande. Dort wurde er 1937 ausgebürgert, lebte aber im Untergrund weiter. Er starb 1945 an den Folgen der schwierigen Existenz.

Beckerle dagegen führte als Polizeipräsident von 1933 bis 1941 das Präsidium im Sinne der Nationalsozialisten. Als Deutscher Gesandter in Bulgarien war er ab 1941 an der Deportation und Ermordung von Juden beteiligt. 1966 wurde er verhaftet, 1968 das Verfahren krankheitsbedingt eingestellt. 1976 starb Beckerle. Auch Polizeimeister Otto Kaspar wurde genannt: Er rettete einer jüdischen Familie das Leben, eine Straße am Präsidium wurde nach ihm benannt.

„Die Frankfurter sind stolz auf ihre Polizei“, sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann. Sie hätten die Preußen nicht gemocht, doch der erste Polizeipräsident Guido von Maida habe sich das Vertrauen der Bürgerschaft erworben. Eine besondere Herausforderung in der jüngsten Zeit sei die Eröffnung der Europäischen Zentralbank 2015 gewesen. Resultat: 150 verletzte Polizisten, sieben zerstörte und 55 beschädigte Fahrzeuge. „Dafür gibt es keine Rechtfertigung. Wer die Polizei angreift, muss die Härte des Staates spüren. Freiheitsrechte nützen nichts, wenn sie nicht verteidigt werden“, unterstrich OB Feldmann. Der hessische Innenminister Peter Beuth stellte fest: „Kaum eine andere deutsche Großstadt stellt so viele Anforderungen an die Polizei wie Frankfurt.“ Allein etwa 1000 Demonstrationen seien jährlich in Frankfurt zu sichern. Später gab es einen Tag der offenen Tür mit Präventions- und Kripomeile.