Von Nibelungenallee bis Kulturcampus Wie sich Frankfurt als Stadt der Wissenschaft positionieren will

Frank Dievernich, Bettina Wiesmann, Peter Feldmann, Birgitta Wolff und Udo Steffens (von links) informieren über das Positionspapier Campus-Meile. Foto: Faure

Nordend (jf) – In der fünften Etage des Gebäudes zwei der Frankfurt University of Applied Sciences saß den Medienvertretern ein hochkarätiges Podium gegenüber: Oberbürgermeister Peter Feldmann, Frank E. P. Dievernich, Präsident der Frankfurt University; Udo Steffens, Präsident der Frankfurt School of Finance & Management; Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität, und Landtagsabgeordnete Bettina M. Wiesmann. Sie stellten das Impulspapier „Campus-Meile“ vor.

Die Idee und der Name stammen von Wiesmann. „Bereits 2014 haben wir erstmals darüber diskutiert, wie drei Hochschulen und zwei Bibliotheken besser zusammenarbeiten können. Als die Entscheidung für den Kulturcampus Bockenheim fiel, nahm das Thema Fahrt auf“, leitete Dievernich ein. Die Frage sei, wie sich Frankfurt als Stadt der Zukunft entwickeln kann. „Damit übernehmen die Bildungseinrichtungen gesellschaftliche Verantwortung und gestalten die Zukunft aktiv mit.“ Der Frankfurt University als einzige Ausbildungsstätte auf den Fachgebieten Architektur und Bauingenieurwesen kommt dabei eine besondere Rolle zu: „Wir werden 2016/17 einen Studierenden-Wettbewerb organisieren. Ziel ist, die unterschiedlichen Institutionen stadtplanerisch zu verbinden und die Öffentlichkeit einzubeziehen“, erläuterte Dievernich.

„Ich bin begeistert“, äußerte Peter Feldmann, „die Stadt hat gegenwärtig nicht nur über 60 000 Studierende, sondern auch eine lange Geschichte der Verbindung zwischen Hochschulen und Stadt.“

Campus-Meile soll Bewusstsein stärken

„Mit der Campus-Meile wird sich die Stadt bewusst werden, was sie hat“, bemerkte Udo Steffens. Die Wissenschaft habe einen ungeheuren Einfluss auf die Entwicklung einer Region. „Frankfurt ist schon immer eine internationale Stadt gewesen.“ So steht beispielsweise die Frage, ob Finanztechnologie-Unternehmen nach Frankfurt kommen. „Die Hochschulen sind nicht auf Bachelor- und Masterabschlüsse zu reduzieren. Auch Weiterbildung ist entscheidend“, unterstrich Steffens. „Die Campus-Meile stärkt das Bewusstsein der Stadt“, ist er sich sicher.

„Der Begriff tauchte auf und war eine Vision – wie es das Museumsufer in den 1970er Jahren war“, äußerte Wolff. Es gehe bei der Campus-Meile um Bildung für weite Teile der Bevölkerung. Und im Mittelpunkt der Bildung stehe die Wissenschaft. „Studierende können bei der Entwicklung der Campus-Meile an vorderster Front mitarbeiten.“ Die Goethe-Universität sei mit Unterstützung des Landes gewachsen, wenn die Universitätsbibliothek in die Nähe der Miquelallee umzöge, würden damit neue Möglichkeiten geschaffen. „Die Finanzierung in Höhe von 165 Millionen Euro ist eine große Herausforderung, aber es gibt dazu viele Gespräche“, sagte Wolff.

Masterplan notwendig

„Bei der Campus-Meile geht es darum, die räumliche Nähe diverser Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen zu nutzen, ähnlich wie im Silicon Valley“, erklärte Bettina Wiesmann. „Und in Frankfurt paart sich Weltläufigkeit mit Fußläufigkeit.“ Es müsse ein Masterplan für das Areal zwischen Nibelungenallee und Senckenbergmuseum erarbeitet werden. „Beispielsweise sind innovative Querungsmöglichkeiten der Miquelallee mehr als alle 50 Meter ein Zebrastreifen.“

Das Projekt ist nicht von heute auf morgen zu bewältigen, es werde eine ganze Generation in Anspruch nehmen. Doch gerade deshalb sollte es jetzt in Angriff genommen und in die Stadtplanung eingearbeitet werden.