Mitte März geht's los Brillenbären des Frankfurter Zoos ziehen nach England

Nichts wie ran an die Leckereien... Foto: Faure

Ostend (jf) – Ist denn schon Ostern? Große Pakete liegen im Bärengehege. Es sind Abschiedsgeschenke für Tupa und Sonco – die beiden Brillenbärenbrüder werden Mitte März umziehen, in Noah’s Ark Zoo Farm bei Bristol. Ende Dezember 2013 wurden sie in Frankfurt in der im Juli eröffneten neuen Anlage Ukumari-Land geboren, wogen damals um die 4000 und 3000 Gramm. „Es war ein deutlicher Unterschied zwischen den Zwillingen, Tupa war kleiner. Heute ähneln sie sich so sehr, dass man sie kaum noch auseinander halten kann“, sagt Revierleiterin Claudia Löschmann.

Interessieren sich die Bärenjungen für die Geschenke? Aber klar doch. Nach einigen Erkundungsschritten auf ihrem Terrain finden sie die Pakete. Die Mutter Cashu und der männliche Bär Nobody, der nicht der Vater der Brüder ist, haben zu dieser Stunde keinen Zutritt auf diesen Abschnitt des Geländes. Tupa und Sonco machen sich sofort über die Pakete her. „Wenn ich das Papier so aufgerissen hätte wie die beiden, hätte mein Vater geschimpft. Das Geschenkpapier musste sorgsam abgelöst werden, es ließ sich ja mehrfach verwenden“, lacht Zoodirektor Manfred Niekisch. Den Bären ist das egal, Hauptsache, schnell an den Inhalt kommen: Bananen, Möhren, Nüsse. Offensichtlich lecker. Ob sie wissen, dass dies ein Abschiedsgeschenk ist? Irgendetwas haben sie sicher bemerkt, denn seit Wochen trainieren sie für die Transportkisten.

Neues Zuhause mit Hügeln und Wasserläufen

Noch bis Mitte März können sie im Ukumari-Land toben – sehr zum Leidwesen der Landschaftsgärtnerin, die den beiden Rowdys die kahlen Bäume und die arg ramponierte Landschaft anlastet. „Tupa und Sonco sind wild und verspielt. Ihre Mutter braucht auch Ruhe. Wären es zwei weibliche Tiere gewesen, hätte man mit der Umsiedlung vielleicht noch warten können, aber so sind sie langsam Konkurrenz für Nobody“, erläutert Niekisch. Natürlich fällt allen, in erster Linie dem siebenköpfigen Pflegerteam, das sowohl das Ukumari-Land als auch den Katzendschungel und die Mähnenwölfe betreut, der Abschied nicht leicht. Es tröstet aber zu wissen: In ihrer neuen Heimat Noah’s Ark Zoo Farm werden sie eine 1200 Quadratmeter große Anlage mit Hügeln und Wasserläufen vorfinden und dort die ersten Brillenbären auf dem neuen Terrain sein. Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm empfahl die Umsiedlung auf die Insel, die Tierpfleger aus England statteten den Frankfurter Bären bereits einen Besuch ab und werden sie abholen und auf der etwa zehnstündigen Fahrt per LKW begleiten.

Der Transport soll für die Tiere so stressfrei wie möglich gestaltet werden. „Mit dem Flugzeug würde es nicht wesentlich schneller gehen, aber es gibt da sehr viel mehr Auflagen und auch Aufregungen für die Tiere“, erklärt Niekisch. Die Transportkisten sind doppelt gesichert und von den eigenen Zoohandwerkern maßgeschneidert, sogar an eine Art Pfanne mit langem Stiel, die an der Seite der Box hängt, wurde gedacht: So können die Tiere, die auf dem Transport nicht ruhig gestellt werden, während der Fahrt etwas trinken. Im Innern ist die Kiste komplett mit Metall ausgekleidet – man weiß ja aus einschlägigen Erfahrungen, dass die beiden Bärenjungen Holz mögen – und am liebsten zerlegen. Jeder Bär hat natürlich seine eigene Box. Eine dieser Boxen ist zwecks Training und Gewöhnung direkt am Innengehege angedockt. „Die Bären sehen diese Box als eine Art Höhle an und akzeptieren das. Der Transport ist also gut vorbereitet“, bemerkt der Direktor. Die Kisten kommen übrigens wieder zurück nach Frankfurt.

Vielleicht gibt es irgendwann erneut kleine Brillenbären im Ukumari-Land; denn Cashu und Nobody werden nach dem Umzug vorsichtig zusammengebracht.