Aktion der Mitglieder des Kunstvereins Eulengasse Austellung: Denken und Umdenken

Jürgen Wolff vor seiner Tuschzeichnung „Nr. 80“, Sophia Cull vor „Palimpses“ und Brigitte Waibel vor „Weiblicher Akt, stehend“. Foto: Faure

Bornheim (jf) – Der feine Strich, der bearbeitete Akt, das beseelte Farbgeflecht. In der ersten Ausstellung des Jahres ermöglicht der Kunstverein Eulengasse einen Einblick in die sehr unterschiedlichen Arbeiten dreier neuer Mitglieder. „Seit April 2016 geht es uns im Jahresthema ‚Es ändert sich gerade was’ um Wandlungsprozesse. Die erste Exposition 2017 unter der Überschrift ‚Denken und Umdenken’ passt gut dazu“, begrüßte Harald Etzemüller, Schatzmeister des Vereins, die Gäste der Vernissage. Inzwischen hat der Kunstverein rund 60 Mitglieder.

Kurator Vládmir Combre de Sena erläuterte: „Drei verschiedene Denkweisen kommen in den Arbeiten zum Ausdruck; das auf den ersten Blick Technisch-Rationale in den feingliedrigen Tuschzeichnungen von Jürgen Wolff steht scheinbar den emotionalen Akt-Bearbeitungen von Brigitte Waibel gegenüber. Die mehrschichtigen Malereien von Sophia Cull verbinden beide Welten. Bei allen Werken lohnt es sich, genau hinzuschauen.“

Culls großformatiges Ölgemälde „Palimpsest“ spiegelt ihre Arbeitsweise genauso wider wie das kleinere „Weaving of Threads“ (Weben von Fäden). Farbschicht auf Farbschicht fügt sie hinzu, später trägt sie mit einem kleinen Bohrer dünne Segmente wieder ab. So entstehen gleichsam Adern, wird Verborgenes wieder sichtbar: „Für mich ist es wie ein Pinselgewebe mit einer Seele“, sagte sie.

Jahrelang hat sich Brigitte Waibel mit Aktzeichnen beschäftigt. Seit zwei Jahren holt sie die alten Bleistiftzeichnungen wieder hervor, bringt Farbe auf, übermalt, schafft Kontraste, setzt andere Materialien hinzu, strapaziert die Blätter manchmal bis zum Zerreißen. „Das macht nichts, für mich ist das Material wichtig, geht es kaputt, klebe ich es wieder zusammen. Das gehört für mich dazu.“ Selbst auf den Rückseiten entsteht so manchmal Neues.

Jürgen Wolff, der Geodäsie studierte, arbeitet mit dem Rapidograph, dem Tuschzeichengerät, das feinste Linien ermöglicht. „Früher habe ich mit normalen und Kurvenlinealen gezeichnet, seit einiger Zeit zeichne ich lieber frei. Die Arbeit, bei der ich eine Lupe und höchste Konzentration benötige, ist eine Verbindung von Harmonie und Symmetrie “, bemerkte Wolff. Aus Rationalem entstehe Organisches, seine Arbeiten bezeichnet Wolff als „Hybride“.

Die Ausstellung des Kunstvereins Eulengasse in der Seckbacher Landstraße 16 ist bis zum 19. Februar zu sehen und donnerstags von 17 Uhr bis 21 Uhr, freitags von 15 Uhr bis 18 Uhr sowie sonntags von 15 Uhr bis 19 Uhr geöffnet.