Jugendliche lernen von den Profis Ferienspaß im Programmiercamp in Seckbach

Eines der Teams programmierte „Rhythm is a parrot“. Am letzten Tag stellten sie den anderen Gruppen ihr Projekt auf einer Leinwand vor. Foto: Faure

Seckbach (jf) – Eine Halle der ehemaligen Lurgi GmbH, in der Anlagen für die petrochemische Industrie hergestellt wurden, ist zu einem Platz für Tüftler und Start-ups geworden. Metall-, Holz- und Textilwerkstatt gibt es ebenfalls. Betreiber der „MakerSpaces“ in der Gwinnerstraße, ist seit Juni die Tatcraft GmbH. Vier Tage lang rauchten in der Halle die Köpfe von 45 Jugendlichen im Alter zwischen zwölf und 20 Jahren. Ziel war es, spannende Hard- und Software-Projekte zu entwickeln. Ihnen zur Seite standen zehn erfahrene Coaches, Profis aus der Wirtschaft.

Am letzten Tag präsentierten die Gruppen ihre Projekte. „Viele der Teilnehmer sind nicht zum ersten Mal auf einem Code+Design Camp“, sagte Jonathan Rüth von der gemeinnützigen Initiative Code+Design, die in Frankfurt das siebte Camp veranstaltete. „Gelernt wird auf den Camps viel, aber nicht so wie in der Schule. Die vier Tage sind anstrengend, machen aber viel Spaß. Die Begeisterung der Jugendlichen spürt man schon daran, dass sie bereits vor Eröffnung des Camps vor der Tür stehen. Und abends fast ‚rausgekehrt’ werden müssen“, sagte Rüth, Mitglied der Initiative und Mitgründer der privaten Code University of Applied Sciences, einer Fachhochschule für Informatik. Die Einrichtung und Unity Media sponserten das Camp.

Auch Pausen duften nicht fehlen

Die meisten Jugendlichen sind mit Laptops, Tablets und Smartphones ausgerüstet. Doch am ersten Tag wurden diese Geräte nicht genutzt. Es ging darum, einander kennenzulernen, über mögliche Projekte zu sprechen, ein Team zu finden. Die folgenden zwei Tage wurde hart gearbeitet, der vierte Tag war der Präsentation vorbehalten. Eine Veranstaltung im Hackathon-Format (das Wort setzt sich aus „Hack“ und „Marathon“ zusammen), die täglich von neun bis 21 Uhr lief. Mit Pausen natürlich und Essen – dafür sorgte bei Tatcraft Koch Dimitrios Antonakakis, ihm galt vor der Präsentation ein extra Beifall.

Ein digitales Produkt sollte also entstehen. Wer noch nie etwas mit Programmieren zu tun hatte – und auch solche Teilnehmer gab es – konnte viel lernen. Die Sprache zur Präsentation war zwar Deutsch, aber die Projekte trugen ausschließlich englische Namen. So hieß das erste „Rhythm is a parrot“ (Rhythmus ist ein Papagei). Eine App, bei der sich ein Papagei schnell und schneller dreht – im Rhythmus. Das bekannte Spiel „4 gewinnt“ mit einschaltbaren Pausen und Soundeffekten präsentierten drei Jungen.

Apps zur Organisation und zum Spielen entwickelt

Vier Jugendliche hatten „Gamify work“ entwickelt, eine App zur Organisation in der Familie. Auf dem Smartphone kann jeder nachlesen, was zu tun ist – putzen, Müll runterbringen, Spülmaschine ausräumen, aufräumen – als Belohnung gibt es „Coins“, also virtuelle Münzen, die man auf seinem Konto speichern und irgendwann einlösen kann. Spiele, sprachgerecht „Games“, standen bei vielen Teams hoch im Kurs. „Wir haben auch Fehler gemacht und sind gescheitert, aber am Ende haben wir alle Einblicke ins Programmieren bekommen“, sagte Philipp.

Mit „ID easy“ stellten Moritz und sein Team eine Idee vor, wie man sich auf einer Plattform authentifizieren kann, ohne dass sensible Daten massenweise durchs Internet geschickt werden. „Ich habe mich für das Camp angemeldet, weil ich etwas lernen, Kontakte knüpfen und mich beruflich vororientieren wollte“, sagte Lukas – und sprach damit für viele Teilnehmer. Sicher auch für die wenigen Mädchen.