Soziale Berufe sind etwas für Jungs Boys’ Day mit Sozialparcours im Jugendhaus Heideplatz

Oliver Tautorat (links) und Constantin Sauer, künftige Physiotherapeuten. Foto: Faure

Nordend (jf) – Schon mal versucht, eine Kugel auf einem Balancebrett mit den Füßen und Bewegungen des ganzen Körpers ins Ziel zu bringen? Das ovale Brett gehört zu einer Sammlung von Geräten, die Mitarbeiter und Auszubildende der Schule für Physiotherapie Friedrichsheim am Universitätsklinikum Frankfurt mitgebracht haben. Die Schule Friedrichsheim ist eine Station auf dem Sozialparcours, außerdem haben das Bildungszentrum Frankfurter Verband, die Kita Frankfurt, das Sankt Elisabethen-Krankenhaus, das maxQ Bildungszentrum und das Projekt „Soziale Jungs“ ihre Stände in der Sporthalle des Jugendhauses Heideplatz aufgebaut. In der ersten Etage bietet der Evangelische Verein für Jugendsozialarbeit Informationen und eine Button-Bastelstrecke an.

„Seit 2001 gibt es den Girls’ Day, seit 2011 den Boys’ Day“, sagt Martina Taylor vom Paritätischen Bildungswerk, Veranstalter des größten Sozialparcours für Jungen in Hessen. Über 100 Jungen ab 14 Jahren waren angemeldet, fast alle sind gekommen. „Den Parcours führen wir seit 2013 durch. Es geht darum, Vorurteile und Klischees zu beseitigen und junge Männer für Berufe in den Bereichen Erziehung und Bildung, Gesundheit und Pflege zu interessieren. Die Jungen können sich mit Azubis unterhalten, Sachen ausprobieren wie beispielsweise einen Verband anlegen und Blutdruck messen“, erklärt Taylor. Ein zweiseitiger Fragebogen muss am Ende des Parcours abgegeben werden, nur dann erhält der Teilnehmer ein Los für die Tombola. Man kann zum Beispiel Trikots der Fraport Skyliners, der Eintracht, Eintrittskarten für ein FSV-Spiel und als Hauptpreis Kopfhörer gewinnen.

Auch Constantin Sauer und Oliver Tautorat nehmen am Parcours teil, allerdings auf der anderen Seite: Sie befinden sich in der dreijährigen Ausbildung zum Physiotherapeuten an der Schule Friedrichsheim. „Zuerst war ich im Krankenfahrdienst bei den Maltesern, habe eine Ausbildung im Rettungsdienst absolviert und mich schließlich für die Physiotherapie entschieden. Ich bin sportlich und aktiv, das lässt sich mit dem Beruf gut verbinden, es wird nie langweilig, immer kommt etwas Neues hinzu“, sagt Sauer. „Was macht man denn so als Physiotherapeut?“, fragt ein Junge. „Wir behandeln Patienten mit Prothesen, Frakturen und Rheuma und wenden Atemtherapien an“, erläutert Sauer. „Es ist schön, Erfolge zu sehen. Das motiviert die Patienten und uns auch“, ergänzt Tautorat. Ein gutes Team hilft bei Fragen und Problemen.

Schüler lernen, einen Kopfverband anzulegen

Tim Stübing legt seinem Freund Felix Müller einen Kopfverband an. Renate König, im Sankt Elisabethen-Krankenhaus zuständig für Praxisanleitung und innerbetriebliche Fort- und Weiterbildung, korrigiert ab und zu. Für die beiden Schüler aus Stockstadt ist es die dritte Station auf dem Parcours. „Das ist gut gemacht hier mit den Ständen und sehr informativ. Das mit dem Kopfverband war witzig“, sagen die beiden. Beim Projekt „Soziale Jungs“ haben sie sich bereits umgehört und können sich vorstellen, da mitzumachen. Dabei geht es um einen Freiwilligendienst von insgesamt 80 Stunden in einem Altenpflegeheim, einem Krankenhaus, einer Kita oder einer Einrichtung für behinderte Menschen. „Es gibt ein kleines Taschengeld und am Schluss einen Kompetenznachweis“, erklärt Martina Taylor.

Zwei Stunden Zeit haben die Jungen für die sieben Stationen des Parcours. Anschließend wird die Rapperin Zeda, die auch Respekt-Botschafterin ist, auftreten. Alles ein bisschen anders im Jugendhaus, eine Rapperin mit Texten, die keinen diskriminieren. Jungen interessieren sich für Berufe, in denen sie bislang mit weniger als 40 Prozent Anteil vertreten sind, also sogenannte klassische Frauenberufe. Aber diese Einteilung gerät zunehmend ins Wanken; der Girls’ und der Boys’ Day tragen dazu bei.