Visionen der Schüler, Dominikus Landwehr und das schwierige Projekt Mauerbild Bild-Geschenk an die Schule

Rundgang an der neu gestalteten Mauer im Schulhof des Helmholtzgymnasiums. Foto: Faure

Ostend (jf) – Kurz vor der Präsentation wird noch gepinselt, die Projektteilnehmer verewigen sich auf der „Wall of Fame“. Das weiß getünchte Mauerstück auf dem Helmholtz-Schulhof schließt sich rechtwinklig an die etwa 50 Meter lange, nun bemalte Mauer an. „Das war ein dreitägiger Kraftakt, nahezu Kampfmalen“, kommentiert Dominikus Landwehr.

Im September 2016 begann der Künstler und Projektdesigner seine Tätigkeit als Schulkünstler am Helmholtzgymnasium. Erfahrungen mit Kindern und Jugendlichen hatte Landwehr aus rund 200 Projekten an verschiedenen Bildungseinrichtungen. Und geliefert hatte die Schule bereits etwas für ihr viertes Schulkünstlerprojekt: Grundlage für die Mauergestaltung war ein Wettbewerb, in dem Ideen für die Wand gesucht wurden. „Das war natürlich schon eine Steilvorlage“, sagt Landwehr.

Bislang war die Mauer nur mit zwei Motiven geschmückt – mit dem Porträt des Schul-Namensgebers Hermann von Helmholtz und mit dem Porträt von Johann Amos Comenius. Das sollte anders werden. Kunstlehrerin Tina Baumung hatte etwa 50 Jugendliche für das Projekt begeistert, das mit Hilfe der Stiftung der Frankfurter Sparkasse und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen umgesetzt wurde – beide Stiftungen ermöglichen seit vielen Jahren die Arbeit von Schulkünstlern. Die Bildungseinrichtung muss allerdings ebenfalls engagiert dahinter stehen, genauso wie die Lernenden – für die Mädchen und Jungen ist die Teilnahme freiwillig und eine Chance, sich außerhalb des Schulalltags mit Kunst in besonderer Weise zu beschäftigen.

Aber dieses Vorhaben erwies sich als außerordentlich schwierig. 50 Meter Mauer mit unterschiedlichen Höhen, Abstufungen, Winkeln waren zu meistern. Konzeptionell und handwerklich. „Es war ein Hammerprojekt“, sagt Landwehr zur offiziellen Übergabe an die Schule, „und es ist schon ein besonderes Geschenk.“

Lange vor den drei „Kampfmaltagen“ wurde in zehn Treffen über Hintergründe, Motive, Techniken gesprochen, gestritten und abgestimmt. „Basisdemokratie ist weitaus anstrengender als einfach einen Auftrag auszuführen“, bekennt Landwehr. „Aber zum Schluss sind die Jugendlichen ihren Entwürfen so nahe gekommen, dass die Bilder zur eigenen Sache geworden sind“, stellt der Künstler fest.

Als sei die Mauer nicht allein schon Herausforderung genug, mussten auch die beiden Porträts von Helmholtz und Comenius integriert werden. „Es gab auch die Überlegung, ein paar Felder offen zu lassen, aber jetzt ist doch noch alles fertig geworden“, bemerkt Baumung. An drei Tagen kämpften die etwa 25 aktiven Schüler gemeinsam mit Baumung und Landwehr zunächst gegen Regen, später gegen sengende Hitze und projizierten, malten, verglichen, verbesserten. Dazu gehörte auch, dass die Pinsel gründlich ausgewaschen werden mussten, keine Arbeitsvoraussetzung.

Schulleiter Gerrit Ulmke ließ es sich nicht nehmen, trotz Staatsexamensprüfungen in der Mittagspause vorbeizukommen: „Aus der hässlichen Mauer ist ein Kunstprojekt von Schülern für Schüler geworden“, würdigt er und dankt auch der Stadt – die verputzte die Mauer vor dem Farbauftrag.

In einem kleinen Rundgang stellt Tina Baumung die Jugendlichen und ihre Motive vor, die sehr vielfältig sind und von einem streng blickenden Mann mit Hut über eine Dschungelszene, Prometheus, ein Liebespaar bis hin zu Tanzenden und dem Spruch „Don’t just be another brick in the wall“ von Pink Floyd reichen – mit vielen Sternen auf dem von Gelb bis Violett verlaufenden interstellaren Hintergrund dazwischen.