Internationale Gäste beim fünften Pow Wow Fremde werden im Riederwald Freunde

Eine Cheyenne-Familie – der junge Mann links hat in der Tat indianische Vorfahren. Foto: Faure

Riederwald (jf) – Frank Barber, der Master of Ceremonies, bittet um Ruhe: Während des feierlichen Einzugs der Fahnen darf nicht fotografiert oder gefilmt werden. Etwa 40 Menschen – Männer, Frauen und Kinder – ziehen in die überdachte runde Arena.

Alle haben indianische Kleidung an, kunstvoll in vielen Stunden selbst gefertigt. Prächtige Adlerfedern, Kleider mit vielen Muscheln, Bändern, Fransen; bestickte Blusen, Röcke, Westen, Hemden. Viele Accessoires. Außerhalb des Festplatzes haben sich die Zuschauer eingefunden und verfolgen staunend und respektvoll diese Zeremonie. „Wir sind alle von einem Volk“, sagt Frank Barber. Zu Trommelklängen ertönt der Flag Song, das Lied der Fahnen, das alle Vertreter indianischer Stämme vereint, darunter Irokesen, Cheyenne, Blackfeet, Crow, Ojibwa. Anschließend werden die Fahnen in einem Ritual zu einer Halterung in der Mitte des Platzes getragen. Der Veteranentanz folgt, er gilt allen, die sich für Menschen einsetzen.

Sandra, Tochter eines Blackfeet-Indianers und einer Deutschen, spricht ein Gebet. „Es ist eine große Ehre für mich, an dieser Zeremonie teilnehmen zu dürfen. Mein Vater war Fahnenträger, nun darf ich eine Adlerfeder aus seiner Fahne tragen.“ Nicht bei allen Stämmen ist das Frauen gestattet, im Riederwald hatten die Organisatoren des Pow Wows nichts dagegen. „Mögen Fremde Freunde werden“, heißt Sandras letzter Satz. Genau das passiert beim Pow Wow.

Ernste und fröhliche Zusammenkunft

Das traditionelles Treffen der nordamerikanischen Indianer ist kein Spiel, sondern ein Fest mit Musik und Tanz. Eine ernste und fröhliche Zusammenkunft gleichermaßen. Es gibt strenge Regeln, an die sich Teilnehmer und Besucher halten müssen. Seit einigen Jahrzehnten gibt es die Pow Wow-Bewegung weltweit. Auch beim fünften Pow Wow im Riederwald sind Teilnehmer aus den USA, Kanada, Mexiko, Ecuador, Schweden, Tschechien und der Schweiz angereist. John Leicher, Leiter des benachbarten Abenteuerspielplatzes Riederwald, der selbst indianische Vorfahren hat, initiierte das erste Pow Wow 2012. „Wir freuen uns, das wir zwischen 50 und 60 Gäste an den beiden Tagen haben, dass wir miteinander reden, tanzen und feiern und einander besser kennenlernen können“, sagt Leicher.

Inzwischen außerhalb der Arena steht Gabi, indianisch nach Art der nördlichen Cheyenne gekleidet, ein Kind auf den Armen. Ihr Mann mit dem imposanten Federschmuck steht hinter ihr, daneben ein Freund. „Ich bin auf dem roten Weg“, sagt Gabi. Das bedeutet, in Offenheit, Mut und Mitgefühl im Einklang mit sich und der Umwelt zu leben. „Dieser Weg ist kein Hobby, das man mit dem Ablegen der Kleidung zurück in den Schrank stellt. Es ist eine Lebenshaltung, und die ist nicht immer einfach durchzuhalten“, erklärt die aus Franken Kommende. Vor Jahren hörte die Familie von einem Freund vom Leben der Cheyenne, interessierte sich dafür, lernte viel, entdeckte diese Welt auch für sich. „Ich bin eine Deutsche, keine Cheyenne, daran wird sich auch nichts ändern“, sagt Gabi. „Aber in meinem Inneren hat sich viel geändert.“

Begeisterung pur

Es kommt nicht darauf an, als Indianer geboren zu sein – aber für das Leben der Indianer kann man sich begeistern und schließlich einen eigenen Zugang finden. Einen Einblick in die großen Traditionen dieser Völker und in ihre Handwerkskunst konnten die Besucher beim fünften Pow Wow am Wochenende 18. und 19. Juni gewinnen.