Zauber und Poetry Slam Bornheimer Kleinkunstbühne mit neuem Flair

Poetry Slammer Thorsten Zeller (von links), Ulf Eisenkrämer und Andreas Arnold. Foto: Faure

Bornheim (jf) – Der Saal der evangelischen Kirchengemeinde Frankfurt Bornheim war an diesem Abend kaum wiederzuerkennen. Statt der Stuhlreihen und der üblichen Beleuchtung Varieté-Atmosphäre. Der hintere Teil des Saals war mit schwarzen, flexiblen Stellwänden abgetrennt. Buntes, gedimmtes Licht zauberte eine anheimelnde Stimmung. Im vorderen Bereich standen drei runde Tische, in den folgenden Reihen boten weitere kleine quadratische Beistelltische die Möglichkeit, Getränke abzustellen.

„Wir haben mal etwas Neues probiert, es ist ein Test. Wenn das etwas andere Ambiente ankommt, werden wir das in diesem Rahmen weiter gestalten“, erklärte Mitorganisator Peter Habermehl, „wir werden keine Pause mehr haben, aber die Gäste können ihre Drinks ja mitnehmen und gerne auch nach der Vorstellung noch eine Weile bleiben.“ Die Bar im Foyer mit dem netten Service wurde gerne angenommen. Erneut eröffnete Kai Ahnung alias Dieter Becker den Abend mit dem BKKB-Song, vorgetragen zur Melodie von „Hard Rock Café“. „Sie erwartet wieder eine Kleinkunst-Wundertüte, mehr oder weniger bekannte Künstler werden auftreten. Der Eintritt ist frei, aber Spenden sind mehr als willkommen, weil die Protagonisten des Abends nur eine Aufwandsentschädigung erhalten“, erklärte der Moderator.

Sechs Musiker bezauberten mit Tango-Musik

Den Auftakt gestaltete Papas C., eine Gruppe, die seit 2009 auftritt und sich der Vielfalt des Tangos verschrieben hat. Die sechs Musiker bezauberten mit Violinen, Kontrabass, Akkordeon, am Flügel und mit beeindruckendem Gesang. Und das auf wenig Raum – fast war die Bühne zu klein für die Gruppe. Wie gelangt ein durchsichtiges Seidentuch von einem Moment auf den anderen von der Vorderseite des Mikrofonständers dahinter? Wie werden drei aus dem Publikum eingesammelte Ringe urplötzlich zu einer kleinen Kette? Und wie bekommt man diese Verbindung wieder gelöst? Stefan Sprenger, auch als „Der Hochstapler“ bekannt, verblüffte mit scheinbar unspektakulären, aber ebenso scheinbar unerklärlichen Tricks.

Aus Bad Vilbel war der Autor Robert Maier angereist und las eine skurrile Kurzgeschichte zum Thema „Weihnachten auf dem Mars“ und einen Auszug aus seinem Roman „Punkfurt“. Drei junge Männer, Thorsten Zeller, Ulf Eisenkrämer und Andreas Arnold, kamen auf die Bühne. Im klassischen schwarzen Anzug wirkten sie beinahe ein bisschen wie Operntenöre. Doch weit gefehlt: Alle drei haben sich dem Poetry Slam verschrieben. Und das auf hohem Niveau. Arnold hatte sich Gedanken über den Begriff „Zenit“ gemacht; nein, der Zenit war früher nicht besser als heute, zudem weiß man selbst nie, ob man sich gerade auf einem befindet – und das ist schließlich besser so.

Nächste Veranstaltung am 12. Februar

Eisenkrämer, im Hauptberuf Sporttherapeut, sinnierte über langes Sitzen und als Folge davon Rückenschmerzen, eine Entwicklung „vom Säbelzahnfänger zum schlaffen Rumhänger“. Keineswegs optimal. Zeller erzählte eine gekonnt gereimte Geschichte von einer Bahnfahrt und der Unterhaltung mit einem im Zug angebrachten, fast menschlichen, allerdings etwas zersplitterten Werbeprospektträger aus Plastik.
Wer war der Beste? Der Applaus erschien für alle gleich stark und laut – ein gerechtes Urteil, mit dem die drei Slammer wohl auch zufrieden waren. Ein gelungener BKKB-Abend, ein Dankeschön gilt den Organisatoren und Techniker Steve. Das veränderte Ambiente kam sehr gut an. Die nächste Veranstaltung wird am 12. Februar stattfinden – man darf sich schon jetzt darauf freuen.