Liturgie kommt von Frauen aus Surinam Bornheim: Weltgebetstag in St. Josef gefeiert

Melanie Hilcken erzählt von Alima. Foto: Faure

Bornheim (jf) – Ungewöhnlich bunt sah es vor dem Altar der Sankt Josef-Kirche aus: Das Plakat mit dem Bild einer stolzen, schönen Frau in einem türkisfarbenen Kleid, farbenfrohe Tücher, dazu Kerzen, Blumen, exotische Früchte und ein wie Emaille schillerndes rundes Bild auf rechteckigem Grund brachten den Raum zum Leuchten. Die Gäste hatten sich zum Weltgebetstag eingefunden. Er wird seit 130 Jahren von einer ökumenischen Basisbewegung weltweit am ersten Freitag im März gefeiert.

Zwölf Frauen um Gertrud Neubauer aus der Pfarrei Sankt Josef und aus der Evangelischen Kirchengemeinde Bornheim hatten die Liturgie seit November vorbereitet. In diesem Jahr kam sie aus dem kleinsten Land des Subkontinentes Südamerika, aus Surinam. In der früheren Kolonie Niederländisch-Guayana, seit 1975 unabhängig, leben rund 560.000 Einwohner aus vielen verschiedenen Ethnien, aus vier Kontinenten und mit diversen Religionszugehörigkeiten. Regenwälder mit 1000 unterschiedlichen Baumarten bedecken über 90 Prozent der Landesfläche. Während früher vor allem Zuckerrohr für die Ausfuhr angebaut wurde, werden heute Reis, Bananen, Fisch und die Bodenschätze Bauxit, Öl, Gold sowie Holz exportiert.

Eine Frau und noch dazu eine Frankfurterin – Maria Sibylla Merian – brachte vor über 300 Jahren von ihrer Reise nach Surinam wunderbare Zeichnungen von exotischen Pflanzen nach Europa mit, bis dato war das Gebiet weitgehend unbekannt. Die surinamischen Frauen stellen den Weltgebetstag unter das Motto „Gottes Schöpfung ist sehr gut!“ Sieben Frauen erzählen von ihrem Leben. Alima vom Volk der Arawak berichtete: „Wir versuchen, von der Natur zu leben und sie zugleich zu schützen.“

Sieben Frauen - Sieben verschiedene Lebenswege

Muyinga, Nachfahrin versklavter Afrikaner, bewahrt die Traditionen aus Westafrika und schätzt den Regenwald als „Lunge der Erde“. Mei Ling mit chinesischen Wurzeln lobt das gesunde Kokosnussöl. Carolina, eine Kreolin mit europäischem Vater und afrikanischer Mutter, erzieht ihre fünf Kinder alleine. Sie baut Maniok an, bäckt daraus Brot und verkauft es.

Willemien, deren Vorfahren aus den Niederlanden stammen und Bauern waren, bewirtschaftet mit ihrem Mann einen kleinen Hof. Shanti, eine Frau indischer Herkunft und Tochter von Reisbauern, will ihre Kinder zum Studium schicken – selbst wenn sie dafür in die Hauptstadt Paramaribo müssen. Kartini, deren Familie aus Indonesien einwanderte, baut Gemüse und Kräuter an, ihr Mann ist Fischer. Die kurzen Schilderungen zeigen die unterschiedlichen Ethnien und die Lebensumstände der Frauen.

Schöpfungserzählung aus Genesis vorgetragen

Die Schöpfungserzählung aus dem Buch Genesis folgte, dabei wurde auf die verschiedenen Bildbestandteile des bunten Kreises gedeutet – er symbolisiert die sechs Tage währende Arbeit Gottes, der Himmel und Erde, Licht und Dunkel, Wasser und Land, Pflanzen, Tiere und Menschen schuf. Die Schöpfung allerdings ist bedroht, die Erde verwundet durch verwüstete Zonen, abgeholzte Wälder, vergiftetes Wasser. Es ist Zeit, endlich Verantwortung zu übernehmen, selbst zu handeln und wirksam gegen Umweltsünden zu protestieren.

Peter Habermehl unterstützte den Weltgebetstag mit der bildlichen Gestaltung des Schöpfungskreises, Udo Lorenz begleitete die Feier musikalisch. Im Anschluss an diese kurzweilige und anregende Stunde kamen alle Interessierten im Foyer des Gemeindehauses zusammen. Dort wartete bereits ein Büfett mit surinamischen Köstlichkeiten: Goegerie (Kichererbsen mit Gewürzen), Frikadel Djawa (Süßkartoffeln mit Hackfleisch), Kokos- und Bananenkuchen sowie Kokos-Tiramisu lockten zum Kosten.