Dreitägiges Kulturprogramm des armenischen Frauenvereins Armenien: Ein leidgeprüftes Land

Ankin Akyüz (Zweite von links) und ihre Hobbyköche kurz vor dem Start des Kochworkshops. Foto: Mohr

Nordend (zmo) –Wenn Ankin Akyüz von ihrer Heimat Armenien spricht, dann ist noch sehr viel Verbitterung in ihrer Stimme. Mit Veranstaltungen will die Vorsitzende des armenischen Frauenvereins daher auch weiterhin an das Leid der Menschen, an Kriege und Vertreibungen der Armenier erinnern. Vor allen Dingen soll der Genozid von 1915/16 nicht vergessen werden. Soldaten des Osmanischen Reichs hatten Hunderttausende Armenier durch Massaker und Todesmärsche umgebracht. Dieser Genozid wird von den meisten Historikern weltweit als solcher auch anerkannt. Die Türkei hingegen hadert noch heute mit der Geschichte und stellt den Völkermord in Abrede. Viele Armenier beklagten lange auch die Zurückhaltung Deutschlands, die dann aber im Juni 2016 im Bundestag die Anerkennung des Völkermordes manifestierte.

„Wir wollen zeigen, wer sind Armenier, was erlebten sie und wie leben sie heute? Diese Veranstaltung soll unseren Besuchern aber auch das wunderschöne Land seine Kultur, seine Klöster und Kirchen näherbringen“, sagt die studierte Chemikerin Ankin Akyüz, die den Frauenverein 2015 zur Gründung in Frankfurt anmeldete.

In der Evangelisch-methodistischen Christuskirche am Merianplatz hatten die Frankfurter Gelegenheit, Land und Leute kennenzulernen. Es gab einen „Armenischen Koch-Workshop“, bei dem durchweg vegetarisch gekocht und gebacken wurde. Bei armenischer Musik, Tee aus dem Samowar und heimischem Mokka aßen die Teilnehmer gemeinsam und plauderten viel.

Einen Tag später wurde den Besuchern der Film „Die Farbe des Granatapfels“ des sowjetisch-armenischen Regisseurs Sergej Paradschanow aus dem Jahr 1969 gezeigt. Bei einem anschließenden Imbiss mit Kaffee und Tee konnte über den Film diskutiert werden. Für einen weiteren Höhepunkt sorgte Artak Voskanyan, der auf der Duduk spielte. Das traditionelle armenische Blasinstrument, mit der schon in der Zeit König Tigranes 55 bis 95 vor Christus musiziert wurde, ähnelt einer Oboe.

Erzählt wurde auch die Geschichte von Gomidas Vartabed, einem armenischen Intellektuellen. Er war Priester, Musiker, Sänger, Pädagoge, Wissenschaftler und er gilt als Gründer der klassischen armenischen Musik. Auch er hatte einen langen Leidensweg hinter sich, konnte nach Paris emigrieren und starb auch dort. In den Kriegszeiten flohen viele Armenier dorthin. So auch die Eltern des berühmten Chansonniers Charles Aznavour, der seine tiefe Bindung zu Armenien in vielen schwermütigen Liedern zum Ausdruck brachte. „Der Boden ist mit Narben bedeckt. Gott hat es so oft auf die Probe gestellt ohne es zu pflegen. Überlebt hat es nur durch Opfergaben. So oft wie nur möglich wurde es verraten, so oft vergewaltigt. Es hat das Schlimmste erlebt, armes zartes Armenien“ lauten die übersetzten Zeilen des Lieds „Tendre Arménie“. „Ich liebe dieses Lied, Charles Aznavour konnte mit seiner sanften, melancholischen Stimme das ganze Leid Armeniens zum Ausdruck bringen“, sagt Ankin Akyüz. Mit Pfarrer Gnel Gabrielyan von der Armenisch-Apostolischen Kirche und Pastor Uwe Saßnowski von der Evangelisch-Methodistischen Kirche, beendete ein ökumenischer Gottesdienst die Veranstaltung.