Mitarbeiter sind gut für den Notfall gerüstet Großübung an der BG Unfallklinik

Die Übung ist beendet, nun treffen sich alle Beteiligten zur Auswertung. Foto: Faure

Seckbach (jf) – Auf der ersten Etage der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik (BGU), gleich links vom Haupteingang die Treppe hoch, werden die Trennwände nach hinten verschoben, aus zwei Räumen wird ein Saal. Boten, Ärzte, Techniker, Pflegepersonal, Verwaltung, Therapeuten kommen zusammen. Die Stimmung ist gelassen, ruhig. In der Mitte des Saals steht ein Flipchart, noch ist das Papier weiß.

Margit Erbeldinger, Abteilungsleiterin Pflege auf der Station A5 und Koordinatorin an diesem Tag, erhält erste Anrufe und gibt kurze Anweisungen: „Sechs Boten in die Notfallambulanz!“. Die mit ihren grünen Westen gut sichtbaren Boten machen sich zügig auf den Weg. Erbeldinger notiert etwas auf der Tafel. 16.02 Uhr erklärt Professor Reinhard Hoffmann, Einsatzleiter und Ärztlicher Direktor der BGU: „Der MANV 500 wurde ausgelöst.“ MANV heißt Massenanfall von 500 Verletzten. „Es hat eine Gebäudeexplosion gegeben, noch wissen wir nicht, ob es sich um einen Terroranschlag oder Gas handelt.“ Während die ziemlich realistisch geschminkten Übungsdarsteller – insgesamt 49 „Patienten“ – nach und nach in der Klinik ankommen, füllen die Mitarbeiter im Saal Listen nach Berufsgruppen aus. Inzwischen hat Erbeldinger ein Mikro, kann sich so besser verständlich machen.

Übungsbeobachter machen Notizen

Kurz schaut die Geschäftsführerin der BGU Dr. Rafaela Korte in den Saal. Sie trägt eine Weste mit der Aufschrift KHEL – Krankenhauseinsatzleitung. Andere Personen in grauen Westen mit Kladden in der Hand sind als Übungsbeobachter gekennzeichnet, sie begutachten und notieren. „Zehn Pflegekräfte in den Schockraum!“ Erbeldingers Handy steht nicht mehr still. „Vier Operateure in den OP!“ „Kann jemand Arabisch?“ Nein, von den Versammelten spricht keiner Arabisch. Aber man könnte sofort jemanden anrufen. Bis 16.53 Uhr leert sich der Saal merklich. Boten, ersatzweise Verwaltungsmitarbeiter, Ärzte und Pflegepersonal eilen dorthin, wo sie gebraucht werden. Manche kommen nach kurzer Zeit wieder in den Saal zurück, erwarten neue Anweisungen.

Übung lief gut

Im vierten Obergeschoss hat sich der Stab der Übung eingerichtet. Es habe sich um eine angenommene Gasexplosion gehandelt, zwölf Schwerstverletzte mit teilweise komplexen Gesundheitsschäden wurden eingeliefert, sechs Operationen stehen noch an, 28 leicht Verletzte konnten bereits wieder entlassen werden. „Die Übung, die erstmals auch bis in den OP-Bereich durchgeführt wurde, ist gut gelaufen“, stellte Reinhard Hoffmann fest. Ein bis zwei Mal im Jahr, so schreibt es das Land Hessen vor, gibt es solche Katastrophenübungen, angemeldete und unangemeldete. Als traumatologisches Schwerpunktzentrum im Rhein-Main-Gebiet behandelt die BGU seit 50 Jahren Schwerstverletzte, etwa 150 sind es pro Jahr. Selbstverständlich leidet der normale Krankenhausbetrieb nicht unter den Übungen – während des Tests wurde beispielsweise ein realer Unfallverletzter in den Schockraum gebracht. Selbstverständlich geht dessen Behandlung vor. Nach Ende der etwa anderthalbstündigen Übung wird gereinigt. „Wir sind für einen Notfall gut gerüstet“, sagt Rafaela Korte nach Abschluss und Auswertung des Tests. Insgesamt haben 165 Mitarbeiter der BGU an diesem besonderen Einsatz teilgenommen.