Garten mit zwei Namen Chinesischer Landschaftskunst im Bethmannpark

Blick zum Spiegelpavillon am Jaspisgrünen Teich. Foto: Faure

Nordend (jf) – Frankfurt ist die Bankenstadt mit der beeindruckenden Skyline. „Doch Frankfurt ist auch 2015 aufgrund von Untersuchungen als nachhaltigste Stadt der Welt anerkannt worden“, erläuterte Gartenbauingenieur Ingo Bohl vor seiner Führung durch den Chinesischen Garten nördlich hinter der Kreuzung Friedberger Anlage und Friedberger Landstraße.

Der erste Platz im Städtevergleich ist erstaunlich und weitgehend unbekannt. Eher schon wissen die etwa 30 Zuhörer, dass die Mainmetropole 2014 als „Europäische Stadt der Bäume“ ausgezeichnet worden ist. Das Baumkataster der Mainmetropole listet rund 200 000 Bäume auf, über deren Namen, Standort, Vitalität und Pflege man in dieser Akte nachlesen kann.

Über 70 öffentliche Grünflächen gibt es in Frankfurt, viele sind zu Themen angelegt worden – wie auch der Chinesische Garten, den es seit 1989 auf 4000 Quadratmetern am südlichen Rand des Bethmannparks gibt. „Er wurde als dritter seiner Art in Deutschland gestaltet“, weiß Bohl.

Recherche vor Ort

Ein chinesischer Kaufmannsgarten war das Vorbild. Deshalb sind die Mauern der Gebäude hellgrau – Gelb ist die Farbe des Kaisers. Die Schrift über dem von zwei Löwenskulpturen flankierten Haupttor nennt den Namen: Frühlingsblumengarten. „Er wird jedoch auch als ‚Garten des Himmlischen Friedens’ bezeichnet und erinnert damit an das Massaker auf dem Tian’anmen-Platz am 4. Juni 1989“, informierte Bohl.

Drei Wochen lang besuchten Mitarbeiter des Grünflächenamtes Gärten in Huizhou und schauten sich Wohnhäuser in der Provinz Anhui an. „Die Entscheidung für einen Kaufmannsgarten passt zur Familie Bethmann, die den Park Ende des 18. Jahrhunderts anlegen ließ“, ergänzte Bohl.

Symbole im Garten

„Sieben Elemente sind in der chinesischen Gartenkultur wichtig: Himmel, Erde, Wasser, Fels, Gebäude, Lebewesen und Pflanzen. Das alles finden die Besucher im Chinesischen Garten harmonisch verbunden“, verriet der Kundige. Doch der Garten sei auch eine Anhäufung von Gedichten – beispielsweise gelte die Kiefer als Symbol für Langlebigkeit und Unsterblichkeit.

Überhaupt ist der Garten voller Symbole mit seinen unterschiedlich gestalteten 22 Landschaftsfenstern, den verschiedenen Pavillons, Brücken, dem asymmetrischen See und der Pflanzenvielfalt. Der Besucher trifft auf Spuren des Taoismus, des Buddhismus und des Konfuzianismus. Feng Shui spielt ebenfalls eine Rolle.

Viel zu entdecken

An diesem Feiertag war es schwierig, dem Gartenbauingenieur zu lauschen – der Ort zog viele Besucher an. Zudem meldeten sich immer wieder lautstark Nilgänse. Sie hatten auf dem Pavillon des geläuterten Herzens einen guten Überblick und einen prima Startplatz für ihre Rundflüge. Bambus, Strauchpeonien, winterharte Zierkirsche, Winterforsythien, Samthortensien prägen das florale Bild. „Wenn sie im Herbst hierher kommen, könnte es nach Pfefferkuchen riechen“, erklärte Ingo Bohl, „der Geruch kommt vom immergrünen Zimtbaum.“

Es gibt sehr viel zu entdecken im Chinesischen Garten. Ein Besuch lohnt immer, der Garten ist ganzjährig ab sieben Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit geöffnet. An Wochenenden und Feiertagen ist der Garten voll bei schönem Wetter. Dann könnte es schwierig werden, der Kalligraphie im Pavillon des geläuterten Herzens zu folgen: „Ein friedlicher und schöner Platz zum Ausruhen – In der Stille findet man Kraft zu neuem Denken“ .