Weltgebetstag 2017 widmet sich den Frauen auf den Philippinen Was ist denn fair?

Die Frauen haben verschiedene Gegenstände mitgebracht. Foto: Faure

Bornheim (jf) – Seit November haben sich die elf Frauen um Ursula Ulke aus der evangelischen Gemeinde Bornheim und der katholischen Pfarrei St. Josef um die Gestaltung des Weltgebetstages, der jährlich am ersten Freitag im März stattfindet, gekümmert. Die Liturgie stammt von den Christinnen der Philippinen. Sie stellten das Thema „Gerechtigkeit“ in den Mittelpunkt des ökumenischen Gottesdienstes, der in über 170 Ländern gefeiert wurde.

Der Boden vor dem Altartisch in der Johanniskirche war mit Tülltuch in den philippinischen Landesfarben Rot, Blau und Gelb geschmückt. Eine große Frauenfigur aus Pappe mit wehendem schwarzen Haar und einer Waage in der Hand wies symbolisch auf das Thema hin.

Die Frau steht im Zentrum eines von Rowena Laxamana-Sta.Rosa, genannt Apol, extra zum Weltgebetstag angefertigten farbenfrohen Bildes, das auch auf der Leinwand rechts des Altars zu sehen ist. Dort wurden im Laufe der Liturgie viele Bilder aus den Philippinen gezeigt.

Die Frauen zogen über den Mittelgang zum Altar, hatten Verschiedenes mitgebracht. Zuerst eine Landkarte: Der Staat der mehr als 7.000 Inseln liegt m westlichen Pazifik. Er hat 100 Millionen Einwohner und ist mit einer Fläche von über 340.000 Quadratkilometern nur wenig kleiner als Deutschland. Die Hauptstadt ist Manila. Mit 90 Prozent ist die große Mehrheit der Bevölkerung christlich.

Seit 1946 ist das Land offiziell unabhängig und eine Republik. Die Marcos-Diktatur von 1972 bis 1987 forderte viele Opfer. Korruption ist bis heute an der Tagesordnung. Immer wieder kommt es zu politischen Unruhen und kriegerischen Auseinandersetzungen.

Weitere Gegenstände wurden auf den Tüchern abgestellt; ein buntes Kreuz für das Christentum, eine Bibel für das Wort Gottes, eine Ananas für die Erzeugnisse des Agrarlandes, ein Zweig für die bedrohten tropischen Regenwälder, ein bunter Schirm für das tropische Regenklima, geflochtene Taschen für die Handwerkskunst.

In sehr lebendigen nachgestellten Interviews erzählten drei philippinische Frauen der Journalistin Annegret Müller alias Ursula Ulke ihre Geschichten. Merlyn berichtet, dass ihre Mutter, die früh an Krebs starb, zuhause geschlagen wurde. Merlyns Vater wurde vor ihren Augen erschossen. Die 15-Jährige musste sich Arbeit suchen, war als Haushaltshilfe tätig und bekam weder einen freien Tag noch nach drei Monaten den abgesprochenen Lohn. Viele junge Mädchen werden Haushaltshilfen. „Wir werden oft missbraucht und ausgebeutet, obwohl 2012 ein Gesetz über die Rechte der Hausangestellten verabschiedet wurde“, berichtete Merlyn. „Wir brauchen menschenwürdige Arbeitsbedingungen, um die Armut überwinden zu können.“

Celia, Mutter eines Kindes, arbeitet als Tagelöhnerin auf einer großen Zuckerrohrplantage. Doch das Geld reicht nicht aus, also verkauft sie außerdem an Schultagen Fischbällchen und kühle Getränke, wäscht für andere Familien. Sie wünscht sich ein eigenes Stück Land.

Die verwitwete 69-jährige Editha leidet noch heute unter den Folgen des Taifuns Haiyan, der im November 2013 Edithas Laden und ihr Haus zerstörte. Sie lebt mit einer Nachbarin in einer provisorischen Hütte, ohne staatliche Hilfe, nur mit Unterstützung internationaler wohltätiger Organisationen. „Solidarität ist unsere Kraftquelle. In Zeiten wie diesen wird uns das besonders bewusst“, sagte Editha.

Im Laufe des Gottesdienstes wurde deutlich: Trotz einer reichen Natur ist dieser Reichtum ungleich verteilt. Es gibt die Tradition Dagyaw, dabei helfen die Nachbarn beim Pflanzen und Ernten von Reis. Als Entlohnung erhalten sie etwas von der Ernte. Ein Stück Gerechtigkeit und Solidarität – weit mehr ist notwendig.