Malen ist seit vielen Jahren ihre Leidenschaft Ilse Krumpeter nimmt „Auf dem roten Sofa“ Platz

„Auf dem roten Sofa“ im Erich-Nitzling-Haus der Arbeiterwohlfahrt Frankfurt interviewte Dr. Renate Wolter-Brandecker (links) Ilse Krumpeter. Die 96-Jährige erzählte aus ihrem bewegten Leben und wie sie zum Malen gekommen ist. Foto: Schieder

Ostend (ms) – Seit mehreren Jahren gelingt es Renate Wolter-Brandecker immer wieder interessante Persönlichkeiten aus dem Rhein-Main-Gebiet in der Veranstaltungsreihe „Auf dem roten Sofa“ zu interviewen. Diese Veranstaltungen sind eine Kooperation des Frankfurter Bundes für Volksbildung und der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Frankfurt. Sie finden regelmäßig sechsmal im Jahr entweder im Erich-Nitzling-Haus der Awo oder im Stadtteilzentrum Sossenheim statt.

Am Dienstag war dort Ilse Krumpeter zu Gast. Die 96-Jährige blickt auf ein bewegtes Leben zurück und konnte sich erst im Rentenalter ihrer Passion Malen hingeben. Geboren wurde sie 1919 in Cottbus. Der Großvater besaß eine Fabrik, der Vater war Bergingenieur. Sie wuchs in einem Vier-Mädel-Haus auf. Bis 1939 besuchte sie die Schule und machte Abitur. „Wir haben immer getan, was verlangt wurde“ erinnert sich die alte Dame. Nur ihre ältere Schwester fügte sich nicht und wuchs dann bei Verwandten auf. Dadurch bekam Ilse Krumpeter ein Zimmer für sich allein in der Sechs-Zimmer-Wohnung.

Von den Nazis hat sie nur wenig mitbekommen. Sie selbst war im BDM. „Aber für meine Eltern waren das wohl schwierige Zeiten“, erinnert sie sich. Da gab es Prügeleien zwischen Nazis und Kommunisten, es gab viele Bettler und Armut. Weil sie nahe der Synagoge wohnten, bekam sie natürlich auch mit, dass sie brannte und Geschäfte zerstört wurden. „Ich war ein schüchternes Kind, aber den BDM fand ich toll“, stellte sie fest.

Weg führte nach Berlin

In der Tanzstunde traf sie dann auf einen ebenfalls schüchternen Verehrer, was problematisch war. Ihr Vater bestimmte dann, dass sie Schreibmaschineschreiben lernen und auf eine Fremdsprachenschule gehen sollte. So führte ihr Weg sie ins nahe Berlin. Dort machte sie schwierige Erfahrungen und musste viel arbeiten.

Nach einer Evakuierung in den Oderbruch floh sie vor den Russen nach Berlin. Dann kam sie erst nach Süddeutschland, dann nach Celle und später nach Bielfeld, nachdem sie aus der DDR geflohen war. „Ich habe einen lieben Sohn und Enkel. Sie leben in Eschborn“, erklärte sie, wie es sie als Rentnerin nach Frankfurt verschlagen hat. Zuvor hatte sie stets als Sekretärin gearbeitet und zuletzt als Chefarztsekretärin. In ihrer Freizeit und im Urlaub ist sie viel gereist, besuchte Theater und Konzert. Schon in Göttingen begann sie sich für Kunst zu interessieren und besuchte Kurse an der Volkshochschule.

In Frankfurt stieß sie dann zur Malakademie. „Ich war in der Zobelstraße von Anfang an dabei.“ Hier wurde ihr zwar nichts vorgegeben, aber es gab immer Ratschläge. „Ich male nicht gegenständlich und ich bin eine Schnellmalerin. Nur große Bilder brauchen schon mal drei Tage“, stellte sie fest. Zum Malen kommt sie immer in die Malakademie, weil ihre Wohnung dafür zu klein ist. Ihre erste Ausstellung hatte sie mit 80 Jahren. Ihre letzte Ausstellung waren die „Lieblingsbilder“ in Bornheim. „Ich habe hundert Bilder im Bauch“, erklärte sie auf die Frage, ob sie weiter malen wolle.