„Unablässisch Zoores – Inklusion mal anders“ Bornheim: Lukas 14 bringt besonderes Stück auf die Bühne

Die Mitglieder der Theatergruppe sind bereits fleißig am Proben. Bald feiert ihr selbst geschriebenes Stück Premiere. Foto: Lukas 14/p

Bornheim (red) – Integratives Theater ist eine Sparte für sich. Es werden bewegende Schicksale von behinderten Menschen gezeigt, die ihr Leben trotz aller Widerstände und Probleme meistern. Aber auch ihr Leiden und Scheitern an Arroganz und Diskriminierung durch die Mehrheitsgesellschaft ist immer wieder Thema. Nicht so im Stück „Unablässisch Zoores“, das die frühere Geschäftsführerin von Lukas 14, Christina Kupczak, geschrieben hat und das die Integrative Theatergruppe des Vereins mit mehr als 20 Darstellern am Sonntag, 22. April, ab 15 Uhr im Josefsaal, Berger Straße 135, zeigt.

Das Stück im Stil des klassischen Volkstheaters behandelt die Themen Behinderung, Migration, Diskriminierung und Ausgrenzung humorvoll und hintersinnig. Menschen mit Behinderung werden mit ihren Fehlern und Schwächen dargestellt. Dabei wird das offen ausgesprochen, was sonst in der Regel nur hinter vorgehaltener Hand geflüstert wird. In einem bunten Gemisch treffen zudem auf der Bühne Gebärdensprache, Deutsch, Russisch, Frankfurter Mundart, Gesang und Tanz aufeinander.

Kommunikation bei Proben klappte gut

Bei den Proben hätten sich alle, ob Deutsche, Russen, Gehörlose oder Hörende untereinander gut verstanden, erzählt Michaela Kuhn, Josefinerin, die zum ersten Mal eine kleine Rolle in der Theatergruppe spielt. Für die seltenen Fälle, in denen das nicht klappte, habe es einen Gebärdendolmetscher gegeben. „Dabei ist dann auch deutlich geworden, dass zum Beispiel die russische Gebärdensprache ganz anders ist als die deutsche“, erzählt Michaela Kuhn.

Mit seinem Integrativen Theater möchte der Verein Lukas 14, der einst aus der von Pater Amandus und Christina Kupczak gegründeten Gehörlosengemeinschaft „Pax“ entstand, die Qualität von Menschen mit Behinderungen wie Gehörlosigkeit, Sehbehinderung, Körperbehinderung, psychischen oder neurologischen Erkrankungen sichtbar machen und neben einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung auch neue berufliche Wegen für sie ebnen. Denn oft seien diese Menschen hervorragend ausgebildet, im Berufsleben gebe es aber keinen Platz für sie.

Mitglieder stehen zu ihren Handicaps

„Wir stehen zu unserem Handicap und wollen es sinnvoll in unser Leben einbinden. Wir definieren uns aber nicht über die Behinderung, sie ist ein Teil unserer Persönlichkeit und von daher auch nicht abgelehnt“, betonen die Mitglieder der Theatergruppe, die bereits zahlreiche Klassiker von Tschechow oder Lope de Vega auf die Bühne brachte, nun aber das erste selbstverfasste Stück präsentieren. Auf der Bühne stehen junge Leute im Teenie-Alter gemeinsam mit Älteren über 60 Jahre. Auch diese Mischung ist der Gruppe besonders wichtig. Deshalb hat Christina Kupczak, die auch Regie führte, den meisten ihre Rollen auf den Leib geschrieben. 

Das Stück spielt in einem Obst- und Gemüsegeschäft, das von Conny und ihrem sehbehinderten Mann Lutz geführt wird. Ihre Kinder und die großspurige Schwester aus Berlin haben ganz unterschiedliche Pläne für ihr Leben. Der Tod von Erbtante Juliane aber verändert alles und bringt auch noch entfernte Verwandte aus Russland ins Spiel. Die Kostüme für die einzelnen Rollen haben ebenfalls Vereinsmitglieder genäht und gestaltet. „Alle unterstützen sich gegenseitig“, betont Michaela Kuhn. Klar, dass der Verein auch Wert darauf gelegt hat, dass die Vorstellung im Josefsaal fürs Publikum barrierefrei zugänglich ist. Der Eintritt ist frei, der Verein bittet um Spenden.