Protestaktion vor der Deutschen Nationalbibliothek Gleichberechtigung für das gedruckte Buch

Protest vor der Deutschen Nationalbibliothek, rechts mit Megaphon Alexander Losse. Foto: Faure

Nordend (jf) – Bereits am 10. Dezember hatte ein erster Protest der Aktion für das Buch vor der Deutschen Nationalbibliothek (dnb) mit etwa 15 Teilnehmern stattgefunden. Eine Woche später waren mehr als doppelt so viele Interessierte gekommen.

Initiator Alexander Losse und seinen Mitstreitern geht es um die neuen Regeln der Ausleihe in der Bibliothek: Seit November werden Bücher, wenn sie sowohl digital als auch analog vorhanden sind, vorzugsweise digital ausgeliehen. „Wir verlangen eine Gleichbehandlung der Medien. Ich bin ein Freund der dnb und habe nichts gegen Digitalisierung“, stellte Losse klar.

Auch im Rundschreiben, das Losse anschließend verlas, heißt es: „Unser Protest richtet sich nicht gegen digitale Medien im Allgemeinen. Wir fordern aber, dass Bücher als gedruckte Exemplare in der dnb weiter gleichberechtigt und ohne Begründung und technisch auf gleichem Wege wie digitale Medien bestellbar sein sollen. Es geht uns um das Buch als realen Gegenstand; das Buch ist Teil unserer Lesekultur und Lebenswelt. Es geht uns auch um die dnb als Ort, als Präsenzbibliothek.“

Viele Protestteilnehmer hatten Bücher mitgebracht, hielten sie in die Höhe.

Auch Elisabeth Nigggemann, Generaldirektorin der Deutschen Nationalbibliothek, und Stephan Jockel, Pressesprecher der dnb, waren gekommen, um sich die Forderungen der Aktion für das Buch anzuhören und vielleicht sogar miteinander Gespräche zu führen.

Der Beschluss der dnb, im Lesesaal vorzugsweise nur noch digitale Ausgaben auszuleihen, hatte für Wirbel gesorgt. Ute Schwens, Direktorin des Frankfurter Hauses, erklärte das Prinzip „Digital statt Gedruckt“ mit dem gesetzlich geregelten Bibliotheksauftrag zur dauerhaften Bewahrung der Medienwerke. Dies gelänge bei weniger Ausleihen physischer Bücher besser. Zudem biete die digitale Rezeption erweiterte Funktionalität und schnellere Verfügbarkeit.

Die Deutsche Nationalbibliothek beherbergt an den Standorten Frankfurt und Leipzig rund 30 Millionen Medieneinheiten, etwa 300.000 davon liegen sowohl in digitaler als auch analoger Form vor.

Mehr als 20.000 Nutzer besuchten die Nationalbibliotheken im vergangenen Jahr, nahezu 470.000 Medien wurden in den Lesesälen 2015 bereitgestellt.

Ob die Nutzer selbst digitale oder analoge Bücher bevorzugen, wurde in einer Umfrage des Frankfurter Hauses erkundet; alle Nutzer wurden um entsprechende Rückmeldung gebeten. Eine Auswertung erfolgt Anfang des Jahres 2017.