„Gutes Angebot mit Luft nach oben in einigen Bereichen" Fahrgastbeirat zieht vor Ende der Amtszeit Bilanz

Klaus Linek (von links) mit den Sprechern Petra Rieth, Michael Schmidt und Harald Wagner. Foto: Faure

Frankfurt (jf) – Ein Jubiläum steht an. „Als sich am 21. April 1998 der von der Stadtverordnetenversammlung beschlossene Fahrgastbeirat zur ersten Sitzung zusammenfand, war dieses neue Gremium keinesfalls von allen gewünscht“, erinnerte Hans-Jörg von Berlepsch, Geschäftsführer der Frankfurter Nahverkehrsgesellschaft Traffiq. „Das hat sich nach einem Lernprozess geändert. Heute würde niemand mehr den Fahrgastbeirat infrage stellen.“

Die drei Sprecher des Gremiums zogen nach vier Jahren Bilanz, am 21. Februar 2018 hat sich der neue ehrenamtlich tätige Fahrgastbeirat konstituiert. Elf der insgesamt 22 Mitglieder werden von Verbänden und Organisationen entsandt, elf sind Fahrgäste, die ihr Interesse an der Mitarbeit einem Ausschreibungsverfahren bekundet haben und ausgelost werden. 2014 kam erstmals die Idee auf, sich deutschlandweit mit anderen Fahrgastbeiräten zu vernetzen. 2015 fand in Frankfurt die erste bundesweite Tagung statt. Als Geschäftsstelle des Netzwerks fungiert unter der Federführung von Klaus Linek die Unternehmenskommunikation von Traffiq.

Petra Rieth vertritt die Frankfurter Behindertenarbeitsgemeinschaft, ist seit Anfang an dabei und wurde 2002 erstmals zur Sprecherin gewählt. „Der Beginn war wirklich schwierig, die Herren quälten uns in den ersten zwei Jahren mit Technik“, blickte sie zurück. Für die elf „gutwilligen Bus- und Bahnkunden, die sich mit einbringen wollen, ist das oft nicht leicht“, sagte Rieth, „aber man kann auch alten Hasen getrost mal auf die Füße treten“. Der Fahrgastbeirat ist in fünf Arbeitsgruppen gegliedert, hat Leitlinien und Positionspapiere entwickelt.

Qualität des Fahrpersonals entscheidend

„Wir haben immer kompetente Ansprechpartner für unsere Vorschläge gefunden, keiner hat sich gedrückt“, urteilte Rieth. Als 2014 mehr als 50 Busse für das Linienbündel B (Westen) beschafft wurden, brachte sich der Beirat intensiv ein. „Das war ein ziemlich dickes Brett“, bemerkte Rieth. Serienmäßig waren die Busse mit einer Kombination aus Klappsitz und Prallplatte für Rollstuhlfahrer ausgestattet, das erwies sich als untauglich und äußerst schwierig für die Rollstuhlfahrer, denn andere Fahrgäste nutzten die Sitze, die Mobilitätseingeschränkten mussten um ihre Plätze kämpfen. Blieb schließlich nur der Umbau.

Harald Wagner, 2012 entsandt vom Deutschen Gewerkschaftsbund und 2014 zum Sprecher gewählt, erklärte: „Die Qualität des Fahrpersonals ist für uns entscheidend. Dabei stellen wir fest, dass die Mehrzahl der Mitarbeiter einen guten Job macht.“ Allerdings gäbe es in Sachen Kundenfreundlichkeit und Ansagen noch einiges zu verbessern. „Wir wünschen uns von Traffiq allerdings auch die Einhaltung und Kontrolle der Leitlinien“, unterstrich Wagner. Wichtig seien eine dreijährige Ausbildung zur Fachkraft im Fahrbetrieb sowie die zertifizierte Weiterbildung zum RMV Fachtrainer. Außerdem dauerten viele Prozesse – wie beispielsweise die Beschilderung der U-Bahn-Stationen – zu lange.

Politik soll Nahverkehr stärken

Genau wie seine Beirats-Kollegin Rieth ist Michael Schmidt, entsandt vom alternativen Verkehrsclub Deutschland, seit 1998 dabei und seit 2002 Sprecher. „Die Fahrzeuge waren für uns der erste Schwerpunkt“, erläuterte er. 2016 und 2017 seien die Baustellen verstärkt in den Fokus gerückt. „Es geht um kreative Ersatzverkehre, verlässliche Informationen und langfristige Planungen“, formulierte Schmidt und wünscht sich einen „Generationenmobilitätsplan“ bis 2030. Er benotet den Frankfurter Nahverkehr mit einer Zwei minus; ein gutes Angebot mit Luft nach oben in einigen Bereichen. „Die Politik soll den öffentlichen Personennahverkehr stärken, auf Linienverlängerungen und -anschlüsse achten“, forderte er.

„Den Fahrgastbeirat habe ich immer als Unterstützung begriffen“, sagte Verkehrsdezernent Klaus Oesterling. Er hoffe auf bessere Informationen, wenn die Leitstelle erneuert ist und eine zusätzliche Kraft eingestellt wird. Zum Thema Barrierefreiheit informierte der Stadtrat, dass im März der Aufzug an der U-Bahn-Station Eschenheimer Tor in Angriff genommen und die Station Westend in der Mitte einen Aufzug erhalten werde. Die Lösung bei der Station Römerstadt gestalte sich schwierig. Die Haltestelle Niddapark soll wieder barrierefrei werden, bis 2022 das gesamte U-Bahn-Netz umgerüstet sein. Die Erneuerung der taktilen Leitstreifen ist bis 2019 an den Stationen Willy-Brandt-Platz, Bornheim-Mitte, Leipziger Straße und Westend vorgesehen.