Das Günter-Feldmann-Zentrum hilft Geflüchteten „Aufgeben ist keine Option“

Nina Dietz (links) vom Günter-Feldmann-Zentrum mit Kindern und Betreuenden beim Spielen.

Ostend (jf) – Was können wir für die Menschen tun, die jetzt zu uns kommen? Diese Frage diskutierten Sofja Vinarskaia, Leiterin des Günter-Feldmann-Zentrums am Alfred-Brehm-Platz, und ihre Mitstreiterinnen bereits zwei Tage nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine. Da meldeten sich auch schon die ersten Menschen von dort; das Zentrum ist gut vernetzt.

Wenn Vinarskaia, Evgenia Levin und Nina Dietz ihre Handys nicht stumm geschaltet hätten, wäre das Gespräch nicht möglich, ständig klingeln die Telefone. Zwei teilzeitbeschäftigte Hauptamtliche, zwei Honorarkräfte, zwei geringfügig Beschäftigte und bis zu 20 Ehrenamtliche stemmen die Arbeit im Günter-Feldmann-Zentrum. Etwa 200 Besucher kommen jede Woche zum Verein, der 21 Mitglieder hat und 1988 gegründet wurde, um Einwanderern, insbesondere jüdischen Migrantinnen aus der ehemaligen Sowjetunion, ihr Ankommen in Deutschland zu erleichtern. Man hat also viel Erfahrung.

Der Schock über den Krieg sitzt tief: „Es sind doch Brüder!“, entsetzt sich Vinarskaia, die selbst aus der Ukraine stammt. Die Herkunft spielt im Zentrum keine Rolle. Egal, wo die Menschen geboren wurden, sie stehen zusammen, um zu helfen. „Auch ich bin aus der Ukraine, mein Mann kommt aus Russland. Das ist kein Problem“, bekräftigt Levin.

Der Verein steht nun vor neuen Herausforderungen. Unter dem Titel „Empfangen mit dem Herzen“ hat Levin ein Konzept erarbeitet. „Wir sind uns sicher: Menschen, die aus Notsituationen fliehen und nach Deutschland kommen, haben das Recht auf eine menschenwürdige Aufnahme. Diese zu gestalten, ist Aufgabe von uns allen“, heißt es darin. Die Frauen aus der Ukraine, die in Frankfurt ankommen und sich im Feldmann-Zentrum melden, sind zwischen 30 und 40 Jahren alt. Die Haupt- und Ehrenamtlichen des Zentrums helfen bei der Unterbringung der Geflüchteten, kommunizieren mit Gemeinschaftsunterkünften und Hotels und bieten Fahrdienste an. Sie begleiten die Menschen zu Behörden und Ärzten, helfen beim Einkauf und bei der Orientierung im Umfeld. Ganz wichtig sind Dolmetscherdienste. „Wir bieten an, Kinder zwischen drei und zwölf Jahren zu beschäftigen, mit ihnen im Haus zu basteln und zu malen oder nach draußen auf Spielplätze in der Nähe zu gehen“, sagt Dietz. „Natürlich kooperieren wir als Mitglied des Paritätischen Wohlfahrtsverbands vor allem mit der Stadt und mit anderen Organisationen“, ergänzt Vinarskaia.

Über Spenden freut sich der Verein. Dabei geht es nicht nur um Geld, sondern um den täglichen Bedarf beispielsweise Malzeug, Hygieneartikel und Babysachen. Das Zentrum hat Kontakt zum Hotel Arena am Zoo, Gennadi Tultschinetski hilft, wo er kann. Auch Jumas Medoff, Stadtverordneter und Vorsitzender der Kommunalen Ausländervertretung, brachte Sachspenden. Foodsharing Frankfurt half mit Brötchen. „Nach sieben Wochen spüren wir schon, dass uns das alles mitnimmt und auf Trab hält. Aber Aufgeben ist keine Option. Wir wollen einfach helfen, dass Menschen in für sie so schwierigen Zeiten ein bisschen Glück erfahren“, sagt Dietz. Unter feldmann-beratungszentrum.de können Interessierte Kontakt aufnehmen.