Auf Entdeckungsreise in den Frankfurter Stadtteilen Bornheim: Ortskern mit „Zwiwwelkerch“

Urig: Das Alte Bornheimer Rathaus. Fotos: Hagemann

Frankfurt (sh) – Nennt man einen Frankfurter Stadtteil, hat fast jeder ein bestimmtes Wahrzeichen, etwas für den Stadtteil Typisches oder auch ein Klischee vor Augen. Redakteurin Sabine Hagemann hat die Frankfurter Stadtteile besucht, sie erlaufen, auf sich wirken lassen und sich umgeschaut, was es dort neben den üblichen Sehenswürdigkeiten noch so gibt.

Bornheim, das „lustige Dorf“, hat viel zu bieten: Die quirlige Berger Straße, die Bernemer Kerb und die Dippemess, Apfelweinlokale und Szene-Kneipen sowie jede Menge Sport. Kein Wunder, dass „Bernem“, wie die Einheimischen ihren Stadtteil nennen, schon immer ein beliebtes Ausflugsziel war.

Ich lege los an der Eissporthalle und laufe die Rose-Schlösinger-Anlage entlang, von der man einen wunderbaren Blick auf den Bornheimer Hang hat. Neben besagter Eissporthalle – dem Zuhause des Eishockey-Klubs Löwen Frankfurt – befindet sich der Festplatz, auf dem unter anderem zweimal im Jahr die Dippemess stattfindet. Die gibt es schon seit dem 14. Jahrhundert, allerdings boten seinerzeit die Händler ihre Keramiktöpfe und -schüsseln („Dippe“) auf dem Römerberg an. In den 60er-Jahren zog die Veranstaltung aus Platzgründen an den Bornheimer Hang. In unmittelbarer Nähe ist die PSD Bank Arena zu sehen, die Heimat des Fußballvereins FSV Frankfurt. Auch das Football-Team der Frankfurt Galaxy trägt dort seine Matches aus. Schon bald soll in der Nachbarschaft von Eissporthalle und Stadion noch eine weitere Sportstätte entstehen: Das Familienbad Bornheim.

Immer weiter geht es die gepflegte Grünanlage mit ihren Kinderspielplätzen, Outdoor-Fitnessgeräten und Ruhebänken entlang. Dabei fällt mein Blick zu meiner linken auf die schneeweiße katholische Heilig Kreuz Kirche. Seit 2007 befindet sich dort das Zentrum für christliche Meditation und Spiritualität. Am Ende der Grünanlage überrascht der „Ratskeller“ mit seiner Optik: Das Lokal mit Biergarten gleicht einer Festung. Fuhrleute legten dort früher eine Rast ein und im Keller wurde Eis vom Main gelagert. Leider hatten die Graffiti-Sprayer vor dem alten Gemäuer keinen Respekt.

Immer weiter nordwestlich führt der Weg – vorbei am Panoramabad, das abgerissen werden soll, sobald das neue Familienbad steht, und vorbei am gigantischen Sportcenter der TG Bornheim an der Inheidener Straße. Beeindruckend ist allein schon die große Outdoor-Kletterwand. Ich schwenke von dort auf den oberen Teil der Berger Straße mit seinen Fachwerkbauten. Ein besonderer Hingucker ist das Alte Bornheimer Rathaus von 1750 mit seiner verzierten Holztür. Ein kurzer Abstecher zur evangelischen Johanniskirche, die die Bernemer aufgrund ihres zwiebelförmigen Kirchturmdaches gerne „Zwiwwelkerch“ nennen, ist natürlich ein Muss. Dort ist noch viel Urtümliches vom alten Ortskern erhalten. Auf dem Platz vor der Johanniskirche findet normalerweise die „Bernemer Kerb“ statt – wenn nicht gerade eine Pandemie eingedämmt werden muss. Zu den Höhepunkten des mehrtägigen Fests, das die Bernemer Kerwe-Gesellschaft ausrichtet, gehören ein Umzug, Kerbebaum, der „Gickelschmiss“ und das Straßenfest „Bernemer Mittwoch“, an dem die Lisbeth, die Symbolfigur der Kerb, feierlich zu Grabe getragen und verbrannt wird. Da ich gerade in der Nähe der Turmstraße bin, schaue ich dort auch gleich noch beim Bernemer Museumslädchen, dem kleinen Stadtteilmuseum des Bürgervereins und Förderkreises Historisches Bornheim, vorbei.

Ich begebe mich wieder auf die Obere Berger Straße und passiere die Sportanlage der SG Bornheim. Ein fahrender Gemüsehändler ist unterwegs, läutet unermüdlich eine große Handglocke und ruft „Kartoffeln!“. Kurz vor Seckbach und der A661 schlage ich mich hinter dem St. Katharinen-Krankenhaus durch die Wege Am Hohen Markstein und Bodenweg durch jede Menge Grün, passiere dabei Kleingärten und den Bornheimer Friedhof. Es ist einsam und schattig doch der Autobahnlärm ist stets im Ohr.

Zielstrebig laufe ich auf die Friedberger Warte zu. Auf dem dortigen Platz steht immer dienstags Norbert Bienfait mit seinem beeindruckenden Kaffeeröstmobil. Dort gönne ich mir einen Café Frappé, bevor ich über die Dortelweiler Straße wieder zurück Richtung Bornheim Mitte laufe. Vorbei am Fünffingerplätzchen, wo Berger Straße, Heidestraße, Rendeler Straße, Löwengasse und Ringelstraße aufeinandertreffen, schlage ich mich wieder auf die Berger Straße, die dort von vielfältiger Außengastronomie geprägt ist.

Weiter südlich geht es zum Uhrtürmchen – neben der „Zwiwwelkerch“ ein weiteres Wahrzeichen des Stadtteils. Dort findet zweimal wöchentlich ein Markt statt. Ein imposantes Bauwerk gibt es noch ein Stückchen weiter Richtung Innenstadt auf der Berger Straße zu sehen: Die katholische St. Josefskirche. Um die Ecke befindet sich der Eingang zum Kirchgarten. Dort lässt es sich schön entspannen – wenn sich erst einmal die Überraschung gelegt hat, dass das Gebäude aus dieser Perspektive völlig anders aussieht als von der Straße aus. Nach einem kurzen Abstecher zum Bürgerhaus Bornheim und der Stadtbücherei mache ich mich über Bornheim Mitte wieder auf den Heimweg.

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