Vom Management hinter die Verkaufstheke Gepa-Geschäftsführer macht Praktikum im Frankfurter Weltladen

Stefan Diefenbach und Ursula Artmann mit ihrem „Praktikanten“ Robin Roth (Mitte). Foto: Faure

Bornheim (jf) – Die Stammkunden staunten nicht schlecht, als sie erfuhren, von wem sie da im Weltladen beraten und bedient wurden: Robin Roth, Geschäftsführer der Gepa, Europas größter Importeur für fair gehandelte Produkte, hatte vor etwa einem Jahr auf der Jubiläumsfeier der Gepa ein Praktikum im Weltladen gewonnen. Es hat zwar ein bisschen gedauert, bis ein Termin gefunden wurde, aber nun arbeitete Robin Roth tatsächlich zwei Tage lang im Bornheimer Geschäft.

„Was man immer wieder unterschätzt, ist die Komplexität eines Ladens. Die Abläufe sind beeindruckend“, gestand Roth. „Die Gepa, die 2015 ihr 40-jähriges Bestehen feierte, hat verschiedene Vertriebskanäle. Als Geschäftsführer schaut man manchmal zu sehr durch die betriebswirtschaftliche Brille. Vor Ort habe ich gemerkt – die Kunden sind richtig nett, engagiert und offen. Wie das Team. Das war schon ein schönes Erlebnis.“

Die Gepa hat etwa 140 Mitarbeiter in Deutschland und 800 Läden. Außerdem werden ihre Produkte in tausenden Supermärkten verkauft und in der Gastronomie verarbeitet. „In den Weltläden wird nicht nur fair Gehandeltes angeboten, sie sind auch ein Treffpunkt, bei dem Bewusstsein für unsere Ideen geschaffen wird“, stellte Roth fest.

Einschätzung des Praktikanten

Der Geschäftsführer stand während seines Praktikums nicht nur hinter der Verkaufstheke, er packte mit an, lud Paletten mit Kaffee, Tee, Honig, handwerklichen Erzeugnissen aus. „Man erlebt physisch, wie viel das ist, wie die Arbeitsabläufe gestaltet werden. Die Ware muss mit dem Bestellschein verglichen, etikettiert, eingelagert oder ausgestellt werden“, erzählte Roth. „Kaffee ist der Renner, aber fair gehandelte Schokolade ist in ganz Deutschland im Kommen“, schätzte der „Praktikant“ ein.

Er sei gerne nach Bornheim in den Weltladen gekommen, der zeitweilige Arbeitsplatzwechsel sei eine gute Erfahrung gewesen. Roth erklärte auch, dass die Gepa seit zwei Jahren ein Programm für Mitarbeiter aufgelegt hat: „Sechs Mitarbeiter dürfen jährlich zu einem zweiwöchigen Aufenthalt zu einem unserer Handelspartner fahren. Die Teilnehmer werden ausgelost. Bei den Produzenten helfen die Kollegen dann auch selbst mit“, sagte Roth. „Ich bin viel unterwegs, fahre gerne zu unseren Partnern, aber dieses Praktikum im Weltladen hat mich nicht weniger motiviert. Ich würde gerne wiederkommen. Die Weltläden beweisen, fairer Handel ist mit Freude und Spaß verbunden“

Die Gepa, so erklärte der Geschäftsführer weiter, stellt jeden Mitarbeiter jährlich für zwei Tage bezahlt frei, um ihm ehrenamtliche Tätigkeit zu ermöglichen. Für die Zukunft wünscht sich Robin Roth kein quantitatives Wachstum des Unternehmens, sondern ein qualitatives.

Kunden imponiert Aktion

Ursula Artmann vom Weltladen Bornheim freute sich über den „Praktikanten“: „Es ist schon etwas Besonderes, wenn sich der Geschäftsführer nicht nur sehen lässt, sondern selbst mitarbeitet, die Prozesse im Laden aus erster Hand mitbekommt.“ Den Kunden habe das imponiert, sie seien schnell mit Robin Roth ins Gespräch gekommen, bei einer Verkostungsaktion beispielsweise. „Er hat sich den Schneid nicht abkaufen lassen“, ergänzte Weltladen-Mitgeschäftsführer Stefan Diefenbach.

Außerdem habe es eine kleines Mittagessen mit sechs ehrenamtlich im Laden Tätigen gegeben. Etwa 25 Ehrenamtliche im Alter zwischen 19 und 64 Jahren helfen dem sechsköpfigen Team in der Berger Straße 133.

Am 17. Februar ist der nächste Info-Abend geplant: Ab 19.30 Uhr geht es im Weltladen um fairen Rooibos-Tee.