Rekonstruktionen und Tumor-Behandlungen Hand-Experten: Spezialisten treffen sich in der BGU

Dr. Martin Richter, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Foto: Faure

Seckbach (jf) – Dr. Martin Richter kam etwas verspätet zur Pressekonferenz der Handchirurgen: Er operierte noch. „Es ging um eine karpale Instabilität“, berichtete er. Um einen schlecht verheilten Bänderriss in der Hand also, der zu Beschwerden führte; das Zusammenspiel der Gelenkflächen in der Hand ist gestört. „Früher ging die Hand nur bis vor das Gelenk. Heute werden alle drei Handgelenke mit betrachtet“, erklärte der Spezialist und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie (DGH).

Vom 22. bis 24. September fand der 57. Kongress der DGH in Kooperation mit der American Association for Handsurgery in Frankfurt statt – Experten aus ganz Deutschland waren dazu an den Main gekommen. Der Kongresspräsident Prof. Dr. Dr. Michael Sauerbier, Chefarzt der Abteilung für Plastische, Hand- und Rekonstruktive Chirurgie der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik (BGU) Frankfurt, wies darauf hin, dass im Rahmen des Kongresses erstmals auch Instruktionskurse angeboten wurden.

Die Zahl schwerer Verletzungen ist zurückgegangen

„Die Hand ist ein spektakuläres Greiforgan, das den Menschen wesentlich voran gebracht hat. Mit der Hand kann man in Gebärden sprechen, Blindenschrift lesen, greifen. Für alle ihre vielen Funktionen braucht man Spezialisten“, unterstrich Prof. Dr. Max Haerle, Generalsekretär der Federation of European Societies for Surgery of the Hand/Europäische Gesellschaft für Handchirurgie (FESSH). 4500 Handchirurgen gibt es in Europa, 904 in Deutschland. „Es geht uns um wichtige Themen wie Prävention, Chirurgie, Therapie und Nachsorge“, verdeutlichte Haerle.

„Um einen besseren Überblick über Verletzungen, Behandlungen und Therapien zu bekommen, sind wir seit etwa zwei Jahren dabei, ein Hand-Trauma-Register einzurichten. Ein großer Teil beruflicher Verletzungen betrifft die Hände, schwere Verletzungen sind in den letzten Jahren zurückgegangen“, erläuterte Prof. Dr. Jörg van Schoonhoven, Generalsekretär der DGH. In Europa wurden Handtrauma-Zentren entwickelt und zertifiziert, 32 gibt es in Deutschland, das führend in Europa ist und die drittgrößte Handchirurgie weltweit aufweist. In zwei Jahren hofft man, belastbare Daten aus dem Hand-Trauma-Register zu haben.

„Die Öffentlichkeit weiß oft nicht, dass es spezielle Handchirurgen gibt“, schaltete sich Prof. Dr. Riccardo Giunta, Leiter des wissenschaftlichen Kongressprogramms, ein. Und das hat Folgen: 50 Prozent der Eingriffe an großen Kliniken sind Revisionen. Dabei sollte man die hervorragende Ausbildung, die nach dem Studium in Deutschland erst nach neun Jahren beendet ist und ständige Qualifizierung erfordert, nutzen. Das betrifft auch die Therapie; die Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Handtherapie (DAHTH) gehört zu den Kooperationspartnern des Kongresses. „Die lange Ausbildung der Handchirurgen muss früher in eine Spezialisierung überführt werden. Doch diese Forderung hat auch eine politische Dimension“, ergänzte van Schoonhoven.

Bei Problemen mit der Hand sollte ein Spezialist beraten

Beim Thema Transplantationen sind die USA Vorreiter, in Deutschland wurde bislang nur eine Doppelarmtransplantation durchgeführt. Die Immunsuppression, die Unterdrückung immunologischer Prozesse, ist dabei ein schwieriges Feld. In Fragen der Prothetik ist man in den letzten Jahren ein großes Stück vorangekommen. „Und außerdem gelingt es uns zunehmend, Hände zu erhalten“, äußerte Sauerbier. „Es gibt allerdings ein breites Spektrum an Spätfolgen, wenn Erkrankungen der Handregion nicht rechtzeitig erkannt oder falsch behandelt werden. Deshalb sollte man bei Problemen immer einen Spezialisten aufsuchen“, fügte Privatdozentin Dr. Nicola Borisch an. Die Überlegung ist eigentlich simpel: Was jemand häufig praktiziert, kann er besser als einer, der sich nur gelegentlich damit befasst. „Aber es geht nicht nur um Operationen, sondern auch um die Breite konventioneller Behandlungsmöglichkeiten“, äußerte van Schoonhoven.

Quintessenz des Pressegespräch: Wer Probleme mit der Hand hat, sollte zum Experten gehen. In Frankfurt ist die Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik in dieser Hinsicht ein qualifizierter und zertifizierter Ansprechpartner.