Im Museumslädchen stellte der Höchster Grafiker und Zeichner Peter H. Schäfer unter dem Titel „Nachbarschaftsbeobachtungen“ Cartoons aus. Die Besucher schmunzelten über die witzigen Bilder. Früh begann für rund 80 Kerbe-Burschen und -Mädchen sowie freiwillige Helfer der Samstag: Um sechs Uhr trafen sie sich auf dem Festplatz, um gemeinsam den Baum aus dem Enkheimer Wald zu holen. Besonders ausführlich erfolgte in diesem Jahr die Belehrung, und ein erhöhtes Aufgebot an Polizei begleitete die Baumholer in ihrem LKW und den Traktor mit Lafette.
Der Baum musste nicht geschlagen werden, er war zwei Tage zuvor umgefallen und gerade recht für den Festplatz. Die Aktiven schälten die 26,44 Meter lange Fichte, die Kerbemädchen flochten den Kranz, der später den Baum schmückt. Jeder, der beim Baumholen mithalf, bekam ein T-Shirt. Gegen 11.30 Uhr traf der Baum mit viel Hallo auf dem Festplatz ein. „Das Baumholen ist immer eine Mordsgaudi. Ohne Baum wäre die Kerb nur halb so schön“, sagte Joshua Lear, Zweiter Vorsitzender der Bernemer Kerwe Gesellschaft, dessen gewohnt humorvolles Entertainment fester Bestandteil der Aktion ist.
Lisbeth blickte nach Seckbach
Es dauerte knapp eine dreiviertel Stunde, bis die Lisbeth, in diesem Jahr mit neuem (alten) Gesicht und in neuen Kleidern auf ihrem Stuhl am Baum saß und gen Seckbach blickte – das Treiben auf dem Festplatz schien ihr offensichtlich suspekt. Die Freiwillige Feuerwehr Seckbach veranstaltete auch in diesem Jahr am Samstag und am Sonntag jeweils von zwölf Uhr bis 16 Uhr ein Kinderfest. Die Kleinen durften sich das Feuerwehrauto aus der Nähe anschauen, eine Hüpfburg lud zum Toben und Springen ein.
Ab 17 Uhr schlängelte sich der Festumzug von der Saalburgstraße durch Bornheim bis zum Festplatz an der Johanniskirche. Dort wurden die über 50 Vereine, Unternehmen und Gruppen mit „Baum hoch!“ begrüßt. Ortsvorsteher Hermann Steib stach mit Unterstützung von Hermann Brausch von der Binding Brauerei das Fass an. Mit den eindrucksvollen Schüssen der 1. Frankfurter Böllerschützen war die 411. Bernemer Kerb offiziell eröffnet. Die Band „Mixxed Up“ umrahmte den Abend mit Partyhits und Rock vom Feinsten.
Frühschoppen mit dem Musikzug Niederissigheim
Der Sonntag begann um zehn Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Johanniskirche. Anschließend fand auf dem Festplatz ein Frühschoppen statt, begleitet vom „Musikzug Niederissigheim“. Ab 15 Uhr sorgte „Nuwanda“ für mitreißende Musik. Für 16 Uhr war der Gickelschmiss angekündigt. „Wir haben bei dieser Hitze keinen Hahn mitgebracht, dass Wetter stresst die Tiere zu sehr“, erklärte Gabi Willoughby, Kassiererin des Kleintierzuchtvereins Bornheim. Doch da dem Hahn ohnehin beim Gickelschmiss keine Feder gekrümmt wird und ein Blumentopf ersatzweise herhalten muss, machte das nichts.
Dem Sieger Dennis Görbert, der mit verbundenen Augen gleich beim zweiten Schlag den Topf traf, wird ein tafelfertiger Hahn nachgereicht. „Ich gehe seit 14 Jahren auf die Bernemer Kerb, habe mich aber zum ersten Mal für den Gickelschmiss gemeldet. Und es hat gleich geklappt!“, freute sich der Treffsichere. Das Kerbe-Wochenende bei fast zu heißen Temperaturen ist zu Ende, viele haben gemeinsam im lustigen Dorf gefeiert. Die Kerb allerdings wird erst am Bernemer Mittwoch, an dem es auf der oberen Berger Straße noch einmal heiß hergeht, mit der Verbrennung der Lisbeth beendet.