Töchter von Sachsenhäuser starten Spendenaktion Hausboot kentert auf Main: Frankfurter verliert alles

Richard Kling vor seinem havarierten Hausboot, das zur Zeit mit Stahlseilen gesichert oberhalb der Kaiserleibrücke liegt. Fotos (2): kb

Ostend (kb) – Braunes Wasser schwappt gegen die Seitenwände des Schiffs, das untere Deck haben die Fluten bereits komplett verschlungen. „Das ist schon bitter“, sagt Richard Kling, der in Gummistiefeln am Ufer steht. Die „Maan Queen“ war sein Lebenswerk. Sieben Jahre lang baut der Frankfurter an seinem Hausboot. Angefangen mit zwei Schwimmträgern, sogenannten Pontons, erschafft er sich ein zweistöckiges, schwimmendes Zuhause. Und nun ist es versunken. 

Sogar einen Kamin gab es im Wohnzimmer, dazu eine Küche, Esszimmer, Bad mit Dusche. Doch am Mittag des 5. Januars versinkt Richard Klings Lebenswerk in den Fluten des Mains. Wegen des Hochwassers will der 58-Jährige sein Boot vom Liegeplatz am Wassersportclub Kaiserlei in den sicheren Osthafen bringen. Die „Maan Queen“ hat gerade die Kaiserleibrücke passiert, als Richard Kling gegen 13 Uhr einen dumpfen Knall wahrnimmt. Dann geht es plötzlich ganz schnell: Innerhalb von Sekunden läuft das 20-Tonnen-Boot mit Wasser voll und kippt mit der rechten Hausseite ins Wasser. Auf Richard Kling, der sich zu diesem Zeitpunkt auf der rechten Außenseite des Bootes befindet, stürzen Pizzaofen, Grill und Kühlschrank, dann gerät er unter das Boot.

Sein Kamerad Oliver Dehm, der mit an Bord ist, kann ihn in letzter Sekunde aus dem Wasser ziehen. „Aus eigener Kraft hätte ich es nicht geschafft hochzutauchen“, sagt Richard Kling, der bei dem Unfall Prellungen am ganzen Körper erleidet. Dass er um ein Haar ertrunken wäre, daran will er nicht denken. „Der Herrgott wollte mich eben noch nicht.“ Bevor ein Begleitschiff die beiden Männer rettet, schmeißt Kling noch den Anker, damit die Strömung das Boot nicht noch weiter mitreißt.

Ganzer Besitz versinkt in den Fluten

Den Untergang kann er nicht verhindern. Wie es zu der Tragödie kommen konnte, kann sich der Frankfurter auch eine Woche später nicht erklären. Möglicherweise habe das Boot den Kaiserleifelsen gerammt. „Ich bin die Strecke vorher schon hundertmal gefahren, nie ist was passiert“, sagt er. Richard Kling verliert durch die Tragödie nicht nur sein Zuhause, in dem er seit zwei Jahren lebte. Sein gesamter Besitz versinkt in den Fluten – Renten-, Steuer- und Bankunterlagen, Familienfotos, Ausweispapiere, Möbel, Kleidung.

„Die Sachen hier habe ich mir von meinem Vater geliehen. Ich habe nichts mehr“, sagt der 58-Jährige, der in Sachsenhausen eine Bäckerei betreibt und Obermeister der Bäckerinnung Frankfurt ist. Das 15 Meter lange und fünf Meter breite Hausboot soll in dieser Woche mithilfe eines 500-Tonnen-Krans geborgen werden. Bis zu 50.000 Euro könnte das kosten. Da Richard Kling lediglich eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen hatte, könnte er auf den gesamten Kosten sitzen bleiben. „Das wäre die zweite Katastrophe“, sagt der 58-Jährige.

Seine beiden Töchter haben deshalb eine Spendenaktion gestartet. Hoffnung, dass die „Maan Queen“ noch zu retten ist, hat Richard Kling keine. „Wahrscheinlich muss ich sie verschrotten. Vielleicht kann ich noch ein paar Bauteile weiterverwenden.“ Bis dahin wohnt Kling auf seinem Sportboot. Auch das hat Kling selbst gebaut. Alles sei besser, als in einer Wohnung auf festem Boden zu leben. „Das ist auf Dauer nix für mich. Ich brauche das Wasser.“ Wer Richard Kling unterstützen will, kann online unter www.gofundme.com/richardkling spenden.

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